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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Und sie sind ziemlich schnell gekommen … und danach … und dann … gut, die Tür wurde geöffnet. Das wissen Sie ja schon, da waren Sie schon da, aber vorher, bevor Sie da waren, Alon hat mich nicht reingelassen, aber ich … ich konnte doch nicht da draußen stehen bleiben. Ich hab’s nicht geglaubt. Also habe ich mich durchgedrängt, und ich hab’s gesehen. Mein ganzes Leben … da arbeitest du mit einem Menschen so lange Jahre … denkst an überhaupt nichts … und plötzlich, und das ist auch noch der dritte Fall … in einer Woche, innerhalb von drei Tagen, nur dass es jetzt kein … jetzt mit dem ganzen … schauen Sie, Sie kennen mich nicht, vielleicht scheine ich Ihnen wie eine hysterische Frau, aber Sie können mir glauben – das bin ich nicht, ich habe schon Sachen in meinem Leben gesehen … ich war im Gymnasium als Freiwillige im Krankenhaus … ich komme aus einem traditionellen Haus … bei uns war das Erziehung … ein Haus, in dem großer Wert auf gebührende Haltung gelegt wurde … so bin ich, ich bin nicht hysterisch, aber so etwas … sogar Sie, und Sie haben schon einiges gesehen … sind Sie nach dem vielleicht gleich zur Tagesordnung übergegangen? Nein. Da bin ich sicher. Ich habe Sie gesehen, sogar Sie …«
    Sie hatte Recht. Sogar er war nicht gefeit gewesen gegen den Anblick, der sich in Zadiks Zimmer bot. Nicht nur das zerschmetterte Gesicht – »man muss sich nicht gerade anstrengen, um zu entdecken, womit er getötet wurde, was?«, sagte der Pathologe mit stiller Genugtuung und wies mit seinem Ellbogen auf den Bohrer, der dort in der Blutlache neben einem blauen, befleckten Overall lag – und der überraschte, um seinen Mund gefrorene Ausdruck, nicht nur die Leiche, die aus dem Ledersessel an dem großen Schreibtisch gefallen zu sein schien; auch das ringsherum verspritzte Blut, das dem Zimmer das Ambiente eines Schlachthauses verlieh, machte es Michael schwer, sich ordentlich umzusehen. Und während er vorgab, die zu Boden geworfenen Papiere zu überprüfen, wandte er heimlich sein Gesicht von der Leiche ab, während die Leute von der Spurensicherung energisch am Werk waren, Fingerabdrücke sammelten und Proben auf Glasplättchen schabten. Erst kurz bevor sie Zadik verhüllten und auf die Bahre legten, näherte er sich der Leiche und sah wirklich hin. Das Blut hatte alles befleckt – den blauen Teppich und auch die Wand gegenüber, und das Zimmer mit den geschlossenen Fenstern war bereits von dem rostigen, sauren Geruch des Blutes erfüllt.
    »Niemand wusste von dieser Tür, bis Sie sie entdeckt haben«, wiederholte Aviva, mit demütiger Bewunderung, und diesmal zitterte ihre Stimme. Gerade die Dinge, die wir per Zufall entdecken, nicht durch angestrengte Arbeit oder besonderen Einfallsreichtum, sondern fast geistesabwesend, stellen sich des Öfteren als eine Art besondere Errungenschaft heraus, die einem peinlichen Ruhm einbringt; peinlich deshalb, weil man ihn nicht verdient hat – nicht dafür, dass man in einem bestimmten Augenblick, auf dem Höhepunkt der Arbeit, während die Leute von der Spurensicherung noch mit der Untersuchung erster Fakten beschäftigt waren, neben der Leiche kniend Abstriche für die Gewebe- und Blutprobe vorbereiteten, fotografierten und markierten, genau da unbedingt einen Moment hinausgehen muss, um Luft zu schöpfen, und dann das entdeckt, worauf niemand sich die Mühe gemacht hat zu achten. Wie konnte es sein, dass sie es nicht bemerkt hatten? Wie kam es, dass kein Mensch versucht hatte, die Tür von außen zu öffnen? Sie dachten, es sei ein alter, verschlossener Schrank, sagten sie nachher und erklärten, dass der Eisenschrank, der seit Jahren im Gang stand, die Holztür versteckt hatte. Keinem Menschen war aufgefallen, dass der Schrank ein wenig verrückt worden war, und bisher konnte sich niemand erinnern, wie viel Zeit vergangen war, seit er verschoben worden und die helle Tür für alle Augen sichtbar geworden war. War es möglich, dass Menschen, die seit Jahren dort arbeiteten, wirklich nicht wussten, dass es sich um eine weitere Tür zu Zadiks Zimmer handelte?
    »Ich habe es einmal versucht, vor Jahren, aber es war abgeschlossen«, hatte Chefez zu ihm gesagt, während ihn Arie Rubin vollkommen verblüfft angeblickt hatte. »Was, eine Tür? Eine Geheimtür?« Fast hätte er gelächelt. »Glauben Sie mir, in diesem Gebäude gibt es derartige An- und Umbauten, Gänge, Speicher und Keller, Türen und Fenster, die zugemacht wurden, und was

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