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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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hinausgegangen. Für wie lange?«, unterbrach ihn Lilian sanft.
    »Beim ersten Mal war es … wann? Gegen elf?«
    »Zwölf Uhr siebenundvierzig«, assistierte ihm Lilian, nachdem sie die vor ihr auf dem Tisch ausgebreiteten Seiten überflogen hatte, »ganz exakt. Sie haben gesagt, dass man Sie ins Altersheim bestellt hat, wegen Ihrer Mutter, man hat uns vom Altersheim aus angerufen, um das quasi zu bestätigen.«
    »Ja und?«, fragte Rubin. »Sie haben also bei euch angerufen, dann wissen Sie es ja, wo ist das Problem?«
    »Nein«, Lilian zuckte mit den Achseln, »kein Problem, nur …«
    »Was?«, fragte Rubin gereizt.
    »Dass sich bei dieser Gelegenheit herausgestellt hat«, fuhr Lilian sehr langsam fort, »dass Ihre Mutter Digoxin erhält, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Rubin verwirrt, »ich habe keine Ahnung von den genauen Namen … ich bin kein Arzt … aber …«
    »Man sagte, Sie hätten ihr ein dringendes Medikament gebracht? Haben Sie das nicht? Stimmt es nicht, dass ein Medikament für sie benötigt wurde?« Lilian tat ganz unschuldig. »Soviel wir verstanden haben, handelt es sich um Digoxin. Wenn Sie das vom Apotheker verlangt haben, dann können Sie sicher sagen …«
    »Wer sagt, dass ich das vom Apotheker verlangt habe?«, warf Rubin verärgert ein. »Hören Sie mal, meine Liebe« – Lilian blinzelte kurz, sagte jedoch nichts –, »meine Mutter ist dreiundachtzig mit einer Menge gesundheitlicher Probleme und … warum klären Sie das nicht mit einem Anruf? Warum fragen Sie nicht dort nach? Und was hat das überhaupt damit zu tun …«
    »Aber das ist es ja«, fiel ihm Lilian mit der süßen Unschuld des eifrigen kleinen Mädchens, das mithelfen will, ins Wort, »dass wir nachgeforscht haben und sich herausgestellt hat …« Sie hielt inne, als müsste sie in ihren Aufzeichnungen nachschauen, und warf dabei einen heimlichen Blick zur vorhangbedeckten Wand; für einen Moment sah sie im Geiste, wie sie dort saßen und sie kritisierten, wie Zila, die Chefez zum Verhör erhalten hatte, nachher, wenn sie die Aufzeichnung gesehen hätte, ihr mit Beschwerden kommen und ihre Kritik im Prinzip dazu benutzen würde, um ihren Frust loszuwerden. Unterdessen fuhr sie fort: »…dass sie tatsächlich Digoxin erhält, und es hat sich auch herausgestellt, dass sie dort, in ihrem Schrank, noch acht Ampullen hätte haben sollen, von denen plötzlich vier verschwunden waren.«
    Rubin breitete mit hilfloser Geste die Arme aus und ließ sie mit einem geräuschvollen Aufklatschen auf seine Oberschenkel fallen. »Darüber habe ich keine Kontrolle«, sagte er in vorwurfsvollem Ton, »bin ich dafür auch noch verantwortlich?«
    »Das nicht, aber wir dachten, Sie könnten uns doch bestimmt helfen«, flötete Lilian, »denn wir haben uns gesagt: Wie kommt es, dass Sie am Abend Ihre Mutter besuchen, hier steht …« – sie studierte wieder die Papiere, als ob sie die Fakten nicht auswendig wüsste –, »dass Sie am Tag zuvor um sieben bei ihr waren, und danach, am nächsten Morgen, kein Digoxin mehr da ist?«
    »Von diesem Digoxin weiß ich absolut nichts«, entgegnete Rubin ungeduldig, »und wann soll ich um sieben Uhr abends bei ihr gewesen sein? An welchem Tag?«
    »Nein«, korrigierte Lilian schnell, »nicht um sieben Uhr abends, wer hat abends gesagt? Um sieben Uhr früh, Sie waren um sieben Uhr früh am nächsten Tag dort … nach der Nacht, in der Tirza getötet wurde, und danach …«
    »Gut«, sagte Rubin, »ich war also in der Früh bei ihr, auf dem Weg zur Arbeit, bevor … ich wollte sehen, ob sie … sie liebte Tirza, meine Mutter hing an ihr, ich wollte … ich hatte Angst, sie würden ihr das von Tirza erzählen oder dass sie es in den Nachrichten hören würde, und das …«
    »Nein, Sie verstehen mich nicht«, beharrte Lilian. »Nicht nur, dass Sie bei ihr waren, sondern dass danach plötzlich diese ganzen Digoxin-Ampullen nicht mehr da waren, und wir dachten, dass …«
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen«, sagte Rubin aufgebracht, »was habe ich mit Ihrem Digoxin zu schaffen?«
    Lilian richtete sich gerade auf ihrem Stuhl auf, verschränkte die Finger ineinander und legte sie auf den Tisch vor sich. »Auch Matti Cohen hat es benutzt, genau wie Ihre Mutter. Nur dass Matti Cohen an einer Überdosis Digoxin gestorben ist, wussten Sie das nicht?«, fragte sie aufrichtig interessiert, genau wie man es ihr beigebracht hatte.
    »Nein«, entgegnete Rubin wütend, »Sie werden sich wundern,

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