Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
gemacht hat, der den Brandsatz geworfen hat …«
    »Das ist kein Jugendlicher, er ist ein Kind«, wandte Rubin ein.
    »Mit sechzehn ist man durchaus ein Jugendlicher, fast schon ein Soldat«, beharrte Lilian. »Wenn dasselbe einem jüdischen Staatsbürger aus einer Siedlung in den besetzten Gebieten widerfahren würde, wären Sie dann auch so aufgewühlt? Sagen Sie mir die Wahrheit, wenn man einen sechzehnjährigen Jugendlichen aus einer dieser Siedlungen so erniedrigt hätte, würden Sie über ihn auch eine Sendung machen?«
    »Jetzt werfen Sie alles in einen Topf«, protestierte Rubin, »das ist billige Demagogie, ich bin an solchen Blödsinn gewöhnt, den ganzen Tag höre ich das, aber wie ich ein paar Mal bereits sagte: Zunächst einmal ist nicht von Erniedrigung die Rede, sondern von schwersten physischen Foltern, Sie wollen die Einzelheiten jetzt sicher nicht wissen, aber glauben Sie mir, das beinhaltet … egal, und außerdem, wenn die Siedler nicht in diesen Siedlungen wären, wenn sie dort säßen, wo sie hingehören, nämlich innerhalb der grünen Grenzlinie, würde kein Mensch Brandsätze auf sie werfen, und davon abgesehen ist das ein Programm, das sich generell mit Menschenrechten und Unrecht befasst, das den …«
    »…den Palästinensern angetan wird«, vollendete Lilian, »Unrecht, das den Palästinensern geschieht und niemand anderem, in der Sendung sehen wir das Unrecht den Palästinensern gegenüber und nicht …«
    »Kann ich dann jetzt endlich Benni sehen?«, sagte Rubin angewidert. »Hören Sie, diese Diskussion … deswegen haben Sie mich wohl kaum herbestellt, oder?«
    »Nein«, bestätigte Lilian, »sondern um zu erfahren, wo die fehlenden eineinhalb Stunden sind.«
    »Welche eineinhalb Stunden?«
    »Die Zeit«, erklärte Lilian, »in der das Team schon aufgebrochen war und Sie sagten, dass Sie später nachkommen würden, und Sie sind tatsächlich später eingetroffen, eineinhalb Stunden danach.«
    »Ich sagte es Ihnen doch gerade«, explodierte Rubin, »ich habe Ihnen gesagt, dass ich mit der Mutter gesprochen habe und auch mit der Schwester des Jungen, Sie können sie …«
    »Sie fragen?«, lächelte Lilian zuckersüß. »Sie sind bereits hier zum Verhör, keine Sorge, aber wir wollen Sie fragen, und nicht die beiden.«
    Rubin sprang abrupt auf und stieß den Stuhl nach hinten, doch im gleichen Augenblick öffnete sich die Tür, und Zila, ganz blass im Gesicht, stand auf der Schwelle. Sie signalisierte Lilian mit einer Kopfbewegung, zu ihr hinauszukommen. Lilian verließ das Zimmer, und Rubin blieb allein zurück – die Videoaufnahme zeigte, dass er sich nicht von der Stelle rührte, nicht einmal einen Blick auf die Papiere warf. Als spürte er, dass er beobachtet wurde, setzte er sich wieder und barg sein Gesicht in den Händen, stand aber sofort wieder auf und ging im Raum umher, wie um sich die Beine zu vertreten.
    »Da ist etwas im Gang«, sagte Zila zu Lilian, »sie haben vom Tatort angerufen, mitten im Verhör mit Benni Mejuchas, sie werden demnächst hier eintreffen und bitten darum, dass du bis dahin die Sache mit Srul aus ihm herausgebracht hast.«
    Lilian kehrte in das Zimmer zurück, schloss sehr leise die Tür und setzte sich erwartungsvoll, doch Rubin hatte es gar nicht eilig damit, sich hinzusetzen. »Ich hatte gebeten, Benni sehen zu können«, sagte er in drohendem Ton zu ihr, »ich verstehe das nicht – ist er völlig ohne jedes Recht verhaftet? Was ist das hier eigentlich, darf ich nicht …?«
    »Nicht jetzt«, unterbrach Lilian ihn, »zuerst bringen wir zu Ende, was wir angefangen haben, diese eineinhalb Stunden, von denen Sie vielleicht zehn Minuten mit der Mutter des palästinensischen Jugendlichen in Umm-Tuba zusammen waren, danach sind Sie verschwunden, und scheinbar weiß niemand, wo Sie waren.«
    »Scheinbar oder wirklich?«, fragte Rubin mit unverhülltem Spott zurück und setzte sich endlich. »Ich würde wirklich gern wissen, was Sie denken.«
    »Wir denken Folgendes«, erwiderte Lilian nun mit gänzlich veränderter Miene, aus der die gekünstelte Liebenswürdigkeit und aufgesetzte Herzlichkeit dem harten, direkten Ton gewichen waren, den sie sich in den Jahren der Verhöre von Drogenhändlern antrainiert hatte. »Sagen Sie mir«, warf sie ihm nun gänzlich unumwunden hin, »wie kommt es, dass Sie keinen Ton zu dem verbrannten Orthodoxen gesagt haben, der bei Zadik war? Wie kommt es, dass Sie nichts davon gesagt haben, dass es sich um euren Freund Srul

Weitere Kostenlose Bücher