Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
Edinburgh liegt. Er ist Diabetiker und hat damit zur Zeit ein Problem, sie ha ben ihm ein Bein amputiert. Er hat derzeit kein Interesse an der Malerei ... Was soll man dazu sagen. Es ist besser, jung und gesund zu sein als alt und krank. Selbst wenn du Kohle hast.«
    »Wie groß ist deiner Meinung nach die Chance, den Fall aufzuklären?«
    »Gering«, gab Balilati zu. »Obwohl ich ihn wirklich gerne aufklären würde. Schon wegen der Loge und so. Wenn es jemand aus dem Ausland war, gibt es kaum eine Aussicht auf Erfolg. Es sei denn, irgendwas Unvorhergesehenes passiert. Wie du zu sagen pflegst, ›man hat schon Pferde kotzen sehen‹. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Es ist noch alles drin.«
    Michael sah auf die Uhr. »Ich muß los«, sagte er kleinlaut. »Ich habe versprochen, sie abzuholen ...«
    »Also, von heute auf morgen bist du Familienvater geworden«, lachte Balilati, »gewissermaßen.«
    »Ich muß die Kinderfrau heute früher ablösen.« Er spürte, wie er rot wurde, als er auf die Tür zuging. Balilati stand auf und beeilte sich, ihm die Tür aufzuhalten. Er sah im Flur nach rechts und nach links, packte Michael am Arm und fragte in verschwörerischem Tonfall: »Hast du Schorer auch nicht eingeweiht?«
    »Kein Wort habe ich ihm gesagt«, stieß Michael erschrocken aus. »Und du sagst ihm auch nichts!«
    »Ich?!« fragte Balilati eingeschnappt. »Ich wollte nur wissen, ob du es ihm gesagt hast. Ich dachte, er weiß alles über dich.« Die Genugtuung in seinem Lächeln war nicht zu übersehen.
     
    Die Kinderfrau ließ die Eingangstür hinter sich ins Schloß fallen, als er Ido die Windel wechselte. Ido strampelte mit den Beinen und blubberte fröhlich. Es läutete. Er beeilte sich, die Klebebänder zu befestigen, und hielt Ido auf dem Arm, als er Schwester Nechama die Tür öffnete, die keuchte und ihn überrascht ansah. »Ich habe vor einer halben Stunde mit der Kinderfrau telefoniert. Hat sie es nicht aus gerichtet?« Er rang nach Luft und konnte sich nur mit Mühe beherrschen, um nicht zu fragen, ob sie gekommen war, um Noa abzuholen. Er öffnete die Tür weit und lächelte angestrengt. »Sie sind blaß«, sagte sie besorgt, als sie auf den Stuhl fiel, auf dem sie bei ihrem letzten Besuch gesessen hatte. »Ihr habt es nicht leicht«, fügte sie mit offener Sympathie hinzu. »Was euch da passiert ist, ist eine schreckliche Geschichte.«
    Michael setzte sich auf den Stuhl neben ihr und nahm Ido auf seine Knie. Ido interessierte sich für die lange Kette und bäumte sich auf, um nach ihr zu greifen. Schwester Nechama breitete die Arme aus. »Willst du zu Nechama? Nechama holt dich auf den Schoß«, sagte sie verheißungsvoll und zog die Kette und die Schnur, an der die Brille baumelte, aus. Die Augen Idos folgten der Kette, die sie auf den Tisch legte, und der kleine Körper wand sich zwischen ihren Armen, während er versuchte, den grünen Blitz mit den Händen zu fangen. Die Schwester setzte ihn wieder auf Michaels Schoß.
    »Noa ist gerade eingeschlafen.« Er fand endlich seine Stimme wieder.
    »Wie macht sie sich?« fragte Schwester Nechama, reckte die Schultern und rieb sich den Nacken, als wolle sie ihn von einer Spannung befreien. Dann brachte sie Kette und Brille wieder zurück an ihren Platz.
    »Ich denke, es geht ihr gut«, sagte Michael und rügte sich ob der Lähmung, die ihn überfiel. »Die Ereignisse scheinen sie völlig unberührt zu lassen«, wagte er sich vor.
    »Nun ja, wir haben keine Möglichkeit, das herauszufinden«, warf Schwester Nechama ein. »Sie erzählen uns ja nichts.« Sie zwinkerte und kicherte. »Die Frage ist nur, ob das Verhalten der Kleinen sich geändert hat. Trinkt sie tüch tig, schläft sie schön? Ist sie friedlich?« Michael nickte, aber er begriff augenblicklich, daß das nicht genügen würde.
    »Kommen Sie, vergewissern Sie sich selbst«, sagte er und stand mit Ido auf dem Arm auf. »In meinen Augen geht es ihr prächtig.« Er versuchte, sie von seinem Platz an der Tür zum Besuch des Kinderzimmers zu überzeugen. Er bemühte sich, das winzige Zimmer, in dem es nicht einmal genug Platz für zwei Kinderbetten geben würde, mit den Augen von Schwester Nechama zu sehen.
    »Sie schläft ja gar nicht!« lachte Schwester Nechama schallend. »Sie ist ja hellwach, sehen Sie selbst.« Das Baby lag mit offenen Augen auf dem Rücken und spielte mit der Spieluhr, die über dem Kinderwagen baumelte. Die Schwester zog an der Schnur. Als sie die ersten Klänge des

Weitere Kostenlose Bücher