October Daye - McGuire, S: October Daye
merkwürdig wirkt.«
»Was tust du?«, fragte Quentin und begann meiner Aufforderung Folge zu leisten.
»Ich gehe das hier durch.« Ich hob Barbaras Schreibtischschublade. »Darin könnte etwas sein, das uns sagt, wo wir als Nächstes suchen sollen.«
»Ich wusste nicht, dass ich hier den Sekretär spielen muss«, brummte Connor.
»Dann hättest du ein Auto mitbringen sollen.«
Die nächsten Stunden vergingen mit der Art todlangweiliger Plackerei, die mir von früheren Fällen bestens vertraut war. Wir sahen Akten durch, suchten nach Verbindungen, kochten weiteren Kaffee, schichteten Papiere um, überprüften Datumsangaben, kochten weiteren Kaffee. Jan kam in Begleitung von April vorbei, um einen weiteren Stapel Aktenordner abzuliefern und sich einen Schokoriegel aus dem Automaten zu ziehen. Ich nahm ihre Gegenwart mit einem Grunzen und einer vagen Handbewegung zur Kenntnis. Ich war zu sehr in den Personalverlauf der Firma seit ihrer Gründung vertieft, um zu merken, dass ich die Gelegenheit verpasste, sie nach Alex’ Blutlinie zu fragen. Das wurde mir erst später klar.
Und die Zeit raste.
»Toby?«
»Was?«
»Es ist vier.«
Ich schaute auf. »Nachmittags?«
»Ja.«Quentin nickte. Connor kauerte noch brummelnd über seinem Stapel. »Wann sollst d u … ?«
»Bei Sonnenuntergang.« Ich stand auf und schloss die Akte. »Zeit, dass ich mich ans Werk mache.«
»Was können wir tun?«, fragte Quentin.
Schleunigst von hier verschwinden, bevor euch etwas zustößt . »Hast du noch die Wacholderbeeren?« Er reichte sie mir stumm, und ich ging zur Arbeitsfläche, wo ich Alraunwurzel und Wachholderbeeren neben das Meersalz legte. »Elliot sollte bald mit den Blumen zurück sein. Es war eine ziemlich lange Liste, aber es muss in der Gegend doch reichlich Händler geben.«
Ein leises Knistern in der Luft kündigte uns Aprils Ankunft an, bevor sie mit einer kleinen Plastiktüte in der Hand erschien. Diesmal zuckte ich nicht zusamme n – das übernahm Connor für mich, und zwar so heftig, dass sein Stuhl umkippte.
Ich unterdrückte ein Kichern. »Hallo, April.«
»Ich wurde angewiesen, auf Anzeichen für rituelle Vorbereitungen zu achten. Ich habe Kerzen und Federn mitgebracht.« Sie hielt mir die Tüte entgegen. Ich ergriff sie. »Außerdem wurde ich angewiesen, mich zu erkundigen, ob noch etwas benötigt wird.« Sie verstummte kurz. »Wird noch etwas benötigt?«
»Tatsächlich wollte ich etwas fragen.« Als ich merkte, dass sie nicht reagieren würde, bis ich die Frage stellte, fuhr ich fort. »Weißt du, wer Barbara am nächsten war, als sie starb?« Es war ein Schuss ins Blaue, aber er konnte nicht schaden: Wenn April jederzeit wusste, wo sich alle im Mugel aufhielten, war sie vielleicht in der Lage, es mir zu sagen.
Sie runzelte die Stirn. »Definiere ›starb‹.«
Ich überlegte. Sie hatte im Zusammenhang mit den Leichen nie das Wort ›tot‹ verwendet. »Aus dem Netzwerk entfernt wurde?«, versuchte ich es mit Begriffen, die sie verstehen konnte.
»Der Zeitpunkt, wann sie entfernt wurde, ist nicht aufgezeichnet.« Ihre Stimme klang ruhig, als berichte sie etwas eher Belangloses. Aus ihrer Sicht war es das vielleicht auch.
»Ich dachte, du wüsstest zu jedem Zeitpunkt, wo sich jeder in der Firma aufhält.«
»Ja. Ich kenne die aktuellen Aufenthaltsorte. Nicht jedoch vergangene Aufenthaltsorte, es sei denn, es gab einen Grund, sie sich zu merken.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wird sonst noch etwas benötigt?«
»Nein, du kannst gehen.« Darüber musste ich nachdenke n – aber später, wenn die Nachtschatten gekommen und gegangen waren. Vorausgesetzt, ich konnte danach noch über irgendetwas nachdenken.
»Verstanden«, sagte sie und verschwand mit einem Funkenregen.
»Was zu m … «, setzte Connor an.
»Eine Dryade, die im lokalen Computernetzwerk lebt«, erklärte Quentin, und es klang beiläufig bis desinteressiert. Ich musste ein weiteres Kichern unterdrücken. Der Junge lernte erstaunlich schnell, wie man Gleichgültigkeit spielte.
»Sie ist Jans Adoptivtochter«, fügte ich hinzu und schüttelte die Tüte, die sie mir gegeben hatte, um das Gewicht zu überprüfen, bevor ich hineinblickte. Wie April gesagt hatte, enthielt sie Kerzen und Federn. Normale Dryaden können keine Gegenstände mitnehmen, wenn sie sich teleportieren. Die Tuatha können es, allerdings ist ihre Teleportationsmethode direkte r – sie öffnen Türen zwischen Orten, statt zu verschwinden und woanders wieder
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