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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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nicht noch alles … dass keiner wissen kann, was …«
    Und Niva? »Zeigen Sie’s mir«, hatte sie verlangt, »ich will das sehen, ich will nicht reingehen, haben Sie alles sauber gemacht? Nein, ich schaue mir das nicht an, nur sehen, ob es eine Tür gibt und wo sie hinführt.« Er hatte sie in den Gang begleitet und sie ihr gezeigt, und sie betrachtete die Tür erstaunt und ungläubig, und als sie mit der Hand an dem Türknopf drehte und die Tür geräuschlos aufschwang, blickte sie ihn erschreckt an. »Die funktioniert ja sogar«, sagte sie mit schwacher Stimme, »seit zwanzig Jahren bin ich hier, ich hab gedacht, dass es kein Loch gibt, das ich nicht kenne, nicht nur hier, auch im Zwirnbau, und auf einmal – eine solche Tür? Mitten im Gang? Wo war sie denn die ganze Zeit?«
    Chefez war es, der darauf hinwies, dass der hohe, schmale Stahlschrank, der vor dieser Tür gestanden hatte, weshalb man ihr Vorhandensein vergessen hatte, von der Stelle bewegt worden war. »Vergessen?«, fragte ihn Michael. »Vergessen? Das heißt, man wusste es, hat sich aber nicht erinnert?« Chefez duckte sich unter seinem Blick, breitete wie beschwörend seine Hände aus und sagte: »Ich erinnere mich nicht daran, dass ich es wusste, vielleicht hab ich’s mal gewusst, ich könnte nicht beschwören, dass nicht, aber sogar falls – ich habe nicht gewusst, dass ich es weiß.« Da hatte sich Rubin eingemischt. »Es ist doch normal, dass gerade an einem Ort, den man so gut kennt, an dem man sich jeden Tag aufhält – man achtet einfach nicht darauf. Was selbstverständlich ist – ist nicht vorhanden. Jahrelang steht hier ein Schrank – fragen Sie uns, was drin ist, und wir wissen es nicht einmal, weil er nicht in Benutzung ist. Früher einmal enthielt er Büromaterial, das fällt mir eben erst ein – Papier, Büroklammern und solche Dinge. Er war abgesperrt, das ist er heute noch, oder? Haben Sie ihn nicht geöffnet?«
    »Haben wir, wir haben ihn aufgebrochen«, hatte Eli Bachar bestätigt, »weil keiner einen Schlüssel hatte, weder für den Schrank, noch für die Tür daneben.«
    »Ich bin sicher, dass man sie nicht gesehen hat, seit Jahren steht dieser Schrank davor«, hatte Niva gesagt – diese Unterhaltung fand statt, kurz bevor Zadiks Zimmer geräumt und seine Leiche auf der Bahre hinausgebracht wurde, noch vor den Verhören am Migrasch Harussim, als sie in Chefez’ Büro, nahe beim Nachrichtenraum saßen –, »aber ich sag’s Ihnen«, rief sie aufgeregt, »wir haben es nicht beachtet, dass der Schrank verrückt worden ist, sogar wenn es hier Leute mit einem guten Auge gibt, sie haben’s nicht bemerkt. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob sich dieser Schrank seit gestern, seit heute oder schon vor einer Woche bewegt hat, ich hab nicht drauf geachtet. Ich schaue auf den Boden beim Gehen, und wie oft geh ich schon hier?«
    »Das ist es«, hatte Arie Rubin da gesagt, »dass paradoxerweise jemand von außerhalb kommen muss, um Details wahrzunehmen, gegenüber denen wir schon blind sind. Sie sehen«, wandte er sich mit einer gewissen Verblüffung an Michael, »was für ein Glück, dass Sie auf dem Gang herumgewandert sind.«
    In Zadiks Zimmer selbst, hinter dem Regal, auf dem die Pokale und Sammlungen ausgestellt waren – die Fähnchen, Zündhölzer, Korken von Weinflaschen –, samt einem Fach, das scharfen Getränken vorbehalten war, keine Bar, sondern nur ein schlichtes Regalfach, befand sich ein Vorhang, dessen Unterkanten zur Seite verschoben waren, als habe jemand das Regal von der Stelle gerückt und die Vorhangränder nicht wieder geglättet. Als Michael sich gebückt und darunter gespäht hatte, gewahrte er plötzlich eine helle Fläche, Holz, und etwas, das wie ein Türrahmen aussah. Er verließ das Zimmer, ging den Gang entlang, öffnete eine Tür nach der anderen und warf einen Blick in die Zimmer. Der schmale Stahlschrank stand ganz dicht an einer der Türen, verdeckte sie aber nicht wirklich. Mechanisch hatte er auf den Türgriff gedrückt, ohne irgendeine Erwartung, und plötzlich öffnete sich vor ihm ein kleiner Raum, eine quadratische Nische, die zu einer weiteren Tür führte. Er versuchte, sie zu öffnen, doch etwas blockierte sie von der anderen Seite. Er stieß gewaltsam dagegen und spürte, wie dort etwas wackelte, und plötzlich hörte er die Stimme Jafas von der Spurensicherung jenseits der Tür entsetzt rufen: »Was ist denn da? Jemand … wer ist dort?«
    »Warte einen Moment«, sagte er laut und kehrte

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