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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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was geschehen war. Er würde mich rächen. Hoffte ich.
    Im Bürozellenlabyrinth waren die Lichter abgeschaltet, aber ich brauchte sie auch nicht; ich brauchte nur die Blutspur, und die zeichnete sich selbst in der Dunkelheit klar und deutlich ab. Ich legte eine Hand auf Elliots Schulter und bedeutete ihm, leise zu sein. Gordan befand sich irgendwo in der Nähe, und die Coblynau gehören zu den Rassen mit der besten Nachtsicht in Faerie. Ich hingegen war praktisch blind, solange sich meine Augen noch anpassten. Damit waren wir gefährlich im Nachteil.
    »Wo ist der Lichtschalter?«, flüsterte ich. Wenn wir für grelles Licht sorgen konnten, würde es uns vielleicht gelingen, Gordans Nachtsicht gegen sie zu verwenden.
    »Auf der anderen Seite des Raums«, flüsterte Elliot zurück.
    So viel dazu. »Bleiben Sie unten. Wir gehen es langsam an«, sagte ich und entfernte mich von der Tür. Elliot folgte mir, seine Schritte hallten laut an den Wänden wider. Ich zuckte zusammen. Ich bin längst nicht so lautlos wie beispielsweise Tybalt, aber ich habe wenigstens eine grundlegende Ausbildung darin, wie man sich geräuschlos bewegt. Dass Elliot keine genossen hatte, war offensichtlich.
    »Elliot, leise «, zischte ich.
    »Ic h … «
    Es gab ein Aufblitzen, als die Pistole vor uns feuerte. Ich stieß Elliot zurück und warf mich zu Boden. Ich spürte keine neuen Schmerzen; sie hatte danebengeschossen. Das hieß allerdings nicht, dass sie mich noch einmal verfehlen würde.
    »Mund zu!«, brüllte Elliot.
    Der Geruch von Lauge stieg in der Luft auf, heiß und durchdringend. Ich hielt mir hastig Mund und Nase zu und schloss die Augen, bevor eine Flutwelle heißen, seifigen Wassers über mich hinwegspülte. Die Katzen schrien empört, als sie von der Flut erfasst wurden. Dies war keine simple Dampfreinigung, ich spürte, wie ich vom Boden gehoben wurde, als der Wasserpegel stieg. Schaudernd presste ich die Augen fester zu und versuchte so zu tun, als hätte ich noch Grund unter den Füßen. Es kostete mich all meine Kraft, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Ich mag kein Wasser. Ich kann nicht mal baden, nur duschen, wo das Wasser nie über meine Knöchel steigt und keine Gefahr besteht, unterzugehen. Jetzt hingegen wurde ich von einer magischen Flut überschwemmt, der ich nicht entfliehen und die ich nicht kontrollieren konnte. Ich konnte nur hoffen, dass Elliot wusste, was er tat, und uns nicht beide ertränken würde.
    Das Wasser schwoll an und wich dann zurück, als die Welle brach. Sie hinterließ mich so durchnässt wie den Rest des Raums. Dieses Mal hatte Elliots Magie auf das Trocknen verzichtet. Keuchend hob ich den Kopf und sah ihn fragend an. Er starrte mit noch erhobenen Händen in die Ferne. »Elliot?«
    »Habe ich sie erwischt?«, fragte er. Über sein zuvor makelloses Hemd breitete sich ein dunkler Fleck aus. Gordan hatte gar nicht danebengeschossen.
    »Ja, haben Sie«, sagte ich.
    »Ah, gut«, meinte er und lächelte, bevor er vornüber kippte und auf den Boden aufschlug. Ich wollte zu ihm eilen, hielt jedoch inne, als ich das Geräusch von Schritten auf den Wartungsstegen über mir hörte. Gordan lief noch frei herum.
    Elliot blutete stark, er brauchte dringend medizinische Versorgung. Aber er befand sich im Mugel, und ich konnte ihn nicht nach draußen schaffen, wo es möglich war, dass ihn ein Krankenwagen erreicht e – selbst wenn ich hätte erklären können, woher er die Schussverletzung hatte. Er hatte den Raum geflutet, um Gordan abzuwehren, und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass Wasser in die Kammer ihrer Waffe gelangt war und die Zündung lahmlegte. Es war nicht weise, das Risiko einzugehen, das wusste ich, aber es war die einzige Chance, die ich hatte.
    Die Katzen drängten sich laut maunzend auf Aktenschränken und Schreibtischen. Im Schutz des Lärms rannte ich zu der Leiter an der gegenüberliegenden Wand und begann sie zu erklimmen. Die Hälfte der Katzen verstummte und beobachtete mich. Sie konnten mir nicht folgen, aber sie konnten zusehen. Ich fand das eigenartig tröstlic h – was immer als Nächstes geschah, es würde sich nicht unbemerkt und im Geheimen ereignen. Die Katzen waren meine Zeugen und würden Tybalt davon berichten.
    Triefnass zu sein gestaltete das Klettern nicht einfacher. Die Leiter endete, als mich gerade das Gefühl beschlich, meine Knie würden jeden Moment nachgeben. Ich trat auf den Steg. Meine durchtränkten Schuhe machten beim Gehen schlickig schmatzende

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