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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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wie ein Mensch, der nur an die heuchlerischen Interessen der Politiker denkt? Sehe ich für Sie wie ein zynischer Mensch aus?«
    Benisri fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schielte zu ihrem Profil hinüber, stellte bei sich fest, wie schön die Linie ihrer Lippen war, und gewahrte eine zarte aufsteigende Röte, die die Blässe ihrer Wangen vertrieb. »Nein«, gab er mit dem Hintergedanken an den nächsten Schritt zu, »Sie erscheinen mir nicht wie ein zynischer Mensch, im Gegenteil, wenn schon – ein Mensch mit Prinzipien. Jemand, an dessen menschliche Seite man appellieren kann.« Er schwieg einen Moment, um seine Worte auf sie wirken zu lassen. Als er sah, dass ihre Hände entspannt lose auf den Knien lagen, wagte er es hinzuzusetzen: »Deswegen möchte ich mit Ihnen über Schimschi und seine Kameraden sprechen.«
    Ihre Finger flochten sich krampfhaft ineinander. »Was gibt es über sie zu reden?«, stieß sie schnell hervor. »Sie werden im Gefängnis sitzen, diese Hooligans.«
    »Sie sind keine Hooligans«, entgegnete Benisri, schlug das Steuer ein und wich aus, um den Weg für eine Ambulanz freizumachen, die sich ihnen, unterwegs zur Notaufnahme, näherte. Der Polizeiwagen rückte auf den schmalen Seitenstreifen der Fahrbahn, die Autoschlange vor ihnen begann sich in Bewegung zu setzen, so wie auch die Schlange der Gegenseite. »Es sind verzweifelte Menschen, und Sie wissen das sehr gut.«
    »Wie bitte?« Sie spannte sich an. »Verzweifelt, sagen Sie? Sehr schön. Jeder Verzweifelte geht also hin und entführt irgendeinen Regierungsminister, bedroht sein Leben, und nachher sagen sie auch noch, er sei ein armer Tropf?!«
    »Hören Sie, Timna«, er ging das Wagnis ein, »ich darf Sie doch Timna nennen?« Und ohne die Antwort abzuwarten, fuhr er rasch fort: »Nach alldem haben wir … nach alldem sind wir … ich dachte, wegen dem, was uns gemeinsam passiert ist, kann ich mich an Sie wenden und sagen … Sie bitten, von einer Klage Abstand zu nehmen, denn ich weiß, dass Sie nicht zu den Menschen gehören, die … letztendlich ist für Sie alles gut ausgegangen, und Sie sind kein rachsüchtiger Mensch, und ich dachte … die Arbeiter bitten …«
    Sie gab eine Art Schnauben von sich, in dem Überraschung, Ärger und Staunen lagen, danach schwieg sie eine Weile – die Scheibenwischer schabten wegen des dünnen Regens auf der Windschutzscheibe, die Fahrt auf der schmalen, mit Schlaglöchern gepflasterten Straße war langsam, das Auto erhielt Stöße, und sie umschloss mit einer schnellen, panischen Bewegung mit der Hand ihren Hals, wobei diese Berührung jedes Mal den dünnen Goldring an ihrer Hand aufblitzen ließ –, und schließlich sagte sie knapp: »Sie sind völlig verrückt geworden.« Mit beherrschter, überlegter Stimme fügte sie dann hinzu, dass es keinen Weg gebe, die Klage zurückzuziehen. »Nun ist es Sache des Staates und nicht die meine«, schloss sie, »es ist ein strafrechtliches Delikt – Entführung und Morddrohung, da erübrigt sich jedes weitere Wort.« Und sogar wenn die Sache in ihrer Hand wäre – was sie nicht sei –, fuhr sie noch fort, würde sie mitnichten die Klage gegen die »Cholit«-Arbeiter einstellen, da sie damit nur die ohnehin schon überall herrschende Anarchie ermutigen würde, in der Gewalt vor Recht ginge, und es könne nicht sein, dass Menschen, wenn sie etwas erreichen wollten, Gewalt anwendeten.
    »Sie berücksichtigen dabei nicht«, erwiderte Benisri, als sie das »Monster« im Rabinovitsch-Park auf der Strecke von Kiriat Hajovel passierten, »dass sie etliche Male versucht haben, zu Ihnen vorzudringen, und Sie sie jedes Mal nur vertröstet haben, dass sie verzweifelt sind und …«
    Sie richtete sich in ihrem Sitz auf, verschränkte demonstrativ die Arme und blickte ihn lange an, bevor sie frostig fragte, welches Interesse er denn in dieser Affäre habe, außer seinem Interesse als Journalist, über das sein Anliegen ihrer Meinung nach schon längst hinausginge. Vielleicht habe er ja sogar einen Verwandten unter den Arbeitern, mutmaßte sie.
    Er manövrierte das Auto zwischen den Schlaglöchern hindurch und kam nur langsam vorwärts.
    »Was ist das für eine Geschichte mit Ihnen und diesen Arbeitern?«, verlangte sie zu wissen.
    Dani Benisri drehte sein Gesicht zur Seite, damit sie nicht bemerkte, wie es brannte. Er hatte nicht die Absicht, ihr irgendetwas von der Beziehung zwischen ihm und Schimschi zu erzählen. »Das ist kompliziert«, äußerte er

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