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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Tochter der Amandine, und ich bin hier, um eure Aufmerksamkeit zu erbitten«, sagte ich konzentriert. Die Luft füllte sich mit dem Geruch von Kupfer und geschnittenem Gras, meiner Magie, als die rings um den rituellen Kreis aufgeschichteten Blumen in blaugrünen Flammen aufgingen. Die Kerzen entzündeten sich von selbst, und die Deckenbeleuchtung knisterte und sprühte Funken, bevor sie erlosch. Ein stechender Schmerz fuhr mir hinter die Augen. Magiebrand. Ich würde für die Arbeit dieser Nacht bezahlen. Ich hoffte nur, das es das wert war.
    Dichter, süßlicher Rauch begann den Raum zu füllen, als die Blumen brannten. Ich ließ mein Blut weiter auf die Alraunwurzel tropfen und versuchte zu ignorieren, wie schnell trotz des Feuers die Temperatur sank. »Ich habe euch Blut gebracht und Blumen und Salz aus dem Meer. Alle unsere Höfe zusammen unterstützen mein Gesuch.« Die Alraunwurzel wimmerte. Ich hob die Hand, führte meine blutigen Finger an meine Lippen und küsste sie. »Ich bringe euch Leben.« Ich fasste hinab und drückte die Finger auf den ›Kopf‹ der Alraunwurzel.
    Die Wurzel hörte auf, sich zu winden, und öffnete Augen wie Sommereissplitter. Bevor sie ausweichen oder wegkrabbeln konnte, ergriff ich Dares Messer und stieß es durch ihren Körper. Die Alraunwurzel schrie, und die äußeren Schichten schälten sich, bis ein winziges, perfektes Ebenbild meiner selbst sich nackt unter der Spitze des Messers krümmte. Ich legte die Hände flach auf den Boden und knirschte mit den Zähnen, als ich sagte: »Wenn ich nur einen Moment mit euch reden könnt e … «
    Plötzliche Stille senkte sich über den Raum. Die Alraunwurzel hörte auf zu schreien und starrte voller Grauen an mir vorbei. Sogar das Knistern der Flammen wurde leiser und erstarb schließlich ganz. Dann schlich sich ein leises Schwirren in die Stille: der Flügelschlag der Nachtschatten. Ich hob den Kopf und wagte kaum zu atmen.
    Sie füllten den Raum und schwebten rings um meinen Kreis. Die mir am nächsten waren, besaßen Gestalten, die ich kannte. Sie verkörperten alle Rassen Faeries, vereint durch ihre schattige Blässe und ihre zierlichen, wild schlagenden Flügel. Je weiter sie sich von mir entfernten, desto mehr lösten sie sich in Formlosigkeit auf und wurden zu tiefen Schatten und dem flatternden Geräusch von Blättern im Wind. Dann sog ich scharf die Luft ein.
    Die Gestalt an der Spitze des Schwarms war Dare.

Zwanzig
    D are?«, flüsterte ich. Es konnte nicht Dare sein. Dare war tot. Ich hatte sie sterben sehen. Und doch war es Dare, denn es konnte niemand sonst sein.
    Sie war zu mager, als dass es Absicht sein konnte, unterernährt und dürr. Ihr Haar war strahlend blond und bildete einen leuchtenden Kontrast zu ihren apfelgrünen Augen. Silberclips zierten ihre Ohrläppchen, und sie trug ein Kleid aus Staub und Spinnweben, in dem sie wie eine entthronte Prinzessin aussah. Ihre Flügel, die durch die ständige rasche Bewegung verschwammen, waren ne u – die Flügel und ihre Größe. Dare war schon früher klein gewesen, nun jedoch hatte sie die Größe einer Puppe, winzig genug, um auf meiner Handfläche stehen zu können.
    In der Menge befanden sich noch mehr vertraute Gesichter, ähnlich verkleinert und erneuer t – Devin war darunter, ebenso Ross, jener Wechselbalg, der zu einem Viertel Roane war und im Golden Gate Park star b – , aber die meisten waren mir fremd oder wurden durch die Nähe ihrer Gefährten verdeckt. Von den Leuten, die auf dem Gelände von ALH gestorben waren, sah ich niemanden.
    Dare betrachtete mich teilnahmslos, während ich die Schar anstarrte. Ihre Flügel flirrten wie die eines Kolibris. Ich wollte auf die Beine springen, sie in die Arme nehmen und nie wieder loslassen. Ich wollte sie um Verzeihung anflehen. Doch ich blieb, wo ich war.
    »Du hast gerufen. Wir sind gekommen«, sagte sie. »Was willst du?«
    Es war ihre Stimme, die mich aus meinem Schockzustand riss. Sie besaß Dares Stimmlage und Rhythmus, aber nicht den Akzent und die Melodie, und es fehlten die Emotionen hinter den Worten. Sie mochte Dares Gesicht tragen, doch das war schon alles, was sie hatte. »Ich habe euch gerufen, weil ich eure Hilfe brauche«, antwortete ich.
    Die Nachtschatten kicherten. Die Gestalt, die wie Dare aussah, legte den Kopf schief, musterte mich und sagte: »Ich kenne dich.«
    Ich erstarrte. War sie es doch?
    Sie fuhr fort: »Die letzte Besitzerin meines Gesichts starb mit deinem Namen auf den Lippen. Ich

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