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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sollte, den Umschlag in seiner Gegenwart zu öffnen, doch er wurde von dem Wachtmeister abgelenkt, der sagte: »Herr Inspektor, es ist besser, dass Sie mit mir in den ersten Stock kommen, wo die Nachrichten sind, dort haben wir etwas gefunden … man wartet dort auf Sie.« Michael wollte schon auf die Treppe zugehen, doch der Wachtmeister setzte schnell hinzu: »Ich habe den Aufzug für uns angehalten, Herr Inspektor, denn es ist ziemlich dringend.« Sie betraten also den Lift, der Wachtmeister drückte auf Zwei (»das ist der erste Stock, aber weil das Untergeschoss mitgezählt wird …«, fing er mit einer Erklärung an, brach jedoch ab), und die Tür schloss sich langsam.
    Auch am Eingang zum Nachrichtenraum stand ein Polizist, und drinnen waren drei Leute von der Spurensicherung am Werk. »Jafa wird es Ihnen zeigen«, sagte einer von ihnen und betrat eines der kleinen abgetrennten Zimmer, »es ist im dritten Zimmer, wo Auslandskorrespondenten dransteht.«
    »Wir haben’s gefunden«, verkündete ihm Jafa mit Genugtuung, »was haben wir gesagt? Sagten wir nicht, dass jeder Kontakt Spuren hinterlässt? Also, da hast du’s.« Sie wies mit dem silikonbehandschuhten Finger auf ein blaues T-Shirt, das sie mit der Vorderseite nach oben über dem Drucker ausgebreitet hatte, der unter dem Fenster stand: »Siehst du diesen Fleck? So ungefähr irgendwie braun? Also, dass du’s weißt – das ist kein Braun, das ist Rot, und man hat versucht, ihn rauszukriegen, aber ohne Erfolg. Der das gemacht hat, hat nicht gewusst, dass man für Blutflecken am Anfang kaltes Wasser braucht.« Sie lächelte befriedigt. »Man hat das mit kochend heißem Wasser gemacht, vielleicht hatte er’s von dem Wasserkocher für den Kaffee« – sie zeigte auf den elektrischen Wasserkocher in der Ecke des Raums –, »vielleicht auch von woanders, jedenfalls hat einer versucht, den Fleck mit heißem Wasser herauszuwaschen, aber dadurch hat sich bloß die Farbe zu Braun verändert.«
    »Bist du sicher, dass es Blut ist?«, fragte Michael zögernd.
    »Sicher ist überhaupt nichts«, drohte Jafa, »alles erst nach der Laboruntersuchung, aber ich bin bereit, jede Wette einzugehen. Wenn man jemanden so abschlachtet, dann gibt es Blut, und keine Bedeckung schützt vor allem.«
    »Mit dir wette ich um gar nichts«, entgegnete Michael und beugte sich über das T-Shirt, »jedes Mal, wenn ich mit dir gewettet habe, hatte ich nachher ein Gefühl wie ein Id … was steht auf diesem Etikett? Das ist ein …«
    »Wenn du mal entschuldigst, Herr Inspektor«, unterbrach ihn Jafa kühn, »auf diesem Hemd gibt es noch mehr Spuren aller Art, man könnte sagen, das Hemd ist ein Wunder. Als Erstes, falls es Blut ist und falls es mit dem Tatort in Verbindung steht, und notier dir bitte, dass ich zweimal ›falls‹ gesagt habe, dann ist es ganz sicher keine Frau.«
    »Warum? Weil da Large steht?«
    »Nicht unbedingt, es gibt Frauen, die es geradezu lieben, wenn’s nicht anliegt, die große Teile mögen, also sagen wir vielleicht mal, auch deswegen, aber vor allem wegen dem, was ich zu dir über das Blut und das kochende Wasser gesagt habe.«
    »Nicht jede Frau weiß, wie man Flecken beseitigt«, erhob Michael Einspruch.
    »Ahh«, entgegnete Jafa in siegesgewissem Ton, »nicht jede Frau weiß es und nicht bei allen Flecken, aber wenn es wirklich Blut ist – also bei Blut ist das was anderes. Jede Frau weiß, dass Blut zuerst einmal mit kaltem Wasser herausgeht, wenn du die Periode hättest, wüsstest du das auch.«
    Michael hob ergeben seine Hände. »Aha. Periode. Nu, wenn es zur Periode kommt, dann kann ich natürlich … wer bin ich schon gegenüber den periodischen Kräften der Natur?«, sagte er ohne zu lächeln. »Aber was ist mit der Größe?«
    »Wie du sagtest, Herr Inspektor, es ist ein Männerhemd in Large«, bestätigte Jafa, »aber wir haben großes Glück. Wenn es mit dem Fall zusammenhängt – dann ist das ein Glückstreffer. Wenn sich herausstellt, dass es wirklich Zadiks Blut ist, dann haben wir einen echten Anhaltspunkt, denn das ist nämlich ein besonderes Hemd, ich glaube nicht, dass so eines hier erhältlich ist, man muss das in den Geschäften im Zentrum von Tel Aviv nachprüfen. Schau mal«, sie zeigte wieder auf das Etikett, »siehst du? Das ist Eddy Bauer, Amerika, ein abartig teurer Laden, nennt sich Sportswear, nur für Männer, die bereit sind, für irgendwelche ganz alltäglichen Anziehsachen so was zu zahlen … ich weiß es zufällig …

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