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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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brauche das nicht auch noch im Kino … verstehen Sie mich? Ich habe die Hand gesehen und fast geschrien … aber ich habe nicht geschrien, ich habe ihn nur angeschaut, ich hoffe bloß, man hat nicht gesehen, dass ich … es wäre mir unangenehm … jetzt spielt das auch schon keine Rolle mehr, ob er es gemerkt hat oder nicht, was ändert das jetzt noch? Und genau da macht Zadik die Tür auf und sieht ihn – schwarzer Hut, Bart, schwarzer Mantel, das Ganze. Und Sie können mich gerne fragen – nichts weiß ich über ihn, nur so eine schöne Stimme hatte er, mit … die Stimme eines Radiosprechers, eine Stimme wie einer von uns, die Art zu reden, und Zadik bittet ihn zu sich herein und sagt zu mir: ›Stell mir keine Telefonate durch, bevor ich nicht herauskomme und es dir sage – dass ja keiner stört.‹«
     
    »Man hat von dir geredet«, flüsterte Rafi Balilati zu, der plötzlich am Eingang auftauchte, »sie hat erzählt, wie ihr Produktionsunterlagen mitgenommen habt … die, die du hingeschickt hast, damit sie bei ihnen … sie sagte, ihr habt die Gelegenheit ausgenutzt, um …«
    »Dann hat sie eben«, äußerte Balilati gleichmütig, »das war, bevor Zadik …« Er fuhr mit einer schneidenden Bewegung mit dem Finger über die Falte an seinem Halsansatz und verstummte.
    Leichte Röte kroch in Rafis glatt rasierte, sommersprossige Wangen. »Warum, wenn wir das mit Zadik gewusst hätten, hättest du die Akten dann vielleicht nicht genommen?«, fragt er erregt.
    »Tut mir einen Gefallen, fangt nicht ihr beide jetzt an«, bat Lilian erschrocken, »nicht dass es wie in der Sitzung gestern wird …«
    »Nein, mein Kleiner, nicht so wie du denkst«, gab Balilati Rafi zurück, »wenn ich gewusst hätte, dass es so ein Schlachten geben wird, dann hätte ich gewartet, denn jetzt, mein Lieber – gerade jetzt ist es möglich, überall im ganzen Haus herumzuschnüffeln, ohne dass uns jemand stört …«
    »Könnt ihr mal einen Moment ruhig sein?«, forderte sie Wachtmeister Ronen auf. »Ihr lasst einen nicht zuhören!«
    Balilati schwieg und blickte zu dem Fenster, schob den Vorhangrand ein wenig beiseite und spähte durch die nur einseitig durchsichtige Glasscheibe.
    »Er hat gebeten, den Vorhang geschlossen zu lassen«, flüsterte Lilian, und Balilati legte den Kopf schief und sah sie an, seine Lippen bewegten sich leicht, als wollte er etwas sagen, doch am Ende stieß er nur ein gedehntes »Schsss …« aus und ließ den Vorhang los. Die mit ihm im Zimmer saßen, wussten, dass das die Abkürzung von Scheißbockmist war.
     
    »Gut, es war nicht das erste Mal im Leben, dass Zadik darum gebeten hat, ihn nicht zu stören. Nach etwa einer halben Stunde – Leute kommen und gehen, alle waren da, Chefez, Niva, Natascha, der vom Betriebsrat, der Mann von der Versicherung, der ihn schon seit einiger Zeit zu erreichen versucht und dem er einen Termin gegeben hat, Schoschana von der Näherei, die mit ihm reden wollte – und ich wie ein Hofhund an der Tür, passe auf, dass ihn niemand stört. Und zwischendurch gibt es einen Tumult, alle Fernseher werden voll aufgedreht, und man hört nichts von drinnen. Nach ungefähr zwanzig Minuten kommt dieser verbrannte Orthodoxe heraus … ja, verbrannt, man hätte erwartet, dass so einer Handschuhe anziehen, die Hände verstecken würde … aber nein – wie gerade zum Trotz, schaut mich an, sagt so ganz höflich Schalom, langsam, er hat Zeit, und wie er mich angesehen hat! Was soll ich Ihnen sagen – ich hatte Angst vor ihm. Es hat mich nicht geekelt, ich hatte Angst. Egal … er grüßt und geht. Und danach pfeift mich Zadik noch am Telefon an – nein, er ist nicht aus dem Zimmer gekommen, er sagte am Telefon zu mir … Kann ich noch ein Wasser haben?
    Ich höre ihn im Lautsprecher: ›Aviva, stell mir keine Gespräche mehr durch. Bis ich aus dem Zimmer komme, will ich mit niemandem sprechen, hast du mich verstanden?‹ Ich habe ihn verstanden, klar hab ich verstanden, ich wünschte, ich hätte auch jemanden, zu dem ich sagen könnte, man soll mir keine Gespräche durchstellen. Ja, sicher passiert das manchmal, dass er mit jemandem zusammensitzt oder er hat irgendein wichtiges Gespräch oder Telefonat. Dann sagt er mir, ich soll ihm keine Gespräche durchstellen. Nur dass in dem Fall – alle wollten ihn ständig, riefen an, die Sekretärin vom Polizeipräsidenten, der Direktor der Sendebehörde, der Vorsitzende des Betriebsrats, die Sprecherin der Ministerin für Arbeit und

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