Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
nachdem er die gotischen Buchstaben betrachtet hatte. »Es ist eine Oper von Weber, ich kenne sie. Hier, sieh mal, hier steht › Oper ‹ . « Sein Finger schwebte über die verzierten Buchstaben.
    »Weber? Wer ist das überhaupt?« Balilati befühlte den Einband. »Das ist nicht einfach ein Buch, das ist etwas Besonderes.«
    »Ich sehe es«, versicherte Michael und blätterte vorsichtig in den dicken Blättern. »Es sieht wie eine Erstausgabe aus mit Abbildungen von Bühnenbildern«, sagte er wie zu sich selbst. Ja'ir stieg vom Stuhl und legte einen gro ßen schwarzen Einband auf den Schreibtisch. »Ganz schön schwer«, seufzte er in Richtung Stapel. »Und so dick. Wie dick kann eine Oper denn sein? Es steht hier, eine Oper.«
    Michael blickte über die Schulter. »Es sind › Die Trojaner ‹ von Berlioz. Ich habe davon gehört, aber ich habe die Oper noch nie gesehen. Sie wird sehr selten aufgeführt, denn schon gleich zu Beginn braucht man eine ganze Flotte auf der Bühne.«
    Ja'ir öffnete das Buch und begann zu blättern. Er betrachtete die Fotos, und behutsam blätterte er eine Seite nach der anderen um. »Das ist keine Bibliothek hier«, tadelte ihn Balilati und erhob sich von seiner Knielage. Er stand neben Ja'ir und schaute ihm über die Schulter, genau in dem Moment, in dem Ja'ir noch ein paar Seiten umschlug und den Einschnitt in der Partitur sah.
    Für ein paar Sekunden schwiegen alle drei. Es war fast der einzige Moment, in dem durch einen vollkommenen Zufall alle drei vor dem Tisch standen, Michael und Balilati zu beiden Seiten von Ja'ir, und sich ein Buch betrachteten. Bis Balilati laut ausatmete und sich setzte.
    Michael zog ganz behutsam die Packung aus dem Hohlraum, die mit einem dünnen Papier umwickelt war, legte sie auf den Tisch und faltete das Papier auseinander, bis die dik ken, fleckigen Seiten sichtbar wurden. Seine Hände zitter ten. »Millionen« , flüsterte Balilati. »Ist das Millionen wert?«
    Ja'ir räusperte sich. »Es ist wie in einem Roman«, staunte er. »Im Fall Arbeli haben wir nichts gefunden, außer Fasern von Kleidern im Auto, von denen ein Teil den Opfern gehörte und ein Teil nicht einmal identifiziert werden konnte. Und hier – wir suchen und suchen und schon finden wir etwas.«
    »Alle Achtung«, dröhnte Balilati und klopfte kräftig auf die Schulter des Wachtmeisters. »Sehr gute Arbeit!«
    Ja'ir errötete, senkte den Kopf, blieb einige Sekunden in dieser Position, richtete sich wieder auf, schnupperte, sah zum Fenster und rief aufgeregt: »Ich habe doch gesagt, daß es Regen gibt. Und, hatte ich recht? Genau vor zwei Tagen haben wir die Baumwolle eingefahren, was für ein Glück! Vor dem ersten Regen.«
    Und tatsächlich fiel laut plätschernd schwerer Regen. »Das ist ein bißchen viel für den Anfang«, sagte Michael und beeilte sich, das Fenster zu schließen. »So plötzlich, ohne Warnung.«
    »Sie haben es im Radio gesagt«, sagte Balilati und sah wieder die Papiere an. »Es ist immer so mit dem ersten Regen. Was willst du, wir feiern doch das Laubhüttenfest. Am Laubhüttenfest gibt es immer eine Sintflut. Ein paar Tropfen sind schon vor einer Woche gefallen. Warum rufst du ihn nicht rein, damit er es sich ansieht?«
    »Ich hole ihn gleich«, sagte Michael und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Auf einmal verstehe ich, daß sie es tatsächlich sein könnten. Großer Gott!« murmelte er und sah die erste Seite an, die Tintenkleckse über einem Wort, das er zwischen den Notenlinien nicht lesen konnte.
    »Komm mal her!« schrie Balilati. »Zieh einen Handschuh an!« Er zog ein paar dünne Handschuhe aus der Hosentasche, reichte sie Michael und folgte dessen Bewegungen, als er sie anzog. »Es ist genau, wie er sagte«, meinte Balilati be geistert. »Es ist wirklich ein dickes, faseriges Papier. Fühl mal, fühl mal in der Ecke! Wir müssen die Spurensicherung alarmieren. Sieh es dir an, das Leben ist wirklich ... ich war mir sicher, daß wir hier nichts finden würden. Gehen Sie und sagen Sie den Kollegen, sie können aufhören zu suchen«, wies er Ja'ir an.
    Isi Maschiach saß in der gleichen Position auf dem Stuhl, in der sie ihn verlassen hatten; sein Körper war eingefallen, sein Gesicht in seine Hände vergraben, und seine Finger wa ren von der Mitte der Wange bis zum Ende der Stirn gespreizt. Er zog langsam die Hände weg und sah Michael mit einem leeren Blick an.
    »Es gibt etwas, von dem wir möchten, daß Sie es sich ansehen«, sagte Michael in einem

Weitere Kostenlose Bücher