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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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gelangt nicht in den Mugel und kann auch nichts und niemanden in dessen Innern sehen.«
    Das Konzept war etwas schräg, aber einleuchtend. Jedenfalls auch nicht schlimmer als das Ringelreihen um die Gifteiche, das man veranstalten musste, um in den Mugel von Schattenhügel zu gelangen. »Hat es denn noch nie Pannen gegeben?«
    »Doch, ein paarmal schon.« Er öffnete eine Tür. Der Gang dahinter war mit giftgrünem Teppich ausgelegt, und Korktafeln bedeckten die Wände, übersät mit Kartoons und Memos. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass wir irgendwie im ersten Stock gelandet waren, ohne eine Treppe zu benutze n – nett. »Aber nichts Schlimmes, und wir konnten alles ohne bleibende Schäden beheben.«
    »Nämlich wie?«
    »Bis vor Kurzem hatten wir eine Kitsune in der Belegschaft.« Alex’ Lächeln wich einem Gesichtsausdruck, den ich nicht recht zu deutenwusste. »Sie hat dafür gesorgt, dass sich die Leute an nichts erinnerten.«
    Nicht alle Kitsune können das Gedächtnis manipulieren, aber wenn sie es können, sind sie in der Regel verdammt gut darin. Fast widerwillig nickte ich. »Guter Ansatz.«
    »Dachten wir auch.« Der Gesichtsausdruck, aus dem ich nicht schlau wurde, verflog so rasch, wie er gekommen war. »Sie haben kein Telefon, oder?«
    »Was?«
    »Ein Mobiltelefon.« Er hob die Hand und tat, als spreche er in einen kleinen Hörer. »Falls doch, ist es innerhalb des Mugels nutzlos. Wenn Sie wollen, kann ich es modifizieren lassen.«
    »Modifizieren?«
    »Gordan ersetzt den Akku durch eine ihrer Spezialbatterien, wirkt ein wenig Voodoo und sorgt dafür, dass die Schaltkreise sich neu ausrichten. Sie ist unsere Hardwarekünstlerin.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich benutze bloß das Spielzeug, das sie anfertigt.«
    »Interessant.«
    »Das sind Sie auch, das können Sie mir glauben, aber wir sind am Ziel.« Er zeigte auf eine Tür. »Das ist Jans Büro. Seien Sie freundlich. Eigentlich ist sie ganz umgänglich, aber die letzten Wochen waren hart, und sie ist ein wenig launisch. Es wäre ein Jammer, wenn Ihnen Ihr hübscher Kopf abgebissen würde.«
    »Ich bin so freundlich, wie sie es mir ermöglicht«, gab ich zurück und wandte mich der Tür zu.
    Meine Hand war bereits zum Klopfen erhoben, als er sagte: »Toby?«
    »Ja?«
    »Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.«
    Das trug ihm ein Lächeln ein. »Gleichfalls«, erwiderte ich und klopfte an.
    Der Klang meiner Knöchel auf dem Holz war laut und leicht hohl, ein Hinweis darauf, dass der Raum dahinter in Wirklichkeit nicht mit dem Türrahmen verbunden war. Physische Bezugspunkte spielen in Faerie keine große Rolle: Jans Büro konnte sich so ziemlich überall im Mugel befinden und trotzdem mit dieser Tür verknüpft sein.
    Eine Stimme rief: »Herein!« Kopfschüttelnd drückte ich die Klinke runter und folgte der Aufforderung. Es gibt für alles ein erstes Mal.

Sechs
    D as Büro hatte etwa die Größe meines Wohnzimmers, war jedoch mit genug Einrichtung vollgestopft, um meine gesamte Wohnung zu füllen. Aus einem Meer von Papier ragten Regale und Aktenschränke empor und bildeten Orientierungspunkte in dieser durch und durch chaotischen Landschaft. Computer säumten die Wände, verbunden durch ein heilloses Gewirr von Kabeln. Das Strahlen der Bildschirme verlieh dem Licht einen grünlich-diffusen Schimmer, wodurch der Raum leicht surreal wirkte. Auf einem Bord neben der Tür stand eine Kaffeemaschine, umzingelt von einer Invasionsstreitmacht grüner Plastiksoldaten. Der Toaster daneben hatte andere Sorgen, es sah aus, als würde er jeden Moment von einer Herde knallbunter Kunststoffdinosaurier aufgeschlitzt werden. Und überall stapelten sich Unterlagen und Zettel.
    »Und das hier ist der Ort, wo Papier zum Sterben hingeht«, murmelte ich.
    Ein Pfad führte durch das Chaos zu einem Schreibtisch vor dem Fenster mit grünen Vorhängen. Die Braunhaarige von vorhin hockte mit untergeschlagenen Beinen auf der Tischplatte, umgeben von Papierstapeln. Ihre Aufmerksamkeit war auf ein Laptop gerichtet, das sie auf den Knien balancierte. Die Brille rutschte langsam auf ihrer Nase abwärts, mehr als die Hälfte des Weges hatte sie bereits geschafft.
    Die Frau hob den Kopf und lächelte, beinahe herzlich genug, um das Aufblitzen von Argwohn in ihren Augen zu überstrahlen. »Ja, so ist es wohl. Kann ich etwas für Sie tun?« Sie sagte das im Tonfall eines braven Mädchens mit Spießerträumen und dem mutmaßlichen Intelligenzquotienten eines

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