Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
Schimschi.
»Was heißt hier ohnmächtig!«, schrie einer der beiden Männer, die neben dem Auto standen. »Die tut bloß so. Die spielt Theater. Alles Schau.«
Benisri legte den Daumen auf ihr Handgelenk. Der Puls war schwach und unregelmäßig. Er blickte in ihr Gesicht, das grau schien, und lauschte ihren schweren, abgerissenen Atemzügen. Danach schaute er sich rasch um und zog sie sofort in Sitzposition hoch, streifte ihr das schwarze Wolljackett ab und öffnete die Knöpfe ihrer blauen Bluse.
»Jetzt komm aber«, erschrak Asriel, »was machst du denn mit ihr?«
»Keine Sorge, ich war beim Militär im Sanitäterkurs, ich bin Truppensanitäter«, beruhigte ihn Benisri. Er hob mit einem Schwung ihren Oberkörper an und löste, während er sie in den Armen hielt, die Haken ihres Büstenhalters, zog die Körbchen nach oben und entblößte ihre kleinen, weißen Brüste, deren aufrechte Form und Festigkeit ihn überraschte. Die Tatsache, dass er ihnen überhaupt Beachtung schenkte, machte ihn plötzlich verlegen, und er warf wieder ein paar Blicke zur Seite, wie um zu überprüfen, ob jemand anders es bemerkt hätte. Er klopfte ihr auf die Wangen. Sie rutschte ihm beinahe aus den Händen, doch er umklammerte sie fest und drückte mit seiner Schuhsohle gegen die Tür des Volvos, damit sie nicht zufiel. »Schimschi«, rief er, »Schimschi, das ist gefährlich, was ihr da macht.«
»Überhaupt nicht«, schrie der jüngere der beiden Männer, die neben Schimschi standen, und zündete sich eine Zigarette an, »alles Theater, das hat sie aus Ramat Aviv Gimel, im Villenviertel hat sie das gelernt.«
»Schimschi«, warnte Benisri, »ich sage dir – ich war Sanitäter in der Armee … ich habe einiges gesehen … das ist gefährlich. Du weißt nicht, ob sie ein gesundheitliches Problem hat, du kannst das Risiko nicht eingehen, sie könnte Asthma oder eine Allergie oder sogar Zucker haben …«
»Asthma, sie hat einen Asthmaanfall«, bestätigte Asriel und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, »ich hab’s ihnen gesagt, aber sie hören ja nicht.«
Dani Benisri deckte die Ministerin mit ihrem Wolljackett zu, stieg aus dem Auto und trat ganz dicht zu Schimschi. »Hör zu, was ich dir sage«, flüsterte er ihm zu, »das kann böse enden, das kann … sie kann ersticken … und dann seid ihr echt erledigt. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede, bring sie hier raus, dringend. Wenn ihr etwas passiert – dann wird die Polizei mit aller Gewalt hier eindringen, Sprengstoff hin oder her … Leichen werden sie hier hinaustragen, ich sag’s dir – das gibt ein Unglück.«
Schimschi spähte zu seinen Gefährten, die sich in Richtung der Lastwagen entfernt hatten, und zerquetschte die Wollmütze zwischen seinen Fingern.
»Lass sie jetzt raus«, bat Dani Benisri, »bring sie raus, bevor hier ein Unglück passiert, und ich … lass sie raus und nehmt mich an ihrer Stelle. Ich werde euer Pfand sein.«
»Ich bin hier nicht allein«, flüsterte Schimschi und faltete die Wollmütze zusammen, »ich kann so etwas nicht auf eigene Faust entscheiden, ich muss mich mit meinen Kameraden beraten.«
»Dann berate dich schnell«, sagte Dani Benisri und blickte auf den Monitor.
Die Augen des Staatssekretärs des Finanzministeriums flatterten, als er die Sozialarbeiterin anblickte, die ihm nun, anstelle von Dani Benisri, im Studio gegenübersaß.
Schimschi trat auf die Seite und zog seine Kameraden mit. Dani Benisri zwängte sich wieder auf den Rücksitz des Autos, setzte sich und legte den Kopf der Ministerin auf seine Knie.
»Hast du Wasser oder so was?«, fragte er Asriel, worauf dieser eilig die Fahrertür öffnete und ihm eine kleine Flasche Mineralwasser reichte. »Ich habe immer … für den Fall, dass …«
»Weißt du, ob sie ein Inhaliergerät hat?«, fragte Benisri, zog, noch während er sprach, die Tasche zu sich, auf der zuvor ihr Kopf gelegen hatte, und öffnete sie, »hat sie Ventolin oder so was?«
»Was fällt dir ein?«, protestierte Asriel bestürzt. »Was nimmst du denn die … das ist die persönliche Aktentasche der Ministerin, du kannst doch nicht …«
Dani Benisri wühlte in der Tasche, fand ein Inhaliergerät, öffnete der Ministerin den Mund und sprühte hinein, während er ihr die Nase zuhielt.
Asriel straffte sich wieder zu voller Größe, und von seinem Platz aus konnte Benisri nur die Hände des Fahrers sehen, der seine Finger ineinander klammerte und murmelte: »Gott behüte, Gott
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