Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
solle einen Moment warten, doch Dani Benisri weigerte sich, auch er platzte mit erhobener Stimme in die Worte seines Gesprächspartners: »Das habe ich nicht gefragt!«
»Man muss begreifen«, rief ihm der Staatssekretär zu, »dass man einen solchen Akt der Gewalt schlicht nicht hinnehmen kann.«
»Es hat noch keinerlei Gewalt gegeben«, entgegnete Dani Benisri, und sein Finger schwebte über dem obersten Knopf des blauen Hemds, das er einen Moment, bevor er auf Sendung ging, angezogen hatte.
»Jetzt hat er übertrieben, stark übertrieben«, sagte Niva im Nachrichtenraum, »und was ist dann das?« Sie deutete auf den Monitor von Kanal Zwei, wo die Rauchsäule am Tunneleingang zu sehen war. »Ist das vielleicht keine Gewalttätigkeit?«
Sie heftete ihren Blick bohrend auf Arie Rubin, der neben Zadik stand, den Bildschirm betrachtete und schließlich mit einem leichten Nicken, wie zur Bestätigung, reagierte.
»Chefez«, sagte Niva, »sag Dalit, dass sie Nechemia sagt, er soll Benisri stoppen, er kann doch nicht sagen, das sei keine Gewalt …«
Chefez winkte Zipi, der Produktionsassistentin, mit dem Mittelfinger. »Komm her«, sagte er zu ihr, »geh runter und überprüf mal, was mit dem Video ist, das Niva aus dem Archiv geholt hat, sieh nach, ob sie es überhaupt vorbereitet haben, frag Dalit.« Und er wandte sich wieder dem Monitor zu.
Auf dem Bildschirm waren die drei Teilnehmer der spontanen Diskussionssendung zu sehen: der Staatssekretär des Finanzministeriums, der Korrespondent für Arbeit und Wirtschaft, Dani Benisri, und der Moderator, Nechemia, ein altgedienter Mitarbeiter der Nachrichtenredaktion, der berühmt für seinen Anstand, seine formellen Umgangsformen und eine gewisse Anödung der Zuschauer war. Es schien, als habe Nechemia für einen Augenblick die Kontrolle verloren, und Dani Benisri starrte seinen Gesprächspartner mit sprühenden Augen an.
»Entschuldigen Sie vielmals«, sagte der Staatssekretär und befingerte den Rand seiner Krawatte, »ich muss doch sehr bitten …«
Nechemias Handbewegung nach – er berührte sein Ohrläppchen, hinter dem sich das Mikrophon befand, über das er Anweisungen aus dem Kontrollraum erhielt – schien es, als habe man ihm tatsächlich befohlen, den Korrespondenten für Arbeit und Wirtschaft an die Kandare zu nehmen. »Dani, Dani«, setzte Nechemia an, »ich bitte dich, wirklich, nur …«
Doch Dani Benisri ignorierte ihn völlig, beugte sich zum Staatssekretär und sagte ruhig: »Herr Staatssekretär, sagen Sie mir doch bitte, welchen anderen Weg haben die Arbeiter?«
Die gestrüppartigen, hellen Augenbrauen des Staatssekretärs schnellten fast bis zum Haaransatz in die Höhe, was seinem runden Gesicht einen Ausdruck erschütterter Verwunderung verlieh. »Herr Benisri«, sagte er demonstrativ beherrscht, »hören Sie, was Sie da sagen? Das ist also der Weg? Es handelt sich schließlich um Leute, die jahrelang Riesensummen mit Schichtarbeit verdient haben, einige von ihnen leben in Villen …«
»Bitte, meine Herren!«, rief Nechemia, doch die beiden ignorierten ihn. »Was?!«, rief Benisri bestürzt. »Was Sie nicht sagen?! Vielleicht sind sie überhaupt Millionäre?«
Nechemia tippte wieder hinter sein Ohr und zog die Augenbrauen zusammen, bis eine tiefe Furche zwischen ihnen entstand. »Ah – ich bitte dich – Dani«, intervenierte er und winkte mit einer Hand zur Seite in Richtung des Kontrollbords hinter der gläsernen Trennwand, das auf dem Bildschirm nicht sichtbar war. Im Kontrollraum saßen die Aufnahme- und die Produktionsleiterin sowie die restlichen Mitglieder des Studioteams. Er blickte flehend zu ihnen hinüber, doch keiner konnte ihm helfen. Es war eine improvisierte Live-Sendung, und es gelang ihm nicht, seine Gesprächsteilnehmer zu steuern, die sich mit Polemik bewarfen, als nähmen sie ihn gar nicht zur Kenntnis.
»Ich rede nur von Fakten«, entgegnete der Staatssekretär und vertiefte sich in die Papiere, die vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lagen.
Nechemia beugte sich in Richtung der Blätter, wie einer, der gelernt hat, dass es dem Teilnehmer eines Fernsehprogramms, und erst recht dem Moderator, verboten ist, den Eindruck entstehen zu lassen, als beteilige er sich nicht aktiv am Geschehen. Doch es lag etwas Mitleiderregendes in dieser Geste, während Benisris Stimme wieder zu hören war, der zu wissen verlangte: »Welche Villen?«
Der Staatssekretär legte seine Handfläche auf die Seiten und sagte: »Es gibt unter den
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