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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Quentin«, sagte ich. »Alex, geh voraus.«
    »Gern.«
    Alex führte mich aus der Cafeteria und den Flur entlang zu einer Tür, die ich nicht kannte. Das hatte nicht viel zu bedeuten, allmählich prägte ich mir zwar einige Orientierungspunkte ein, aber den Versuch, mich selbst zurechtzufinden, hatte ich längst aufgegeben. Er stieß die Tür auf, und ich trat hindurch. Ich stand auf einem Rasenstück im Schatten gewaltiger Ulmen.
    Ich blinzelte und sah den Rasen an, dann Alex. »Wo ist Jan?«
    »Nicht hier.« Er grinste. Schräg durch die Bäume fallendes Sonnenlicht zauberte ein Glitzern in sein Haar. Dann wurde nicht mehr gesprochen, denn er schlang die Arme um meine Hüften, zog mich an sich und küsste mich.
    Als ich Alex zum ersten Mal geküsst hatte, war das eine angenehmeÜberraschung gewesen. Das zweite Mal war weniger überraschend, jedoch nicht weniger angenehm. Jetzt, beim dritten Mal war es, als hätte jemand alle meine Hormone entfesselt. Ich schmolz in seinen Armen dahin, schmiegte mich an ihn, erwiderte den Kuss mit ungeahnter Leidenschaft. Seine Hände wanderten höher, vergruben sich in mein Haar, zogen mich noch näher, während rings um uns der Geruch von Kaffee und Klee aufstieg und beinahe die grünen Gerüche im Freien überwältigte.
    Kaffee und Klee. In meinem Hotelzimmer hatte ich den Geruch für eine Nebenwirkung des Trugbanns gehalten, der ihn menschlich aussehen ließ. Hier auf dem Rasen trugen wir beide keine menschliche Tarnung. Keiner von uns wirkte irgendeinen Zauber. Warum also roch ich Magie?
    Erschrocken stieß ich mich so heftig von ihm ab, dass ich mir auf die Lippe biss und die Haut durchdrang. Der Geschmack von Blut verteilte sich auf meiner Zunge. Alex starrte mich an, die klatschmohnroten Augen geweitet. Zuerst wirkte er einfach verwirrt, dann, als er Erschrecken und Empörung in meinem Gesicht las, sah er ziemlich verlegen aus.
    »Ups«, sagte er leise.
    »Ups?« Seine Arme umschlangen immer noch meine Hüften. Ich stieß ihn weg. Er ließ nicht los. Ich schubste kräftiger, und er taumelte gegen den nächsten Baum, während ich rasch einige verunsicherte Schritte zurückwich. Der Geruch von Kaffee und Klee verstärkte sich, hing wie billiges Parfum in der Luft. »Was machst du, Alex?«
    »Nichts! Ic h … ich mache gar nichts. Komm schon, Toby. Bitte.« Er streckte die Hände nach mir aus. »Du musst dich einfach bloß beruhigen. Komm her.«
    Ich wollte es. Oh, Eiche und Esche, ich wollte es. Es war, als raunte eine leise Stimme in meinem Hinterkopf: Es ist in Ordnung. Er ist kein übler Kerl. Du willst das ebenso sehr wie er. Du hättest es ohnehin gewollt. Sei nicht albern. Lass dich einfach drauf ein.
    Ich tat einen wackligen Schritt auf ihn zu, bevor ich mich fing. Ich biss mir erneut auf die Lippe, klammerte mich an den heißen Geschmack meines Blutes wie an einen Rettungsanker und fauchte: »Hör sofort damit auf, Alex, oder ich schwöre, du brauchst dir keine Gedanken mehr über geheimnisvolle Mörder zu machen. Was tust du da?«
    »Was meinst du?«, fragte er, und seine Augen weiteten sich unschuldig. Der Geruch nach Klee wurde erstickend, verdrängte den Kaffee und drohte sogar den Geschmack meines Blutes zu überwältigen.
    »Du weißt genau, was ich meine. Hör auf damit. Ich will das nicht.«
    »Spielt es denn eine Rolle, solange du es fühlen kannst?« Er bettelte beinah.
    Es ließ mich kalt. »Ja!« Ich ballte die Hände zu Fäusten, grub die Nägel in die Handflächen und konzentrierte mich auf den Schmerz. »Ich weigere mich, dich zu lieben!«
    »Bist du sicher?«, fragte er, machte drei lange Schritte, legte mir die Hände auf die Schultern und küsste mich erneut.
    Ein Augenblick der Verwirrung verstrich, ehe mir klar wurde, was er tat, und dann war es zu spät. Der Geruch von Kaffee und Klee kam zurück, stärker als je zuvor, und ich schmiegte mich an ihn, denn mein Körper verweigerte mir den Gehorsam. Ich war gefangen. Am schlimmsten war, dass ich nicht wusste, wer mich mehr verraten hatt e – Alex durch das, was er tat, oder ich mich selbst, weil ich so dumm gewesen war, mich übertölpeln zu lassen. Seine Hände wanderten zu meinem Kreuz hinab und zogen mich näher heran. Fast hatte der Kaffeegeruch den Blutgeschmack verdrängt.
    Es wurde nahezu unmöglich, an etwas anderes zu denken als seinen Kuss. Dunkel war mir bewusst, dass dies sofort aufhören musste, oder es würde überhaupt nicht aufhören, sondern damit enden, dass wir irgendwohin gingen,

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