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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Krankenwagen parkt gerade ein«, und mit dem Fuß stieß er nach der Eisentür, die weit aufschwang, um den Weg für den Arzt und die Tragbahre freizumachen.
    »Wir warten besser draußen«, sagte Michael zu Jigal Chajun, dessen Mutter auf dem Platz neben ihrer Tochter erstarrt war. »Der Doktor wird sie zunächst einmal hier untersuchen, bevor man sie in den Krankenwagen bringt«, fügte er hinzu. Wie um seine Worte zu bestätigen, trat in diesem Augenblick der Arzt ein, ein massiger, kurzatmiger Zwerg, der sein sorgfältig frisiertes blondes Haar, das wie eine Kappe auf seinem runden Schädel saß, befingerte und schnaufend hervorstieß: »Ich bitte darum, den Ort zu räumen.« Esther Chajun blickte ihn an und rührte sich nicht vom Fleck, auch als er sie direkt ansah. »Ich bin die Mutter«, hielt sie ihm entgegen, doch er befand sich schon auf den Knien neben Nesja und hielt das Stethoskop an ihre Brust. »Jetzt gehen Sie bitte hinaus, warten Sie einen Moment draußen«, befahl er ihr ungeduldig, und sie, unschlüssig, ob sie ihm gehorchen sollte, ließ sich von ihrem Sohn am Arm mit hinausziehen.
    Michael verließ ebenfalls den Raum und gesellte sich zu Wachtmeister Ja’ir und Wachtmeisterin Einat, die zwischen ihren Fingern ein Rosenblatt zerrieb. »Wie er die Hündin massakriert hat«, sagte sie und schaute dem schwarzen Plastiksack nach, den die Kollegen von der Spurensicherung am Zaun abstellten. »Möchten Sie eine gerichtsmedizinische Untersuchung, oder sollen wir das gleich mit zu uns nehmen?«, fragte einer von ihnen Michael, der mit den Achseln zuckte und fragend Wachtmeister Ja’ir anblickte.
    Ja’ir senkte den Kopf und musterte seine Füße, hob nach einem kurzen Augenblick sein Gesicht und sagte langsam: »Ich denke ...« Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Von irgendwoher tauchte Balilati auf, der ihm, als habe er nur auf ein Zögern gewartet, sofort ins Wort fiel: »Schade um die Zeit, es ist doch ziemlich klar, wie der Hund zu Tode gekommen ist. Vergiftet hat man ihn nicht, er hat ihm den Kopf zertrümmert, ihn zerhackt und ...«
    »Dann also zu uns? Direkt?«, fragte der Kollege von der Spurensicherung ungeduldig dazwischen, und Wachtmeister Ja’ir nickte.
    »Und alle Achtung, Junge«, sagte Balilati, ohne Ja’ir anzuschauen, und rieb sich die Hände, »ich hab nicht geglaubt, dass wir sie lebendig finden und auch noch heute! Wenn wir sie erst in ein, zwei Tagen gefunden hätten ... wirklich Respekt, hast du’s ihm schon gesagt?«, fragte er Michael, »hast du ihm das schon gesagt?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Falls er dir’s nicht gesagt haben sollte, dann sag ich es dir jetzt: Alle Ach tung, aber wirklich. Wenn wir sie heute nicht gefunden hätten, wäre sie nicht mehr am Leben. Garantiert hat sie innere Blutungen im Schädel, er hat ihren Kopf auf den Boden gedonnert, der Irre, garantiert hat sie einen Schädelbruch, und das ist extrem gefährlich«, erklärte er genüsslich, »wie seid ihr draufgekommen?« Ein unschuldsvoll hinterhältiger Ausdruck tauchte auf seinem Gesicht auf: »Sicher der Hund ... wegen der Hündin von dem Mädchen, oder? Der Hund wollte hier nicht weg, deswegen ...«
    »Der Hund hat auch vorher ganz oft gebellt«, sprudelte Einat heraus, »es war Ja’irs Idee, er ...«
    »Es war wegen der Rose«, entschuldigte sich Ja’ir, und sein Blick wanderte zur Eingangstür und dem darüber rankenden Strauch, »nein, nicht was Sie denken, ich habe einfach gesehen, dass da ein Zweig abgebrochen war, als ob jemand ... alles war verrostet, seit Jahren zu, und plötzlich ein Zweig, dem man an sieht, dass ihn jemand erst vor kurzem abgeknickt hat, noch nicht mal verdorrt.«
    Balilati seufzte und verdrehte die Augen. »Dann haben wir ja am Ende noch was von der Landwirtschaft, was, Ochajon?« Da Michael schweigend seine Kiefer aufeinander presste, blickte Balilati wieder den jungen Wachtmeister an und sagte: »Aber eins versteh ich nicht, wieso hast du denn überhaupt diesen Strauch angeschaut ... ein Rosa wie Altweiberunterhosen.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Ja’ir entschieden, »diese Schattierung findet man nirgends, die Farbe kann man über haupt nicht nachmachen.«
    »Blödsinn«, Balilati winkte wiehernd ab, »glaub mir’s, das ist Unterhosenrosa.«
    Michael beschirmte mit einer Hand das Feuerzeug, und für einen Moment, im Licht der aufspringenden Flamme in seiner Hand, sah er Adas Oberschenkelwölbung, ihre glatten Schultern, den Hals und

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