Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
alles, was er im Leben macht? Die ganze Zeit sein Auto waschen?«
»Es gibt solche Menschen«, sagte Michael in nachdenklichem Ton, »zwanghaft, sie müssen... besonders, wenn das Auto völlig neu ist, so wie das da.«
»Als der Hund beim Haus der Bascharis war, aber auf der an deren Seite, nicht unter dem Fenster der Bascharis, sondern in der Hofhälfte von den Beneschs, hat er ganz besonders getobt, neben der Judenkirsche, und ich war ... ich dachte ...«
Michael beugte sich zum Autofenster hinunter und blickte Eli Bachar an, der sich mit der Hand über die Stirn fuhr und murrte: »O.k. Ich hab ja verstanden. Ich sage Zila, dass wir uns verspäten. Sie wird eben noch weiter mit diesem Mosche Avital dort rumsitzen müssen, der schon seit zwei Stunden wartet.«
»Dann kommen Sie«, sagte Michael geduldig zu Ja’ir. »Wenn Sie gern mit ihm reden möchten, dann kommen Sie, gehen wir hin.«
Vielleicht wegen der Musik aus dem Autoradio und dem Ge räusch des fließenden Wassers – Joram Benesch klopfte mit seiner Ferse mitten in der Pfütze im Takt der Bässe – bemerkte er sie nicht, bis sie ganz dicht neben ihm standen. Michael räusperte sich, Joram Benesch drehte sich erschrocken um, und der Gummischlauch rutschte ihm aus der Hand und versprühte sein Wasser über die betonierte Parkplatzfläche.
»Entschuldigen Sie einen Augenblick«, sagte Ja’ir, »ich wollte Sie nur etwas fragen.«
Joram Benesch blickte ihn an und sagte: »Ach, Sie sind’s, was ... Sie haben doch schon ...«
»Vielleicht sollten Sie besser den Hahn zudrehen«, meinte Ja’ir, »ist es nicht schade um das Wasser? Und wissen Sie nicht, dass es verboten ist, einen Wasserschlauch zum Autowaschen zu benutzen, dafür gibt es ziemlich hohe Geldstrafen.«
»O.k., in Ordnung, schon gut, ich dreh ja schon ab. Man könnte glatt meinen, Sie zahlen die Wasserrechnung«, maulte Joram Benesch und eilte leicht hinkend davon. Als er zu ihnen zu rückkehrte, gewahrte Michael einen großen roten Fleck an seinem Fußknöchel. »Wir haben eine Taubenplage«, erklärte Joram Benesch, »wenn man unter diesem Baum parkt, ist das ganze Autodach voll damit. Wenn Sie auf dem Dach des Autos diesen ... ihren Shit drauflassen, gibt es danach Flecken, die nicht mehr weggehen, das ruiniert die Farbe.«
»Die Tauben kommen trotz der Überdachung hier hinein?«, interessierte sich Ja’ir, und Michael, der auf dem Bürgersteig stehen geblieben war, verschränkte in ergebener Erwartung die Hände, wie jemand, der kein wirkliches Interesse am Geschehen hat.
»Nein, das Auto ist draußen gestanden und ...«
»Warum ist es draußen gestanden, wenn Sie einen eigenen Parkplatz haben?«, hakte Ja’ir mit unschuldigem Gesicht nach und bückte sich zum Hinterreifen hinunter.
Joram Benesch nahm die schmale Sonnenbrille ab, und seine tiefblauen Augen kamen zum Vorschein, mit denen er den Wachtmeister feindselig musterte. Sein rechtes Auge war gerötet, ein Kratzer war darunter zu sehen. Er legte die Sonnenbrille aufs Autodach, wischte sich die Hände an den Hosennähten ab, einmal und noch einmal, und steckte sie in die Taschen.
»Was suchen Sie dort?«, forschte er und näherte sich dem Hinterreifen, doch Ja’ir hatte sich bereits aufgerichtet und steckte seine Hände ebenfalls in die Hosentaschen. »Warum war kein Platz?«, fragte Ja’ir, »haben Ihre Eltern alles besetzt?«
»Ja, es gibt gerade mal Space für zwei.«
»Sie haben den Parkplatz von der Gartenfläche weggenommen«, bemerkte Ja’ir in kritisierendem Ton.
»Ja, aber da ist noch genug Garten auf den Seiten und hinten,« wandte Joram Benesch ein, »und wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen« – er warf einen Blick zu Michael hinüber –, »ich habe den Schlauch abgedreht, oder? Also haben Sie nichts mehr zu ... Ich habe es nämlich eilig, also, you guys, besser, Sie sagen mir, ob es noch etwas gibt, das Sie von mir wollen, denn falls nicht, muss ich ...« Seine Stimme erstarb, und seine Augen husch ten von Ja’ir zu Michael. Beide schwiegen.
»Man hat mir gesagt, dass Sie das Mädchen gefunden haben«, sagte Joram Benesch, »alive and well, und dass ihr gar nichts pas siert ist.«
»Es ist ein wenig übertrieben, zu sagen, ihr sei gar nichts passiert«, bemerkte Ja’ir, »sie ... man hat sie mörderisch zusammengeschlagen.«
»Ich meinte, dass sie am Leben ist und wieder in Ordnung kommt, so habe ich es sagen hören, die Nachbarin«, er wies mit dem Kopf zu dem Wohnblock hinüber, »ist
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