Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
gekommen, um es meiner Mutter zu erzählen. Ich habe gehört, dass sie nicht bei Be wusstsein ist, stimmt das?«
»Wo waren Sie gestern Abend?«, fragte Michael, und Joram Beneschs Oberlippenrand zuckte, als er erwiderte: »Wie, wie bitte? Was soll das heißen?«
»Ganz einfach«, gab Michael zurück, und seine Augen ruhten wieder auf dem verletzten Knöchel, »wo Sie gestern Abend waren?«
»Warum fragen Sie das?«, entrüstete sich Joram Benesch.
»Sie sind schließlich spät zurückgekommen«, bemerkte Michael in aller Gemütsruhe, als würde diese Erklärung allein die Frage rechtfertigen.
»Who said so?«, verlangte Joram Benesch zu wissen, »wer hat gesagt, dass ich überhaupt das Haus verlassen habe?«
»Dann haben Sie es also nicht verlassen?«, fragte Michael, »Sie waren den ganzen Abend zu Hause?«
»Ich verstehe nicht, was Sie das angeht«, murrte Joram Benesch und angelte nach der Sonnenbrille auf dem Autodach, »bin ich Ihnen etwa Rechenschaft schuldig für irgendetwas?« Mit scharfer Bewegung knallte er die Autotür zu.
»Entschuldigen Sie noch einen Augenblick«, sagte Wachtmeister Ja’ir, umrundete das Auto und öffnete die rechte Vordertür.
Joram Benesch fuhr auf, ballte die Hand zur Faust und schlug auf das Autodach: »Was machen Sie da? Sie können nicht ... wie ... das ist mein Auto ...«
»Das ist genau der Punkt«, war Ja’irs Stimme zu vernehmen, der sich zum Wagenboden hinuntergebeugt hatte, »gerade weil das Ihr Auto ist.« Er zog den Kopf wieder heraus und richtete sich auf. »Und Sie müssen jetzt mit uns mitkommen.«
»Was?«, fragte Joram Benesch entsetzt. »Wieso denn? What the hell ... was wollen Sie von mir?«
»Sie haben ihn gehört«, bestätigte Michael, ohne den Wachtmeister anzusehen, »Sie müssen jetzt mit uns zum Verhör mitkommen. Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.«
»Dann fragen Sie!« Joram Benesch erhob die Stimme. »Be my guest, wer hindert Sie denn daran zu fragen? Warum soll ich ...« Wieder huschten seine Augen zwischen den beiden hin und her, und am Ende landeten sie auf Eli Bachar, der auf der anderen Straßenseite die Tür des Streifenwagens zuschlug. »Hören Sie«, sagte er mit unverhohlener Wut, wobei nicht klar war, wen von beiden er ansprach, »meinen Sie, ich sei irgendein Analphabet mit null Durchblick? Ich bin nicht verpflichtet, mit Ihnen irgendwohin mitzukommen, wer bin ich denn? Irgendein Araber, den Sie so schikanieren können? Ich gehe nirgendwohin mit Ihnen. No way.« Er versenkte den Bügel seiner Sonnenbrille in seinem Hemd, steckte seine Hände wieder in die Taschen seiner kurzen Hose und blickte Michael aufsässig an.
»Sie sagen, dass Sie gestern nicht aus dem Haus gegangen sind?«, fragte Michael, als ob er Jorams ganze Rede völlig überhört hätte.
»Ob ich oder ob ich nicht, none of your business, was geht Sie das an, ich habe keinerlei Absicht, auch nur irgendetwas zu beantworten, wenn Sie mir nicht erklären, warum. Sie hätten mir sagen können, was Sie wollen, vielleicht hätte ich Ihnen dann freiwillig geholfen. Habe ich ihm vielleicht gestern nicht geant wortet, als er kam, um mich wegen ...« – er deutete mit dem Kopf auf den benachbarten Hof und dann zu Ja’ir – »aber so?!«
»Wir brauchen hier die Spurensicherung«, sagte Wachtmeister Ja’ir zu Eli Bachar, der inzwischen beim Parkplatz angekommen war, »damit sie diesen Wagen untersuchen.«
»Wie bitte? Was soll das denn?«, empörte sich Joram Benesch, »dürfen Sie Privateigentum untersuchen ohne ... einfach so?«
»Sie kooperieren nicht mit uns«, erklärte Michael seelenruhig, »und wir müssen ein paar Dinge wissen.«
Joram Benesch legte seine Hand auf das Autodach und lehnte sich an die Fahrertür, als verteidige er sein Eigentum mit eigenem Leibe gegen die Räuber: »Was müssen Sie wissen?«
»Zunächst einmal, wo waren Sie gestern Abend und in der Nacht?«
»Zu Hause, ich sagte es Ihnen doch, ich bin nicht aus dem Haus gegangen.«
»Ist jemand anders mit dem Auto gefahren? Haben Sie es je mandem gegeben, vielleicht einem Freund oder einem Nachbarn?«
»Der Wagen ist hier gestanden, die ganze Nacht«, sagte Joram Benesch, und sein Blick wandte sich dem Straßenstück vor dem überdachten Parkplatz zu, »all night long, genau direkt vor den Autos meiner Eltern. Unter dem Baum, die ganze Nacht, erst jetzt habe ich ihn hineingefahren, um ihn sauber zu machen. Der Schlauch reicht nicht bis ...«
»Haben Sie ihn auch innen gesäubert?«,
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