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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Möglicherweise liegt es daran, dass sie nicht sicher ist, ob ich bin, wer ich zu sein behaupte, und sie versucht, vorsichtig zu sein. Hatte sie in letzter Zeit Ärger mit Traumglas?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Sylvester zögerte. »Hast du ein gutes Gefühl dabei, weiterzumachen?«
    »Ehrlich gesagt, nein, aber wenn sie nicht irgendwie Nachricht erhält, glaube ich kaum, dass es zu ihrer Beruhigung beitragen würde, mich gegen jemand anderen auszutauschen.« Ich seufzte. »Ich fahre morgen noch mal hin und sehe zu, was ich rausfinden kann. Falls Ihr mich von hier abziehen müsst, beurteilen wir die Lage anschließend neu. In Ordnung?«
    »In Ordnung. Halt mich nur auf dem Laufenden.«
    »Klar.«
    Wir unterhielten uns noch zwei Minuten über Belanglosigkeite n – Lunas neueste Gartenprojekte, meine Katzen, Quentins bisheriges Abschneiden. Dann legte ich mit dem Versprechen auf, ihm Bescheid zu geben, falls wir etwas brauchten. Kaum hatte mein Kopf das Kissen berührt, schlief ich ein.
    Ich träumte lauter verworrenes krauses Zeug, das verblasste, sobald die Sonne aufging. Ich rollte mich herum, rümpfte die Nase, als ich Asche roch, und schaute zum Wecker. Die erste Stelle war eine fünf, mehr brauchte ich nicht zu sehen. Stöhnend vergrub ich den Kopf unter dem Kissen und schlief wieder ein.
    Ein Klopfen holte mich etwa sechs Stunden später erneut ins Bewusstsein. Ich zog den Kopf unter dem Kissen hervor und blickte mit finsterer Miene zur Tür. Das Klopfen wiederholte sich. So wie ich Hotels kannte, kündigte dieses Klopfen wahrscheinlich an, dass ein Zimmermädchen sich anschickte, hereinzukommen und das Bett zu machen. Ich war zu benommen, um mich zu erinnern, ob ich das Schild mit ›Bitte nicht stören‹ vor die Tür gehängt hatte.
    Manche Leute schlafen am liebsten nackt, ich selbst bevorzuge ein knielanges T-Shirt. Mein Problem war also nicht, dass ich nackt war, sondern dass sich meine menschliche Tarnung bei Sonnenaufgang aufgelöst und ich noch keine Zeit gehabt hatte, eine neue zu zaubern.
    »Kommen Sie später wieder«, rief ich, setzte mich auf und versuchte mir mit den Fingern die Haare über die Ohren zu kämmen. Vermutlich konnte ich lange genug als menschlich durchgehen, um die Tür zuzuschlagen, wenn ich es schaffte, mein Haar zu bändigen. »Ich bin nicht empfangsbereit!«
    Der Klang von gedämpftem Gelächter drang durch die Tür. »Ich glaube nicht, dass man empfangsbereit sein muss, um zu frühstücken.«
    »Alex?« Ich ließ die Hände sinken, kletterte rasch aus dem Bett und griff nach dem Hotelmorgenrock. »Was machen Sie denn hier?«
    »Im Moment? Ich brülle durch Ihre Hotelzimmertür. Ich habe Frühstück dabei.«
    »Ja, aber was tun Sie hier?« Ich schlüpfte in den Morgenrock und zog ihn zu, als ich zur Tür ging, um sie zu öffnen. »Ich kann mich nicht erinnern, Frühstück bestellt zu haben.«
    Lächelnd hielt Alex eine Papiertüte hoch, aus der es nach Eiern und geschmolzenem Käse roch. In der anderen Hand trug er ein Tablett mit zwei großen Pappbechern voll Kaffee. Mein Magen knurrte gierig. »Bestellt wohl nicht, aber brauchen Sie eins? Eindeutig ja. Ich habe Ihnen doch gesagt, wir sehen uns zum Frühstück.«
    »Auch wieder wahr«, sagte ich und zog die Tür weiter auf. »Kommen Sie rein.« Es war zwar ein Risiko, diesen Mann, den ich kaum kannte, in mein Hotelzimmer zu lassen, andererseits war jemand, der sich von einer Cafeteriatür außer Gefecht setzen ließ, wohl kaum eine große Bedrohung für mich. Bei einem Reinblut hätte ich vielleicht anders gedacht. Gegen einen Wechselbalg konnte ich es darauf ankommen lassen, selbst wenn er ein Wechselbalg war, dessen Abstammung ich nicht zu bestimmen vermochte.
    »Schicke Bude«, meinte Alex und strolchte munter an mir vorbei. Ich schloss die Tür und betrachtete ihn. Er gehörte eindeutig zu den seltenen Morgenmenschen von Faerie, ganz im Gegensatz zu meiner zerzausten, nur halbwachen Wenigkeit. Da stand ich in Morgenrock, übergroßem T-Shirt und Socken, die ungekämmten Haare schlampig über die Ohren gezerrt, und wünschte mir plötzlich nichts sehnlicher als eine Ausrede, um unter die Dusche verschwinden und mir etwas anderes anziehen zu können.
    »Luna hat unsere Zimmer gebucht«, erklärte ich und fuhr mir erneut mit den Fingern durch die Haare. »Ich selbst hätte wohl nichts so Luxuriöses genommen.«
    »Na dann, mein Kompliment an die Herzogin.« Alex stellte das Tablett auf den Schreibtisch und öffnete die

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