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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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streichelten, sangen sie regelrecht.
    Ich saß außer Atem mit großen Augen auf der Bettkante, als Alex losließ. »Wenn du nicht im Dienst bist?«
    Da ich nicht sicher war, ob ich ein Wort herausbringen würde, nickte ich nur.
    »Gut.« Seine Lippen berührten flüchtig meine Stirn, als er aufstand, dann ging er wieder zum Schreibtisch und ergriff sein dort abgelegtes Frühstück. »Sehen wir uns im Büro?«
    Das war eine einfachere Frage. Ich schluckte und antwortete: »Ja.«
    »Prima.« Grinsend öffnete er die Tür und verschwand.
    Ich starrte ihm eine Weile verdutzt nach, ehe ich mich stöhnend aufs Bett zurückfallen ließ. Der Geruch von Kaffee und Klee hing noch in der Luft, und mich überkam das nicht gänzlich unliebsame Gefühl, dass die Dinge gerade noch viel komplizierter geworden waren.

Acht
    A lex war kurz nach zwölf verschwunden, doch es ging bereits auf halb drei zu, als es mir endlich gelang, Quentin in die Gänge zu bringen. Manche Dinge erfährt man erst, wenn man eine gewisse Zeit mit jemandem verbringt: Quentin konnte frühem Aufstehen noch weniger abgewinnen als ich. Ich bin normalerweise die, die aus dem Bett gezerrt werden muss, nicht die, die das Zerren besorgt. Nach meinem unverhofften Frühstücks-Date war ich jedoch viel zu guter Laune, um grantig zu werden. Ich machte mich einfach ganz in Ruhe fertig, bestellte beim Zimmerservice weiteren Kaffee und ließ Quentin die Zeit, die er brauchte.
    Es war ein warmer Tag, trotzdem zog ich Tybalts Jacke über, als wir rausgingen. Die Art, wie ich sie mit Jeans und T-Shirt kombinierte, hätte Tybalt wahrscheinlich entschieden schlampig gefunden. Noch immer haftete dem Leder ein leichter Duft nach Poleiminze an. Irgendwie empfand ich das sogar als beruhigend, wiewohl ich diese Regung nicht weiter hinterfragen mochte.
    Unser spätes Aufbrechen hatte auch etwas Gutes: Wir entgingen dem ganzen Berufsverkehr. Die Stoßzeit mit einem ziemlich verschlafenen Teenager in einem Auto zu verbringen ist keine Erfahrung, auf die ich allzu scharf bin. So trafen wir kurz nach drei Uhr bei ALH ein, nachdem wir auf der gesamten Strecke freie Fahrt gehabt hatten.
    Das Tor öffnete sich knarrend, als wir uns näherten. »Das geht ja schon viel besser.«
    Quentin gähnte. Das feine, an Pusteblumen erinnernde Haar klebte ihm noch feucht am Kopf. »Du jagst sogar der Landschaft Angst ein.«
    »Wahrscheinlich erinnert es sich noch von gestern an uns und will nicht erneut verzaubert werden. Unbelebtes kann ein erstaunlich langes Gedächtnis haben.« Es war wirklich ein herrlicher Tag. Beinahe hätte ich vor mich hingesummt, als wir den Hang hinab auf den Parkplatz an die erste freie Stelle rollten.
    Am Wegrand vor uns tauchte ein kleines Mädchen auf. Es gab keinen Übergang und keine Vorwarnung: In einer Sekunde lag der Weg verlassen da, in der nächsten stand da das Mädchen, die Hände in die Jeanstaschen gesteckt. Sie sah uns mit dem nüchternen Interesse einer Katze an, die durch ein geschlossenes Fliegengitter hindurch einen Vogel beobachtet.
    »Das ist doc h … mal was anderes.«
    »Toby? Siehst du das auch?«
    »Meinst du das kleine blonde Mädchen da am Wegrand?«
    »Ja.«
    »In dem Fall: Ja, ich sehe es auch.« Ich löste meinen Sitzgurt und stieg aus dem Auto. »Lass uns Hallo sagen.« Quentin folgte dicht hinter mir, als ich den Parkplatz überquerte.
    Das Mädchen war nicht ganz so jung, wie ich erst vermutet hatte; wahrscheinlich ging sie eher auf fünfzehn als auf zehn zu, wenngleich Quentin immer noch ein paar Jahre älter aussah. In ihren Zügen lag eine seltsame Leere, wodurch die Illusion eines viel jüngeren Kindes entstan d – ein gewisses Fehlen von Kundigkeit oder von der Art Erfahrung, die man bei einem Mädchen im beginnenden Teenageralter erwartete. Sie trug Jeans, Turnschuhe und ein graues T-Shirt. Der einzige sichtbare Schmuck bestand in kaninchenförmigen Haarspangen, die verhinderten, dass ihr das schulterlange blonde Haar ins Gesicht fiel.
    Alles an ihr war gelblich, von der leicht goldenen Bräune ihrer Haut bis zu den großen gelben Augen, über die der grüne Rahmen ihrer Brille einen Schatten warf. Die Farbe ihrer Iris entsprach der ihrer Haare mit geradezu unheimlicher Präzision. Und sie besaß den Knochenbau der Torquills. Wie auch immer sie früher ausgesehen haben mochte, mittlerweile war sie unverkennbar die Tochter ihrer Mutter.
    »Hallo«, begrüßte ich sie und blieb einige Meter entfernt stehen. Quentin hielt sich neben

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