Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
Rubin und blinzelte ein paar Mal, »Sie können sich ruhig wundern.« Dann fügte er hinzu: »Und wenn Sie wissen wollen, warum ich eine Taschenlampe brauchte, dann kann ich Ihnen sagen, dass ich schon seit Wochen eine brauche, und plötzlich kam ich da vorbei und …«
»Sie kamen plötzlich da vorbei?!« Lilian legte demonstrative Verblüffung an den Tag. »An dem Tag, an dem Zadik ermordet wird? Benni Mejuchas verhaftet wird? Das Phantombild von Srul überall klebt … genau da mussten Sie eine Taschenlampe kaufen?! Sie entschuldigen schon, wenn ich in diesem Fall etwas zweifle?«
Rubin betrachtete sie eingehend und presste die Mundwinkel zusammen. Nach einer Weile sagte er: »Was spielt das jetzt für eine Rolle, was ich sage, und ob Sie daran zweifeln? Glauben Sie mir, das interessiert mich wirklich nicht, so war es, und das ist alles, was versuchen Sie hier zu machen? Mir etwas anzuhängen?«
»Nein«, entgegnete Lilian gelassen, »ich versuche nicht, Ihnen was anzuhängen, das können Sie mir glauben, ich hätte nur gern, dass Sie mir erzählen, was Sie in Makor Chaim gemacht haben, in der Wohnung, die Sruls Schwester gehört, das wollte ich gern – dass Sie es mir von allein erzählen, dass ich Sie nicht so melken muss. Also, vielleicht sind Sie jetzt, nachdem alles ohnehin schon ziemlich klar ist, bereit zu erklären, was Sie dort gemacht haben?«
Rubin verschränkte seine Arme über der Brust und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er blickte sie eine ganze Weile an, bis er sagte: »Vergessen Sie nicht, dass ich mich in meinem Beruf in solchen Situationen auf der anderen Seite, also auf Ihrer Seite, befinde, und ich kenne die ganzen Tricks. Das heißt, meine Liebe«, er löste seine Arme über der Brust, legte die Hände auf den Tisch und beugte sich zu ihr vor, »dass ich Ihre Methode kenne, und daher kann ich Ihnen garantieren, dass mich kein Mensch in Makor Chaim in der Wohnung von Sruls Schwester gesehen hat. Und wissen Sie vielleicht, wie es kommt, dass man mich dort nicht gesehen hat? Ich will es Ihnen erklären«, jetzt sprach er ganz langsam und betonte jedes Wort, »aus dem schlichten Grund, weil ich nicht dort war. Haben Sie mich verstanden? Ganz einfach, ich war nicht dort, weder heute, noch gestern oder vorgestern, und genau genommen, mir scheint, ich war überhaupt nur ein einziges Mal dort, vor … vielleicht vor zehn Jahren, und daher hat kein Mensch Ihnen einen Ton davon gesagt. Das ist alles, was ich Ihnen zu erklären habe, und jetzt denke ich nicht daran, weiter mit Ihnen zu sprechen, bevor ich Benni Mejuchas gesehen habe. Ich will mit ihm reden, ich habe das Gefühl, dass sie ihn ohne mich bei euch so schikanieren werden, bis er … bis sie aus ihm … unwichtig, ich verlange, ihn zu sehen, und zwar sofort, und hier wird keine Ausrede mehr akzeptiert, sonst werden Sie im Weiteren noch von mir hören. Ich bedaure, dass ich zu solchen Drohungen greifen muss, aber es gibt eine Grenze für die Narretei, die ich hinzunehmen bereit bin, nach alldem, wir sind schließlich in einem demokratischen Staat und nicht bei Saddam Hussein!«
Für einen langen Augenblick saßen beide schweigend da, bis Rubin zuletzt äußerte: »Es ist schade um die Zeit, in der buchstäblichen Bedeutung der Worte, schlicht schade um Ihre Zeit, ich weigere mich, noch etwas zu sagen, bis Sie Ihrem Versprechen nachgekommen sind, dass ich mit Benni reden kann.«
»Warten Sie einen Moment«, sagte Lilian, erhob sich und verließ das Zimmer.
Zila stand schon draußen und zog sie ans Ende des Korridors, wo sie sie über die letzten Entwicklungen in der Wohnung in Makor Chaim ins Bild setzte, ihr vorschlug, Rubin auf dem Gang warten zu lassen, und dann Wort für Wort, unter Zuhilfenahme eines Zettels, die Frage vortrug, die ihr Balilati per Telefon diktiert hatte.
»Was ist das denn? Was soll das?«, fragte Lilian verdutzt. »Worum geht es da? Irgendein Arzt? Von seiner Recherche?«
»Glaub mir, ich habe keine Ahnung, wovon er redet, er hat auch nicht gebeten, dass du auf die Antwort warten sollst«, erwiderte Zila, »er hat nur gesagt, dass du ihn das fragen sollst, und zwar genau bevor du ihn aus dem Zimmer schickst, wir wollen es bloß auf Video, so hat Balilati es gesagt.«
»Okay«, sagte Lilian lustlos, »ich mag es bloß nicht, was zu fragen, wo ich selber nicht verstehe, was …«
»Wer mag das schon?«, winkte Zila ab. »Aber danach warten Kaffee und Sandwiches im kleinen Zimmer auf dich.«
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