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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ihr nichts sagt, dann eben nicht. Was setzen wir schon aufs Spiel? Wir können uns jetzt nicht mit der Frage aufhalten, was für sie gut ist und was nicht.«
    »Ein aufgenommenes Geständnis zählt nicht vor Ge richt. Und wenn er es sich anders überlegt?« bemerkte Awram.
    »Sie wird nicht einverstanden sein«, sagte Michael, der spürte, wie eine physische Angst in ihm hochstieg. Wie der Schweiß anfing, seine Achseln zu nässen.
    »Wir müssen es ihr nicht so präsentieren«, protestierte Balilati scharf. »Wenn du keine besondere Beziehung zu ihr hättest ... Wenn es um jemand Fremden ginge, hättest du kein Problem damit. Wo sind wir hier? Haben wir uns etwa geschworen, immer bei der Wahrheit zu bleiben? Du weißt, daß es für die Dynamik das richtige wäre.«
    »Ach die Dynamik«, murmelte Michael, »die heilige Dynamik.«
    Balilati sah ihn vorwurfsvoll an. »Du hast dieses Wort von der Zentralen Sonderkommission für Kapitalverbre chen mitgebracht. Und du hattest nicht so viele Einwände, wenn es um Fremde ging«, sagte er giftig. »Aber hier. Hier geht es scheinbar um Familienangelegenheiten.«
    Schorer räusperte sich. »Es reicht jetzt, Dani, wir haben verstanden«, sagte er und zerrieb das verbrannte Streichholz, das er aus dem Aschenbecher vor Michael gefischt hatte.
    »Vielleicht ...«, zögerte Wachtmeister Ja'ir. Alle wandten sich ihm zu und sahen ihn überrascht an, als ob seine Anwesenheit in Vergessenheit geraten war, »... können wir einen Moment zurückkommen auf die Sache, die der Chef erwähnt hat. Was war das, die Dynamik des Verhörs? Ich war einmal in einem Vortrag von ihm«, er machte ein Zeichen in Richtung Michael, »ich verstehe nicht, warum er es nicht selbst machen kann. Wir haben doch deutlich gesehen, daß sie hohes Fieber hat und Schüttelfrost und daß sie sich erbricht. Sie ist wirklich in einem miserablen Zustand. Ich persönlich denke, daß sie zu schwach ist für so etwas.« Er heftete seine braunen Augen auf Michael, der ihn in diesem Moment zum ersten Mal wahrzunehmen schien und dem Balilatis spöttische Bemerkung einfiel, daß Ja'ir ihn an Michael erinnere, wie er vor zwanzig Jahren war.
    »Sie wissen sicherlich so gut wie ich«, sagte Balilati ungeduldig, »daß es um Dutzende von Stunden geht und daß es auf die Vernehmungstechnik ankommt. Schließlich stre ben wir hier keine frontale Auseinandersetzung an. Man hat es Ihnen gewiß beigebracht, daß wir hier niemanden anschreien: ›Sie lügen‹, oder so etwas. Hier gibt es keine Dra men wie im Film. Es ist kein Geheimnis, daß wir sie über die Vernehmungstechnik zu Fall bringen. Diese ganze Angelegenheit erfordert ... eine Art von zwischenmenschlicher Beziehung. Solch eine Beziehung kann niemand von uns zu diesem Theo van Gelden aufbauen.«
    »Ich bin nicht Ihrer Meinung«, sagte Ja'ir freundlich. »Ich denke, daß Kommissar Ochajon auch dazu in der Lage wäre.«
    Schorer neigte den Kopf und schob den Papierstapel mit dem Bericht des Pathologen von sich. »Müssen wir uns ge rade jetzt plötzlich mit Fragen über die Psychologie des Ver hörs beschäftigen?« murrte er und faltete die Hände.
    »Ich weiß nicht, ob er recht hat«, sagte Michael und deutete auf Ja'ir. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich eine Beziehung zu ihm aufbauen könnte. Ob er das Bedürfnis hätte, sich vor mir zu rechtfertigen. Selbst wenn er nicht wirklich glaubt, daß ich ein Idiot bin. Für ihn bin ich ein Objekt. Wenn er von mir nicht etwas Bestimmtes will, bin ich beinahe Luft für ihn. Aber das ist etwas, das sich im Laufe eines Verhörs ändern kann.«
    »Eine solche Situation kann zwischen euch wahrhaftig nicht entstehen. Dieser Mensch ist derart von sich selbst ein genommen. Dafür, für solche Situationen, gibt es Variationen. Es gibt Fallen«, lehnte sich Balilati auf. »Du kannst nicht bei ihm erreichen, was du bei General Bitan von der Luftwaffe erreicht hast. Dort ging es, davon abgesehen, nicht um Mord, sondern um Veruntreuung. Und dort ... « , er nickte wie ungewollt begeistert mit dem Kopf, »dort hast du wirklich gute Arbeit geleistet. Aber wenn man die Verhöre liest, sieht man, in welche Richtung und wie weit du mit ihm gegangen bist. Was zwischen euch gelaufen ist. Und das basierte wirklich einzig und allein auf seinem Vertrauen in dich und darauf, wie wichtig es ihm war, was du über ihn denkst.«
    »Ich kenne diese Verhöre nicht«, sagte Ja'ir unerschrokken. »Ich würde gerne wissen, was dort genau passiert ist und wie man

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