October Daye - McGuire, S: October Daye
gezwungen, von seinem Muster abzuweichen.
Drei ihrer Fingernägel waren abgebrochen, ein Ärmel ihres Pullovers fast abgerissen. Was immer sie getan hatte, es hatte beinahe gereicht. »Gut gemacht«, flüsterte ich und drückte die Finger auf ihre Wange. Als ich sie zurückzog, klebte Blut daran. Es war kalt, sie musste bereits seit kurz nach ihrem Verschwinden tot sein. Das war der Zeitpunkt, zu dem es am einfachsten gewesen war, sie zu überrumpel n – der frühe Morgen, wenn Fae durch Erschöpfung und den Sonnenaufgang am zerstreutesten sind. Ich hob die Finger an die Lippen und leckte daran. Meine Miene verfinsterte sich. Wie bei all den anderen war das Blut leer.
Alex trat von einem Bein aufs andere und fragte: »Und?«
»Lass sie arbeiten«, herrschte Connor ihn an.
Ich ignorierte die beiden und blickte über die Schulter zur Tür. »Quentin, komm her.«
Immer noch blass betrat er den Raum wieder und stellte sich neben mich. Er achtete darauf, nicht das Blut auf dem Boden zu berühren. Guter Junge.
»Was hast du jetzt vor?«, wollte Alex wissen.
»Hör mal, kannst du uns eine Minute in Frieden lassen? Wir müssen arbeiten.«
»Hattet ihr nicht schon genug Minuten?«
Ruhig sah ich ihn an, zu erschöpft und verzweifelt, um wütend zu werden. »Connor, schaff ihn hier raus. Wir müssen uns konzentrieren.«
»Ich gehe nicht!«
»O doch, Kumpel, und ob.« Connor schlang flink den Arm um Alex’ Kehle, womit er den größeren Mann überraschte. Während Alex hustete, fuhr Connor im Plauderton fort: »Also, wir können hier stehen, bis du zu atmen aufhörst, und ich schleife dich raus, oder wir gehen hinaus in den Flur. Wirst sehen, der Flur gefällt dir. Dort gibt es Sauerstoff.«
Mühsam brachte Alex hervor: »Flur.« Connor lächelte.
»Kluge Entscheidung. Toby, ruf einfach, wenn du uns brauchst.«
Ich salutierte ihm halbherzig zu. »Alles klar. Und jetzt raus.« Ich beugte mich vor und konzentrierte mich auf die Leiche, bis ich hörte, wie sich die Tür schloss. Ohne aufzublicken, fragte ich: »Sind sie weg?«
»Ja«, bestätigte Quentin. Ich schaute auf.
»Ich weiß, das ist hart, aber wir haben keine andere Wahl. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du mir helfen?« Als er nickte, zwang ich mich zu einem Lächeln. »Gut. Was stimmt nicht an diesem Bild?«
Er runzelte die Stirn. »Ihre Wunden sind anders. Sie hatte noch Zeit, sich zu wehren.«
»Richtig.« Ich nahm Jan die Brille ab und steckte sie mir in die Tasche, bevor ich behutsam ihre Augen schloss. Über Veränderungen am Tatort und Beeinträchtigung von Spuren brauchte ich mir keine Gedanken zu machen: In sehr realer Hinsicht waren Quentin und ich das Spurensicherungsteam. »Kannst du mir sagen, was das bedeutet?«
»Ä h … Ist das Blut s o … wie bei den anderen?«
»Das in ihrem Körper schon.« Ich richtete mich auf, ging zum Serverrack und suchte an dem verschmierten Blut nach Stellen, die noch nicht ganz getrocknet waren.
Quentins Augen weiteten sich. »Du glaubst, ihre Mörder haben nicht alles erwischt?«
»Das könnte gut sein, oder?« Ich sah ihn an. »Du denkst, es war mehr als ein Mörder. Warum?«
»Sie is t … na ja, sie ist völlig aufgeschlitzt. Ich glaube nicht, dass eine einzige Person dazu in der Lage gewesen wäre.«
»Ich würde dir ja zustimmen, aber vergiss nicht, manche Rassen sind stärker als andere.« Ich habe schon gesehen, wie Tybalt einen ausgewachsenen Powrie nur mit seinen Klauen als Waffen tötete. »Mich interessiert vielmehr die Tatsache, dass alle Fußabdrücke von Jan oder von den Nachtschatten stammen.«
»Ich habe noch nie gehört, dass die Nachtschatten Fußabdrücke hinterlassen«, sagte Quentin.
»Ich denke, sie haben es absichtlich gemacht, damit ich weiß, dass sie hier waren.« Ich würde später darüber nachdenken müssen, was genau das zu bedeuten hatte. Wenn ich nunmehr eine persönliche Beziehung zu den Ghulen von Faerie hatte, wollte ich es wenigstens wissen.
»Warum?«
»Damit ich weiß, dass sie hier waren und beschlossen haben, sie nicht mitzunehmen.«
»Aha.« Quentin tauchte die Fingerspitzen seiner linken Hand in das Blut an Jans Hals und betrachtete sie. Er begann zu lernen; erwachsene Daoine Sidhe sehen sich für gewöhnlich vor allem anderen das Blut an, weil eine handfeste Antwort jahrelangen Debatten vorbeugen kann. Ich hielt ihn nicht auf. Er musste es ohnehin erfahren, und dieser Zeitpunkt war so gut wie jeder andere.
Etwas glitzerte unten an dem Rack. Ich fuhr
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