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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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seines Büros deutete.
    »Zila wird mit Ihnen sprechen«, sagte er zu Chefez, »sie wird gleich kommen und mit Ihnen reden, und wenn Sie Ihre Aussagen unterschrieben haben, können Sie gehen.«
    »Nicht Sie?«, fragte Chefez mit dem Ausdruck eines Kindes, das mit dem Schuldirektor zu reden erwartete und stattdessen die letzte Aushilfslehrerin erhält, »ich dachte, Sie …«
    »Zila«, sagte Michael ins Haustelefon, »Chefez wartet bei mir auf dich.« Nachdem er in den Hörer gelauscht hatte, erwiderte er: »Ich komme ihn holen, ich habe genug Zeit hier vergeudet, und du fängst mit den Leuten an, die vor meinem Büro warten, ich möchte, dass die Aussagen bis in der Früh unterschrieben sind.« Und zu Chefez sagte er: »Sie warten bitte hier, ohne sich von der Stelle zu rühren, bis sie kommt.« Damit verließ er das Zimmer, ohne die Erwiderung zu hören.
     
    »Er hat nichts gesagt, Herr Inspektor«, sagte der Polizist zu ihm, der am Eingang des Verhörraums im Untergeschoss stand, »er sitzt nur dort und hebt nicht einmal den Kopf, vielleicht schläft er, ich weiß es nicht … Perez ist jetzt bei ihm, aber …«
    Michael nickte teilnahmsvoll. »Das wird schon«, murmelte er, »am Ende kommt alles in Ordnung. Gehen Sie etwas trinken, etwas essen, Ihre Wache ist einstweilen beendet.« Der Polizist verzog die Lippen zur Grimasse eines Lächelns und gab ihm den Weg frei.
    Michael öffnete abrupt die Tür. Benni Mejuchas hob nicht einmal den Kopf, doch Perez, der Untersuchungsbeamte, fuhr erschrocken von seinem Platz auf. Michael legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter, und Perez sank auf den Stuhl zurück und zog am Ärmel seines dünnen blauen Pullovers. Mit resigniertem Gesichtsausdruck sagte er: »Er isst nichts, trinkt nichts, und reden tut er schon gar nicht, ich …«
    »Das ist völlig in Ordnung, Sie können nichts dafür«, tröstete ihn Michael und trat zu Mejuchas, der auf der anderen Seite des Tisches saß. »Benni«, sagte er, »Sie kommen jetzt mit mir, man wartet auf Sie.« Während er sprach, ergriff er Benni Mejuchas’ Arm, und jener warf ihm einen Blick zu, erhob sich von seinem Platz und folgte ihm wortlos. »Kommen Sie mit, Perez«, befahl Michael dem Polizisten. Ohne zu sprechen, stiegen sie die Treppe hinauf und gingen auf den rückwärtigen Parkplatz hinaus zu Michaels Wagen.
    »Sie fahren, bitte«, sagte Michael zu Perez, beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm die Adresse zu. Der Polizist setzte sich ans Steuerrad, Michael öffnete die hintere Autotür und deutete mit einer auffordernden Geste auf den Sitz. Benni Mejuchas stand einen Augenblick reglos da, doch Michael hielt weiter die Tür und schob ihn sanft, bis sich der Regisseur bückte und einstieg. Die ganze Fahrt über herrschte Schweigen. Michael ließ Benni Mejuchas nicht aus den Augen, vor allem in dem Moment, als das Auto die Tankstelle an der Oranim-Kreuzung erreichte. Ihm wollte scheinen, als straffte sich Mejuchas auf seinem Sitz, doch er rührte sich nicht einmal, hob weder den Kopf, noch blickte er nach draußen. Nachdem Michael Perez gebeten hatte, das Auto neben dem Haus am Rande des Makor-Chaim-Viertels anzuhalten, sagte er zu Benni Mejuchas: »Wir sind angekommen, Sie können aussteigen, Sie kennen das Haus.« Erst da hob Benni Mejuchas zum ersten Mal den Blick, schloss, wie geblendet von den Scheinwerfern ringsherum, gleich darauf die Augen und bedeckte sie mit seinen Händen.
    »Ja«, sagte Michael teilnahmsvoll, »ich weiß, dass Sie das Haus kennen, Srul wartet drinnen auf Sie.«
    Benni Mejuchas blickte ihn entsetzt an. »Srul?«, sagte er plötzlich. »Er ist noch dort?«
    »Warum?«, fragte Michael mit gespielter Gelassenheit. »Was dachten Sie, wo er sei?«
    Benni Mejuchas gab keine Antwort, und Michael stieg aus dem Wagen, hielt die Tür auf und wartete auf ihn.
    Nach einer geraumen Weile kletterte Benni Mejuchas aus dem Auto, in gebeugter Haltung, richtete sich auch nicht auf, als er seinen Blick zu dem Haus emporhob. »Ich bleibe hier«, sagte er zu Michael. »Soll er zu mir kommen.«
    »Er wartet drinnen auf Sie«, erwiderte Michael sanft, »er kann jetzt nicht zu Ihnen hinauskommen, wissen Sie denn das nicht?«
    »Warum?«, fragte Benni Mejuchas. »Ist er zu schwach?«
    Michael sah ihm ins Gesicht, forschte nach Spuren von Sarkasmus, doch im bläulichen Licht der Scheinwerfer blickten ihm nur der gequälte Ausdruck und die Furchen um Mund und Augen entgegen, die sich vertieft zu haben schienen,

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