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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Deutschland noch gar keine Truthähne, denn Columbus hat sie erst am Ende des 15. Jahrhunderts aus Amerika eingeführt. Hast du das gewußt?«
    Ein Brummen genügte. In der dritten Schublade lagen nur Zigarren, zwei benutzte Karten und alte Programme von Konzerten. Er ging zum Wandschrank.
    »Und was hat sich schließlich herausgestellt? Daß dieser Malskat das Fresko selbst gemalt hatte. Und diese Geschichte hat verschiedene andere Gaunereien von ihm aufgedeckt. Zum Beispiel die Sache mit den Heiligen in einer gotischen Kirche. Hast du davon gehört?«
    »Nein.«
    »Nun, es war so: Als Lübeck im Zweiten Weltkrieg bombardiert wurde, wurde eine gotische Kirche getroffen, und der Putz fiel schichtweise von den Wänden. Man hat einen Restaurator bestellt, um sie zu restaurieren, und dabei ist eine ganze Wand mit mittelalterlichen Darstellungen entdeckt worden. Und 1951, nach drei Jahren Restaurierung, haben sie für diese Wand eine bombastische Zeremonie veranstaltet. Es war eine Reihe von Heiligen aus dem Neuen Testament abgebildet, jeder drei Meter hoch. Nirgendwo in Deutschland hatte man je solch große, schöne Heilige aus dem Mittelalter gesehen. Was meinst du, was für ein Theater darum gemacht wurde. Sogar die Deutsche Post hat schnell eine Reihe Briefmarken mit diesen Heiligen herausgebracht. Sicher sind sie heute ein Vermögen wert. Diese Briefmarken«, dachte er laut mit Melancholie. »Hörst du?«
    Michael murmelte aus dem Wandschrank. Er zog ein Paket mit Partituren heraus und wühlte kraft Trägheitsprinzip und völliger Resignation in Mänteln und Smokingjacken und breitete sogar einen zusammengefalteten Kaschmirpullover aus, als ob man zwischen seinen dünnen Falten etwas hätte verstecken können.
    »Und alle lobten und priesen den Restaurator, der die Bilder rettete und restaurierte. Und was geschah? Sein Assistent war Malskat, der mit den Puten. Und als man ihn mit den Truthähnen erwischte, gestand er, daß er eigenhändig alle einundzwanzig Heiligen gemalt hatte, die als Entdekkung gefeiert worden waren. Und daß er im Laufe der Jahre Ölbilder der großen französischen Impressionisten ge fälscht hatte, eine Menge solcher Geschichten gibt es auf der Welt. Der berühmteste Sachverständige für Fälschungen war ein Holländer, van Meegeren, hast du von ihm gehört? Sogar das berühmteste Museum der Welt, die Uffizien in Florenz ... warst du mal dort?«
    Wieder genügte ein Brummen von Michael, der jedes Fach in dem Kofferset, das in dem Wandschrank stand, sorgsam überprüfte, während Ja'ir den Kopf von der Nische hob und sagte: »Nein, ich war noch nie in Italien. Nur in den USA, im Schüleraustausch.«
    »Sogar dieses Museum hat ein berühmtes Porträt von Leonardo da Vinci gekauft, und erst zweihundert Jahre später stellte es sich heraus, daß da Vinci es nicht gemalt haben konnte, denn durch Untersuchungen mit einer Laserkamera hat man entdeckt, daß bei jedem Pinselstrich die rechten Borsten tiefer in die Farbe gesunken waren als die linken. Verstehst du?«
    »Nein«, sagte Michael, der den Kopf aus dem Wandschrank streckte und Balilati erstaunt ansah.
    »Das ist es!« rief Balilati triumphierend. »Denn da Vinci war Linkshänder! Er hat gar nicht mit der rechten Hand gemalt! Das hast du nicht gewußt, was?!«
    Michael bestätigte widerspruchslos. Balilati sagte zu Ja'ir: »Kommen Sie mal her, junger Mann. Sie haben keinen kranken Rücken. Heben Sie den ganzen Stapel auf, mit dem sind wir fertig. Da ist nichts, und bringen Sie mir von dort oben diesen Stapel. Dafür müssen Sie hochklettern und die Glastüren öffnen. Sehen Sie nach, ob da ein Schloß ist, denn ich, auch meine Augen ...«, seufzte er, und seine Augen folgten Ja'ir, der vorsichtig auf den Tisch kletterte.
    »Es ist ein Schloß dran«, sagte Ja'ir. »Aber das ist kein Problem«, murmelte er. »Soll ich es aufmachen?« fragte er. Und mit Balilatis Bestätigung zog er eine Nadel aus der Tasche, lehnte sich vorsichtig gegen die Glastüren, und nach Sekunden zog er mühelos die Tür auf. »Ich hole die Sachen nacheinander raus. Sie sind schwer«, warnte er.
    »Was haben wir denn da?« murmelte Balilati und studierte ein großes Heft.
    »Zeig mal«, bat Michael, betrachtete es und sagte: »Weitere Partituren.«
    »Sieh nur, was für ein prächtiger Einband. Schwarzer Samt. Nicht mehr und nicht weniger. Was steht hier? Ich kann diese Buchstaben nicht lesen. Was ist es?« murmelte Balilati.
    »›Der Freischütz‹«, sagte Michael,

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