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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Beifahrertür zu öffnen. Sobald Quentin auf seinem Platz saß und sich angeschnallt hatte, reichte ich ihm den Hefter mit den Anweisungen. »Da. Versuch uns zum Hotel zu lotsen.«
    Er seufzte. »Ja, o große Meisterin.«
    »O große Meisterin? Gefällt mir. Das kannst du beibehalten.« Ich ließ den Motor an und fuhr den Weg vom Parkplatz zurück zur Einfahrt. Auf der Innenseite verfügte das Tor offenbar über Bewegungsmelder, denn es hob sich knarrend, als wir uns näherten.
    Plötzlich blitzte im Unterholz etwas Goldenes auf. Ich trat auf die Bremse und spähte in die Dunkelheit. Was immer es gewesen sein mochte, es war verschwunden. Ich sah keine Spur von Bewegung oder Licht.
    »Hast du das gesehen?«
    »Hm?« Quentin schaute von der Wegbeschreibung auf. »Was gesehen?«
    »Nichts.« Ich schüttelte den Kopf und rollte wieder an. »Bestimmt war es bloß ein Waschbär.«
    Ohne weitere Verzögerungen fuhren wir durch das Tor und auf die Straße. Die Gewerbeparks auf beiden Seiten lagen still in der Dunkelhei t – alle vernünftigen Leute waren nach Hause gegangen und überließen die Nachtschicht den Verrückten und den Fae. So ist die Welt schon immer gewesen. Die Nacht gehört uns.
    »Fahr zur Schnellstraße«, sagte Quentin.
    »Wird gemacht.« Ich hielt auf die nächste Auffahrt zu.
    »Und du hast sie also kennengelernt?«, erkundigte sich Quentin.
    »Wen?«
    »January.«
    »Ja. Du übrigens auc h – sie war die Braunhaarige mit dem Klemmbrett, die wir gesehen haben, als wir ankamen.«
    »Das war sie?« Er rümpfte die Nase. Quentin war noch jung genug, um Fragen der Würde sehr ernst zu nehmen. Bei einem Fluchwettbewerb den Punktrichter zu machen schien ihm mit der Adelswürde kaum vereinbar.
    »M-hm.«
    »Und wie war sie so?«
    »Zerstreut. Gleichzeitig aber auch ein wenig bissi g – ich glaube, sie will uns nicht hierhaben.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Nicht sehr alt. Sie sprach vom Zweiten Weltkrieg, als wäre er eine große Sache, also ist sie wahrscheinlich irgendwann in den Achtzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts geboren.« Für ein Reinblut gehört im Grunde genommen alles unter zweihundert Jahren noch zur Jugend. Das ist auch so eine Ironie der Unsterblichkei t – die Phase der Unreife dauert erheblich länger. »Die Regentschaft über Zahmblitz ist vermutlich ihr erstes ›echtes‹ Amt.«
    Quentin runzelte die Stirn. »Glaubst du, dass wirklich etwas nicht stimmt?«
    »Ich denke, es ist noch zu früh, um das zu sagen, aber es kann durchaus sein«, antwortete ich. »Welche Ausfahrt?«
    »Die nächste.«
    »Alles klar.«
    Tatsache war: Sylvester sorgte sich, dass bei ALH ›etwas nicht stimmte‹. Was immer es sein mochte, es war real genug, um Jan Angst zu machen. Sie war nicht froh darüber, uns hierzuhaben. Was versuchte sie zu verbergen? Tatsache war ferner: ALH Computing war für mich unvertrautes Gelände. Es ist eigentlich nicht so, dass ich moderne Technik missbillige; ich verstehe sie bloß nicht, und das macht es schwierig, sie einzuschätzen. Was hofften Jan und ihre Mitarbeiter zu erreichen?
    Quentin sagte etwas. Ich sah ihn an. »Was?«
    »Also bleiben wir eine Weile?«, wiederholte er.
    »Sieht ganz so aus, ja.«
    »Oh«, sagte er. Es klang keineswegs enttäuscht, tatsächlich hörte es sich eher erfreut an. Kein gutes Zeichen.
    Vor uns kam das Hotel in Sicht. Erleichtert steuerte ich auf die Verheißung materieller Bequemlichkeit zu. Mit einem Mal empfand ich den Gedanken an ein Bet t – irgendein Bet t – als überaus verlockend.
    »Ich bin dermaßen reif fürs Bett«, murmelte ich.
    Quentin sah mich an. »Die Herzogin hat mich ersucht, dir etwas von ihr auszurichten.«
    »Ach ja? Und was?«
    »Sie sagte: ›Versuch ein wenig zu schlafen, und bestell beim Zimmerservice, was immer du willst, Hauptsache, du isst etwas.‹«
    Das klang wirklich ganz nach Luna. Ich grinste. Manchmal zahlt es sich wirklich aus, gleich mehrere Ersatzmütter zu habe n – dank den vereinten Bemühungen von Luna, Lily und Stacy war ich schon fast an regelmäßige Mahlzeiten gewöhnt.
    »Wunderbar«, sagte ich. »Brauchst du noch etwas vor dem Schlafengehen?«
    »Nein. Wart e – wie spät ist es? Ich habe Katie versprochen, sie anzurufen.«
    »Fast neun. Katie, ja? Bist du sicher, dass du nicht stattdessen Terrie anrufst?«
    Selbst im Halbdunkel des Wageninneren konnte ich erkennen, wie er rot wurde. »Katie ist meine Freundin .«
    »Und warum hast du dann mit Terrie geflirtet?«
    »Ic h … ich weiß

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