Ochajon 04 - Das Lied der Koenige
Zeit haben könnte, hast du daran mal gedacht?«
»Woran arbeitest du?« fragte Michael mißtrauisch.
»Sag mal, bist du gar nicht mehr bei der Sache? Liest du keine Zeitungen?! Hat dir diese Geschichte mit dem Baby – ich habe das Kind noch nicht einmal gesehen – wirklich so den Kopf verdreht? Hast du denn nicht mitbekommen, wer uns ins Netz gegangen ist?« Balilati sah ihn mit einem betont prüfenden Blick an. »Du bist nicht mehr der alte. Ich weiß nicht ... du bringst mich aus dem Konzept. Du bist völlig neben der Spur.«
»In der letzten Zeit«, gestand Michael verlegen, »bin ich nicht mehr so auf dem laufenden. Es gab verschiedene Dinge ...«
»Dann weißt du nicht, daß wir auf Bilder gestoßen sind, die Millionen wert sind? Picasso? Van Gogh?«
»Ich habe nichts davon gehört«, gab Michael verlegen zu.
»Wie denn auch? Du wärmst ja Tag und Nacht Fläschchen, wechselst Windeln, läufst nach Hause wie ... du bist nicht bei der Sache.« Balilati schüttelte den Kopf und heftete einen nachdenklichen Blick auf einen Sitz in der Vorderreihe.
»Wie oft willst du es mir noch sagen?«
»Du hörst dich schon wie eine Frau an«, sagte Balilati vorwurfsvoll. Michael verzog das Gesicht.
»Was bist du so empfindlich, ich mag Babys auch«, sagte Balilati ruhig und energisch kauend.
»Folgende Geschichte ist passiert«, sagte er und nahm die Beine vom Sitz, »hast du überhaupt den Nerv, sie dir anzuhören? Vor ein paar Tagen ist uns eine Frau ins Netz gegangen. Sie führt ein Kunstgewerbegeschäft in Tel Aviv. Eine gewisse Clara Amojal. Wir haben sie zusammen mit ei nem französischen Touristen erwischt, einem gewissen Claude Rafael. Angesehene Leute, keine Kinder mehr. Die Frau ist so um die fünfundvierzig, aber sie sieht aus – sie sieht wirklich gut aus.« Er hielt inne, als sähe er sie vor sich. »Mit acht Gemälden, darunter ein van Gogh und ein Picasso.«
»Wie seid ihr auf sie gekommen?«
»Wir wären nicht darauf gestoßen, wenn wir keinen anonymen Hinweis erhalten hätten«, gestand Balilati. »Wir wären nie darauf gekommen. Jemand hat vor zwei Tagen bei der Polizei angerufen und ihr Autokennzeichen durchgegeben. Das Betrugsdezernat hat sich an den Fall gemacht, und sie haben mich hinzugezogen, denn ich hatte schon vorher wegen der Sache van Gelden Kontakt zu ihnen aufgenommen. Wie dem auch sei. Wir haben sie auf der Strecke Tel Aviv-Jerusalem verhaftet. Wegen des anonymen Anrufs. Der Anrufer hatte nur gesagt, ein verdächtiger Wagen, es lohnt sich. Moti, du kennst ihn, dieser Grünschnabel hat beschlossen, der Sache nachzugehen. Er hat den Anruf ernst genommen. Sie haben den Wagen gestoppt und sechs Gemälde gefunden. Frag nicht! ... Ein Museum! Du sitzt in einer Wohnung in Jerusalem, in Yefeh Nof. Nicht weit von dem Haus, in dem Begin wohnte. In solch einer Wohnung von Ausländern mit den sechs Bildern aus dem Auto und den zweien, die wir dort noch vorgefunden haben, und du denkst, du bist in Paris. Das Bild von van Gelden war nichts dagegen.«
»Denkst du, daß es einen Zusammenhang zu dem Bild von van Gelden gibt?«
»Ich weiß nicht, ich tappe noch im dunkeln«, sagte Balilati. »Wir haben das Paar verhört, das im Auto saß, die Kunsthändlerin und den Franzosen, aber sie wissen nichts über van Gelden. Sie sind noch nicht lange im Geschäft. Es gibt anscheinend noch einen Mann in Jerusalem, der mit den beiden zusammenarbeitet, aber den haben wir noch nicht gefunden. Ich habe sie persönlich zwei Tage lang in die Mangel genommen. Mit dem Lügendetektor und so weiter. Wegen ihres Rechtsanwalts«, knurrte er, »habe ich eingewilligt, sie laufen zu lassen, wenn der Lügendetektor nichts ergibt.«
»Du hast eingewilligt? Wie konntest du?! Ihr habt sie schon gehabt, und du hast sie freigelassen?«
»Ich habe mir ausgerechnet, daß es sich lohnt«, unter brach Balilati ungeduldig. »Ich behalte sie im Auge. Sie wer den rund um die Uhr beschattet. Sie können in keine Ecke pinkeln, ohne daß wir davon erfahren. Wir haben alles im Blick. Die Wohnung, das Auto, das Geschäft in Tel Aviv. Vielleicht bringen sie uns weiter, wenn sie draußen sind. Außerdem waren ihre Aussagen über van Gelden in Ordnung. Da haben sie wohl die Wahrheit gesagt. Sie wissen nichts darüber. Interpol hat ein großes Interesse an diesem Fall.«
»Falls die Bilder keine Fälschungen sind«, warf Michael ein.
»Selbst wenn es Fälschungen sind, dann auf einem sehr hohen Niveau. Seit zwei Tagen wird überprüft, ob
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