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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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mit gegenseitiger Hilfe«, sagte er ausweichend, »ein durch und durch positiver Verein. Sogar die Bußgelder werden gespendet.«
    »Welche Bußgelder?«
    »Wir spenden für alle möglichen Organisationen. Wir zahlen Mitgliedsbeiträge und Bußgelder. Wenn einer die Rede eines anderen unterbricht oder stört, dann wird er vom Offizier der Loge zur Kasse gebeten. Es steht da so eine Silberschale«, sagte Balilati und machte sich an den Knöpfen seines Streifenhemdes zu schaffen.
    »Geht es bei den Treffen um Geselligkeit?«
    »Sieh mal«, sagte Balilati, »ich rede nicht gern darüber. Wenn du ernsthaft interessiert bist, wenn du es dir einmal ansehen willst, um zu überlegen, ob du mitmachen willst, kann ich dich gern mal als Gast einführen. Ich bin meinem Vater zuliebe dazugestoßen. Als er gestorben ist, bin ich ge blieben ... Ich finde die ganze Sache nicht schlecht. Van Gel den war übrigens eine herausragende Figur. Darum fühle ich mich meinem Bruder verpflichtet. Wir nennen uns untereinander Brüder«, beeilte er sich zu erklären. »Die Verpflichtung der Brüder füreinander hat vor fast allem Vorrang. Nicht gerade vor der Familie, aber sonst vor fast allem.«
    »Ja, aber von den Spenden und den Vorträgen abgesehen, was macht ihr sonst noch?«
    »Verschiedene Dinge. Rituale. Diskussionen. Man informiert uns über die Aktivitäten der Großen Loge in England, über Änderungen in der Verfassung, alles mögliche. Wir treffen uns, Menschen die sich zu gegenseitiger Hilfe ver pflichtet haben, innerhalb der Loge und außerhalb der Loge.«
    »Ich habe noch nie davon gehört«, sagte Michael erstaunt. »Ich war sicher, daß sie ... daß sie längst nicht mehr existieren. Wo treffen sie sich, ich meine, wo trefft ihr euch, habt ihr einen bestimmten Ort, ein Gebäude, eine Wohnung?«
    »Wir haben ein ganzes Gebäude«, sagte Balilati eingeschnappt. »Ein ordentliches Gebäude mitten in der Stadt, in der Even-Yisra'el-Straße.«
    »Allen Ernstes?«
    »Es ist völliger Ernst«, Balilati legte die Hand auf seine Brust. »Warum nicht? Was ist daran auszusetzen? Sogar der frühere Polizeipräsident war Mitglied der Loge. Viele Leute dort sind Professoren, Intellektuelle. Es sind Leute dabei, die hohe öffentliche Ämter bekleiden, wir haben einen Richter, Wissenschaftler ... Was wundert dich so daran?«
    »Ich glaube, es ist wegen Mozart. Wegen der Zeit, die seit her vergangen ist. Wegen der ›Zauberflöte‹.« Er sah Balilati verlegen an, als frage er sich, ob es einen Sinn machte, es ihm zu erklären. Balilatis Augen waren auf ihn geheftet, und darum sagte er unentschlossen: »Es ist eine Oper von Mozart. Es gibt darin eine ganze Geschichte über die Mächte des Lichts und die Mächte der Finsternis und die Zeremonien der Freimaurer. Kennst du die Oper?« Balilati schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, ob es bei euch genauso ist ... Aber in der Oper ... In der Oper muß der Held eine Mutprobe beste hen ... Die ganze Sache ist sogar in der Oper sehr ... Mozart und sein Vater waren auch ...«
    Balilati verlor die Geduld: »Und so habe ich die Bekanntschaft von van Gelden gemacht. Ich bin auch hin und wieder in seinen Laden gegangen und habe mich mit ihm über Sigi beraten. Du weißt ja, wie schön ihre Stimme war. Ich wollte, daß sie etwas daraus macht. Sie hat die Stimme meiner Mutter. Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Wir haben sie zum Gesangsunterricht geschickt, mit Noten und all dem Drumherum, am Ende ist nichts daraus geworden. Auch sein Geschäft war etwas Besonderes.«
    »Ich kann mich nur an Noten- und Bücherstapel erinnern und an merkwürdige Instrumente.«
    »Er wußte genau, wo alles lag«, versicherte Balilati. »Er hatte alles im Kopf. Er sah nur aus wie ein Wirrkopf, in Wahrheit stand er mit beiden Beinen auf der Erde. Was er nicht wußte, wußte sein Adjutant. Diese Vogelscheuche Herzl Cohen.«
    »Was für ein Adjutant?«
    »Er hatte einen Angestellten. Der war seine rechte Hand und wußte über alles Bescheid. Frag doch deine Freun din.«
    Michael dachte an die Beharrlichkeit Nitas, Herzl zu informieren, aber etwas hinderte ihn daran, sie in dieser Situation zu erwähnen: »Warum ist er nicht im Bilde, dieser Angestellte?«
    »Zur Zeit? Meinst du, wo er jetzt ist? Wir suchen ihn ...«
    »Habt ihr euch auch außerhalb getroffen, außerhalb der Loge? Ich meine, hast du dich mit van Gelden außerhalb der Loge, beispielsweise bei ihm daheim, getroffen?«
    Balilati schnalzte. »Das gehört nicht zu

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