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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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zu begegnen. »Ich verstehe auch die Notwendigkeit. Aber das letzte Mal, als Sie hier Durchsuchungen durchgeführt haben, einen ganzen Tag lang, haben Sie ein Chaos hinterlassen. Wir haben zwei Tage lang aufgeräumt. Ich bitte, wenn es möglich ist ...«
    »Es wird alles seine Ordnung haben, wir tun unser Mög lichstes«, versprach Balilati und wartete, bis der Manager in seinem Büro verschwand und die Tür hinter sich schloß.
    »Wie könnten Originalnoten aus der Barockzeit aussehen?« fragte Michael Isi, der sich an die Wand des Flures lehnte. Im Neonlicht nahm sein Gesicht eine gelbliche Farbe an. Er drehte an dem Ring. Der grüne Stein blitzte auf und verschwand.
    »Wie ein Heft, wie ein Notenheft ...«, zögerte Isi Maschiach, »es könnten Doppelseiten sein. Normalerweise, so habe ich es jedenfalls gesehen, haben sie solch ein dickes, faseriges Papier benutzt. Sicherlich werden Rostflecken darauf sein. Sie müßten aussehen wie ein großes Notenheft.«
    »Hast du gehört?« fragte Michael Balilati. »Sag ihnen, sie sollen nach so etwas suchen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß die Noten einfach so im Magazin liegen ... in den Kisten«, sagte er nach kurzer Bedenkzeit. »Wir kümmern uns jetzt um sein Büro.«
    »Sie«, befahl Balilati Isi Maschiach, »warten draußen! Gibt es hier eine Bank oder einen Stuhl in der Nähe der Tür? Nein? Dann holen wir einen. Sie warten draußen. Wir ru fen Sie, wenn wir etwas finden!« sagte er mit offenkundiger Skepsis.
    Michael hob an, etwas zu sagen. »Diskutiere jetzt nicht mit mir«, wies ihn Balilati zurecht. »Ich kann nicht arbei ten, wenn mir irgendwelche Typen zwischen den Beinen herumlaufen. Außerdem«, fügte er hinzu, als sie in Theos Büro standen, »erklärst du mir die ganze Zeit, daß du ihm nicht sagen willst, um welche Handschrift es geht, um zu sehen, ob er sie von sich aus identifizieren kann. Wozu brauchst du ihn dann hier drinnen?«
    »Du hast recht«, entschuldigte sich Michael.
    »Nicht, daß ich glaube, daß wir hier etwas finden«, beklagte sich Balilati. Er steckte die Zipfel seines Hemdes in den breiten Gürtel seiner Hose und faßte sich an den Rücken. »Wir haben hier schon gesucht. Einen ganzen Tag lang.«
    »Aber damals haben wir nach einer Saite gesucht«, rief Michael ihm in Erinnerung.
    »Die wir nicht hier gefunden haben. Auch die Papiere haben wir schon durchgesehen«, murmelte Balilati.
    »Aber wir haben nicht nach Noten gesucht. Man findet nicht, wonach man nicht sucht. Wie soll man etwas finden, von dessen Existenz man nicht einmal weiß.«
    »Quatsch«, Balilati winkte ab, »das ganze Leben lang finde ich irgendwelchen Kram, nach dem ich nicht gesucht habe. Meistens genau dann, wenn ich nicht danach suche. Und du, wer hat denn ein Kind gefunden, als er nicht danach suchte?« fragte er herausfordernd und erschrak über die eigene Dreistigkeit.
    »Meine Güte, wie mein Rücken verspannt ist!« Er verzog das Gesicht. »Hoffentlich geht es mir nicht wie vor einem Jahr ... Warum mußt du eigentlich alles eigenhändig machen? Warum müssen wir überhaupt selbst suchen?« fragte er plötzlich verbittert. »Du hättest präzisieren können, was gesucht wird. Dann hätten wir ein paar Leute abgestellt, die das Gebäude auseinandergenommen hätten.«
    »Du mußt ja nicht mitmachen. Ich kann es mit ihm durchziehen. Und du ...«
    »Nein, mein Freund«, Balilati kniete vor dem Bücherschrank, »das werde ich mir nicht durch die Lappen gehen lassen. Die Wahrheit ist, ich glaube nicht, daß wir etwas finden. Aber für die zweieinhalb Prozent Wahrscheinlichkeit, daß wir hier auf etwas stoßen, bin ich trotz meiner Rückenschmerzen bereit mitzumachen.«
    »Es wird regnen.« Ja'ir sog die Luft ein, nachdem er das große Fenster geöffnet hatte. »Ich spüre es, noch heute, heute abend wird es regnen. Vielleicht tut Ihnen deshalb der Rücken weh. Meinem Vater schmerzt an solchen Tagen das Bein.«
    Balilati sah ihn grimmig an.
    »Ich liege meistens richtig. Sehen Sie die Wolken?« fragte Ja'ir standhaft.
    »Weißt du«, sagte Balilati, als er einen Bücherstapel aus dem Schrank zog und auf dem Teppich vor sich verstreute, das untere Regalbrett untersuchte, mit der Zunge schnalzte und zu blättern begann, »als ich mich mit diesem Bild beschäftigt habe, habe ich eine Menge über Fälschungen erfahren. Auch wenn wir sie finden – ich halte es ja für un wahrscheinlich, aber sagen wir, wir finden sie –, wird es eine ganze Weile dauern, bis wir

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