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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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nicht?«
    Doch Niva war keine Spur erschrocken, sie lächelte nur schmal und sagte: »Ja und, was ist denn? Hätte ein Mann das vielleicht besser gemacht oder wie?«
    Inzwischen war auf dem Monitor unter dem Bild von Hanna Cohen auf dem Dach des Fabrikgebäudes der Schriftzug »Archivaufnahme« aufgetaucht und überdeckte die Worte »Hanna Cohen« und »Das Cholit-Werk im Süden des Landes«, und dann hörte man auch den Ton: »Ein halbes Jahr bin ich jeden Morgen wie ein Hund zu ihm gekrochen und sag zu ihm – zahlt uns den Lohn, das ist kein Almosen, für unsere Arbeit – und er – komm morgen, komm morgen wieder – nichts mehr mit morgen! Kein morgen! Die sitzen in Volvos und Villen, und wir haben kein Geld, um den Kindern was zu essen zu geben! Kein morgen mehr! Was soll ich meinen Kindern zu essen geben?!« Am Fuße des Gebäudes sah man Menschen stehen und zum Dach hinaufblicken. Danach waren Polizisten zu sehen, die gegen die Tür zum Dach hämmerten und sie aufzusprengen drohten, während die Demonstranten versuchten, sie mit ihren Körpern von der anderen Seite her zu blockieren, bis die Polizisten hineinbrachen und die Demonstranten rückwärts gestoßen wurden. Auf dem Bildschirm wurden nun einige von ihnen gezeigt, die schrien: »Kommt nicht näher her«, »Wir zünden die Fabrik an« – und in dem Tumult, der herrschte, war Hanna Cohen zu sehen, wie sie zusammen mit den Demonstranten zurückgestoßen wurde, versuchte, das Gleichgewicht zu bewahren, wie sich zwei Polizisten in ihre Richtung drängten, um sie vom Dach herunterzuholen – und dann sah man Hanna Cohen vom Dach fallen.»
    Herr Staatssekretär, möchten Sie zu dem, was wir hier gesehen haben, Stellung nehmen?«, fragte Nechemia den Staatssekretär des Finanzministeriums, der die Augen niederschlug.
    Im Nachrichtenraum war es wieder einen Augenblick still, bis Almaliach, der Kameramann, der momentan neben dem blubbernden Wasserkocher stand und Zucker in einem Styroporbecher verrührte, sagte: »Ist das jetzt der passende Zeitpunkt, um solche Sachen zu zeigen? Ständig auf der Jagd nach Sensationen!«
    »Was willst du«, rief Niva, »es ist doch gut, dass das gezeigt wird!« Und dann blickte sie entsetzt auf die große Wanduhr, zog mit der Hand den schwarzen Lederrucksack zu sich her, wühlte darin herum, ohne hinzusehen, nahm das Mobiltelefon heraus und drückte auf die Tastatur. »Mama«, knurrte sie einen Moment darauf, »warum rufst du mich nicht an? Wann bist du heimgekommen?«
    »Als ob das irgendeinen rühren würde«, murmelte Zipi von der Schwelle des Auslandskorrespondentenbüros her, »das rührt doch niemanden ein leises bisschen.«
    »Also geh nicht mehr raus«, sagte Niva laut in ihr Mobiltelefon, »hörst du mich? Mama, ich bitte dich – geh nicht aus dem Haus.« Sie steckte das Telefon in den Rucksack zurück, seufzte, blickte sich um, als wollte sie feststellen, ob es Zeugen für das Gespräch gegeben habe, schüttelte den Kopf und hob ihren Blick zum Monitor.
    »Moment, Moment mal, schaut euch bloß an, was da läuft!«, schrie Eres und deutete auf das Bild von Kanal Zwei. Ein Polizist, der am Tunneleingang stand, rief in ein Megaphon: »Schimschi, ich komm allein rein, bloß ich, schau mir zu!« Im Hintergrund tauchte der Kopf eines älteren, bärtigen Mannes auf, der hinter den Lastwagen stand und zur Tunnelöffnung hin schrie: »Elias, mach, dass du hier wegkommst, willst du hier noch eine Hanna Cohen?« Anschließend war die Stimme des Fernsehjournalisten von Kanal Zwei zu hören, der flüsternd, so wie man die toten Momente in einem Fußballspiel füllt, berichtete, dass die Streikenden zuvor schon erklärt hatten, dass sie nichts mehr zu verlieren hätten, und wenn die Polizei hereinkäme, würden sie sich selbst und auch die Ministerin für Arbeit und Wirtschaft samt Fahrer und Auto in die Luft sprengen. »Um es genau zu zitieren«, fuhr der Reporter erregt fort, »so sagte der Anführer der Streikenden, Mosche Schimschi, der Polizei, dass es, falls Polizisten den Tunnel beträten, ›hier nur Leichen geben würde‹, und … Moment mal« – seine Stimme wurde lauter –, »wie es scheint, gibt es hier neue Entwicklungen«, und da tat sich etwas auf dem Bildschirm von Kanal Eins: Die Diskussion im Studio brach ab, und nun stand Zohar, mit Militärparka und Wollschal um den Hals, zitternd vor Kälte am Tunneleingang, aus dem schwarze Rauchsäulen aufstiegen, und sagte ins Mikrophon: »Wie Sie sehen – in der

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