Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
wissen?«
Fünfzehntes Kapitel
»Sie?«, wunderte sich Rubin, als er Lilian am Eingang von Balilatis Büro sah. »Wo ist der große Boss? Ich dachte, dass er …«
Lilian strich ihr langes grünes Männerhemd glatt, setzte sich ihm gegenüber und legte die braune Aktenmappe auf den Tisch zwischen ihnen. »Vorläufig bin ich es, haben Sie ein Problem damit?«, fragte sie mit schräg gelegtem Kopf und fügte mit gekünsteltem Erstaunen hinzu: »Man hat mir gesagt, sie hätten nichts gegen Frauen, und plötzlich stellt sich heraus …«
»Nein, nein, nein, Gott bewahre«, lächelte Rubin, »Frauen sind der gute Teil der Welt, das habe ich immer gesagt.«
»Nu?«, blickte ihn Lilian wie fragend an. »Dann schickt man Ihnen eine Frau, und was machen Sie? Sie beklagen sich!«
»Nein, ich hatte nicht die Absicht«, entschuldigte sich Rubin, »es ist nur … ich war überrascht … ich hatte verstanden, dass … aber unwichtig, Sie können … wir können anfangen, von mir aus.«
»Von mir aus auch«, sagte Lilian und drückte auf den Knopf des Aufnahmegeräts, und für einen Moment drehte sie ihr Gesicht nach hinten, der Wand und dem Fenster zu, das von innen völlig dunkel wirkte, auch von einem Vorhang bedeckt war, von dessen anderer Seite her man jedoch alles sehen konnte, was im Raum geschah. Rubin folgte ihrem Blick; seine Augen irrten geistesabwesend zwischen ihr und dem Kassettenrekorder hin und her, bis sein blauer Blick schließlich konzentriert auf ihr haften blieb. »Ich würde gerne mit Benni sprechen«, sagte er, als vertraute er ihr ein Geheimnis an, »ich habe schon ein paar Mal darum gebeten, Ochajon, der Inspektor, hat mir zugesichert …«
»Kein Problem«, erwiderte Lilian in herzlichem Ton, »wir bringen das hier nur zu Ende und dann sehen wir … bis dahin kann Inspektor Ochajon Sie vielleicht sogar schon selbst zu sich holen …« Sie machte eine Geste mit dem Arm zur Tür, als wollte sie andeuten, dass Michael bis dahin zurückkehren würde.
Doch Rubin blickte zur Tür und sagte zögernd: »Es ist mir nicht angenehm, mit euch zu sprechen, bevor …« Lilian heftete einen erwartungsvollen Blick auf ihn, der ihn zwang, den Satz zu vollenden: »Zuerst möchte ich mit Benni reden, um zu sehen, ob er in Ordnung ist.«
»Warum? Warum ist die Reihenfolge wichtig? Müssen Sie Ihre Versionen abstimmen?«, fragte Lilian in leicht neckischem Ton, und Rubin grinste, als hätte sie einen Scherz gemacht, doch da fügte sie ernst hinzu: »Momentan hat das überhaupt keinen Zusammenhang mit Benni, ich werde einstweilen nichts über ihn fragen, okay?«
»Okay«, nickte Rubin, »was wollen Sie wissen?«
»Zuerst einmal«, begann Lilian in sachlichem Ton, »prüfen wir die Frage des Verbleibs …«
»Des Verbleibs?«, spöttelte Rubin. »Was ist das für eine Ausdrucksweise? Sie meinen, wo ich war und was ich getan habe?«
Lilian verzog ihre Lippen zu einem angedeuteten Lächeln und sagte: »Die Frage lautet, um genau zu sein, ob Sie heute das Gebäude verlassen haben.«
»Heute? Sie meinen, nachdem …? Nach Zadik?«
»Ja«, erwiderte Lilian betont liebenswürdig, »sagen wir, zwischen elf und acht in etwa.«
»Elf Uhr Vormittag?«, fragte Rubin und legte die Stirn in Falten.
»Bis acht Uhr abends.«
»Zweimal«, antwortete Rubin, »zweimal mit Genehmigung.«
Lilian schlug die braune Aktenmappe auf, warf einen Blick auf die Papiere, blätterte kurz darin und sagte: »Ach ja? Wer hat es genehmigt?«
»Was ist das denn?«, fragte Rubin. »Habt ihr eine Akte über mich?«
Lilian stützte den Ellbogen auf den Tisch, das Kinn in die Hand, und betrachtete ihn abwartend, wobei sie seine Frage völlig ignorierte. Rubin schaute auf die Aktenmappe und begann: »Nu, einmal unser Sicherheitsoffizier, nachdem ich ihm erklärt hatte … das war vormittags, wegen meiner Mutter, und das zweite Mal ungefähr um sechs, auch mit Genehmigung, mir scheint … ich weiß nicht mehr, ob ich die Genehmigung erhielt, oder meine Produktionsleiterin oder sogar Chefez … glauben Sie mir, ich erinnere mich nicht …«
»Nachdem Benni Mejuchas eintraf oder vorher?«, forschte Lilian nach.
»Nachher«, erwiderte Rubin nach kurzer Überlegung, »ganz bestimmt danach … ich erinnere mich … o Gott, es ist kaum zu glauben, das war erst vor …« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist schon ein Uhr nachts, vor sieben Stunden, unglaublich, es scheint wie im vergangenen Jahrhundert …«
»Sie sind also zweimal
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