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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Ende der Abendausgabe«, befahl Chefez Michael und rannte ihr hinterher, rief laut »Natascha, Natascha«, doch sie drehte nicht einmal den Kopf. Auch Schraiber folgte ihr hinauf, und Michael zögerte einen Moment – seit wann nahm er Befehle entgegen, wo er zu warten hatte? Er blickte auf die Doppelglastür am Eingang, vor der nun eine große Gruppe Orthodoxer stand, Schreie wurden laut, und mit einem Mal brach ein nicht mehr junger Mann herein, groß und mager, in einem zerrissenen Mantel, schüttere, silberne Strähnen spitzten unter der großen, bestickten Kipa hervor, die seinen Kopf bedeckte. Er fuchtelte mit den Händen, die in zerlöcherten Wollhandschuhen steckten, stieß mit großer Kraft den Sicherheitsoffizier beiseite, streckte wie flehend die Arme aus und schrie aus vollem Hals: »Wo ist Rubin? Arie Rubin erwartet mich!«
    Der Sicherheitsmann schwankte, versuchte, den Arm des Mannes zu ergreifen, und rief: »Moment mal, mein Herr, Sie können nicht …«, doch jener schüttelte ihn mit einer einzigen Bewegung ab.
    »Wer ist das?«, schrie der Sicherheitsoffizier seinen zwei Kollegen zu, ein Mann und eine Frau, die hinter der Theke herausstürzten und ebenfalls versuchten, den Mann festzuhalten. Auch von ihnen befreite er sich mit großer Kraft, während er brüllte: »Lasst mich zu Arie Rubin … er … er wartet auf mich, er hat mit mir ein Treffen ausgemacht!«
    Rubin trat auf den Mann zu, stellte sich vor ihn und sagte: »Ich bin Arie Rubin, hier bin ich.«
    Mit einem Schlag erschlaffte der Eindringling, seine ganze Kraft schien wie weggeblasen, und er wirkte, als bräche er gleich zusammen. Der Sicherheitsoffizier packte seine Arme und drehte sie auf den Rücken.
    »Lass ihn, Alon, siehst du nicht, mit wem wir es …?«, sagte Rubin und griff selbst nach der Schulter des Mannes.
    Der Sicherheitsoffizier blickte Rubin zögernd an, ließ den Mann jedoch nicht los.
    »Ich komme für Arie Rubin, er kennt mich, er weiß … er wird mir sagen …«, stammelte der Mann mit zittriger Stimme, mit schwerem russischem Akzent.
    »Lass ihn los, Alon«, wiederholte Rubin, »das geht in Ordnung, ich bin da – ich kümmere mich darum«, und er löste die Hände des Offiziers von den Armen des Eindringlings.
    »Hier bin ich, mein Herr«, sagte er dann liebenswürdig, »wie kann ich dem verehrten Herrn helfen?«
    Der Mann sah ihn verwirrt an, versuchte, etwas zu sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Seine Lider zuckten, er heftete seine großen, blauen Augen, in denen ein Blick voll erschreckten Flehens brannte, auf Rubin und schließlich wiederholte er: »Ich komme für Rubin, er hat mit mir ein Treffen ausgemacht, ich habe Material, viel Material zum Zeigen …«
    Der jungen Frau vom Sicherheitsdienst, die neben Alon stand, entfuhr ein entsetztes, lautes Auflachen.
    »So ist das mit Geisteskranken«, sagte Miri, die Textredakteurin, die auf dem Weg von der Cafeteria vorbeikam und einen Krapfen in den fettigen Fingern hielt, »sie haben überhaupt keinen Plan, du zeigst’s ihnen – sie sehen’s nicht, elementare Psychologie.«
    »Da ist Rubin«, schrie Alon und deutete auf Rubin. Der legte seinen Arm um die Schultern des Eindringlings. »Schön, sehr gut, alle Achtung«, sagte er in einem Ton, in dem man mit einem verängstigten Kind spricht, »wie heißen Sie?«, und er ließ seine Schulter los.
    »Ich … David, David Glusman«, antwortete der Mann und wischte sich mit beiden Händen über die hohe Stirn und das blasse, schmale Gesicht, »ich … ich habe … ich möchte … es gibt eine Klage wegen …«, und er verstummte.
    Die drei Orthodoxen, die immer noch mit gezückten Ausweisen am Eingang standen, als seien sie bereit für einen weiteren Identitätsbeweis, zogen sich langsam ganz nah an die Tür zurück.
    »Wo wohnen Sie?«, fragte Rubin, und der Mann streckte seine Arme zu beiden Seiten des Körpers durch, stand stramm und deklamierte wie ein kleiner Junge bei einer Zeremonie im Kindergarten feierlich die genaue Adresse, auf der anderen Seite der Stadt, einschließlich Aufgang, Stockwerk und Wohnungsnummer.
    Rubin kramte in seiner Hosentasche und fischte zwanzig Schekel heraus, die er ihm in die Hand mit dem zerrissenen Wollhandschuh legte. »Für den Autobus«, sagte er leise, faltete die Finger des Mannes über dem Schein zusammen, legte ihm den Arm um die Schultern und begleitete ihn hinaus. »Gehen Sie heim«, hörte ihn Michael sagen, »am besten gehen Sie direkt nach Hause.«
    In

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