Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
hab hier ihren Namen und die ganzen Personalien, aber sie war da, bevor sich der Vorfall ereignet hat, und seit dem Vorfall … ich konnte noch nicht mit allen reden, aber sagen wir, Dani Benisri, er ist mit jemandem hereingekommen, einem Fotografen, und sie haben was am Computer gemacht … Sie können mit ihm sprechen, Herr Inspektor, er ist jetzt im Schneideraum Nummer acht, schon seit einer Stunde sitzt er dort, und er wollte nicht … er hat zu mir gesagt: ›Wenn ihr mich hier schon einsperrt, dann lasst mich wenigstens arbeiten‹. Was sollte ich machen? Mich mit ihm herumstreiten? Er hat noch gesagt: ›Ruft mich, wenn euer Boss kommt‹. Was konnte ich …«).
Michael faltete das Blatt zusammen, blickte den Wachtmeister an und sagte: »Sehr gut, Jigal, und jetzt haben Sie Arbeit – diese Tabelle ganz auszufüllen und vor allem zu klären, wann und warum sie im Zimmer waren und ob sie jemanden gesehen haben, der hereinkam, und …«
»Jawohl, Herr Inspektor«, erwiderte der Wachtmeister, und seine runden, braunen Augen leuchteten ob des Lobs.
»Innerhalb welcher Frist gibt es eine Antwort?«, fragte Michael Jafa.
»Zu dem Hemd? Wegen dem Blut?«, gab Jafa geistesabwesend zurück. »Das dauert nicht lange, vielleicht schon morgen, aber mit dem Haar ist das was anderes, das ist komplizierter … du weißt, wie lang das mit der DNA … ich hoffe, übermorgen, aber zuerst das Blut.«
»Ich gehe einen Moment hinauf«, sagte Michael, »wenn Eli Bachar oder Balilati mich suchen sollten – ich bin dort.«
Wachtmeister Jigal nickte energisch, und Michael nahm die Treppe im Laufschritt, vielleicht auch, um seine Atembeschwerden zu testen; um zu überprüfen, ob der Druck auf seiner Brust, den er in den letzten Monaten, bevor er zu rauchen aufhörte, gespürt hatte, hauptsächlich wenn er Stufen hinaufrannte – deswegen hatte ihm der Hausarzt befohlen aufzuhören und ihm in allen Einzelheiten den Verlauf einiger Krankheiten der Atemwege geschildert –, inzwischen wirklich nachgelassen hatte oder gar verschwunden wäre. Doch momentan schien ihm, als habe sich dieser Druck keineswegs vermindert und seine Atemzüge seien immer noch von einem pfeifenden Geräusch begleitet, und einen Augenblick fragte er sich, welchen Sinn all die Entzugsqualen hatten. Doch am Eingang zu den Redigierräumen war ohnehin ein Rauchverbotsschild angebracht und ihm blieb zumindest die Notwendigkeit erspart, entweder hinauszugehen, irgendwohin, wo das Rauchen erlaubt war, oder die Vorschrift zu missachten, wie er es in der Vergangenheit des Öfteren getan hatte.
Dani Benisri saß am Schneidetisch, sein schwarzes Hemd stand offen und ließ ein weißes Baumwollunterhemd darunter sehen. Als er hörte, dass die Tür aufging, wandte er seinen Kopf. Er stoppte den Film, und auf dem Monitor erstarrte das Bild der schwangeren Esti hinter dem Lenkrad im Lastwagen, die sich mit auf den Bauch gelegten Händen krümmte und etwas in Richtung Kamera signalisierte, während Rachel Schimschi auf dem Sitz neben ihr kniete und ihr erschrocken die Wangen tätschelte.
»Das ist der Bericht über die Frauen der Arbeiter für die Nachtausgabe«, erläuterte Dani Benisri, noch bevor er gefragt wurde, »das … es ist schrecklich, was dort los war … die da«, er deutete auf Esti, »ist Schimschis Schwägerin, sie hat das Baby heute verloren … die erste Schwangerschaft … ein furchtbarer Tag heute. In jeder Hinsicht. Ich brauche nur noch ein paar Minuten, um das fertig zu machen.«
Michael trat zum Monitor und betrachtete das Bild, das Benisri eingefroren hatte. »Bei der ganzen Geschichte«, sagte der Fernsehjournalist, »verstehe ich nicht, wie Rachel Schimschi … wie sie zulassen konnte, dass Esti mitkommt, wenn sie schwanger ist, und bis sie erst mal schwanger wurde – glauben Sie mir, ich weiß Bescheid … ich kenne die Geschichte aus der Nähe … was für ein Haufen Probleme und Behandlungen und am Ende? Hat das Kind verloren. Nur deswegen war Rachel Schimschi schließlich bereit, aus dem Lastwagen herauszukommen. Sie hat selbst die Ketten gelöst, alles abgebrochen, die anderen wussten nicht mal was davon. Wir haben die Ambulanz gerufen, wie viel Blut … fragen Sie nicht, was da los war. Sie wird wieder, aber das Baby ist weg. Das wird ein Riesenskandal.«
Das Telefon läutete und Benisri seufzte. »Ja«, antwortete er ungeduldig, doch sofort darauf: »Verzeihung, ich dachte, es sei meine Frau, die … okay, ich komme sofort.«
»Gehen Sie
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