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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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verdüsterte sich zum Flunsch. Schließlich löste er zähneknirschend seinen Gurt und knurrte: »Mach Platz, May.«
    Sie griente, kletterte nach hinten auf die Rückbank und machte es sich zwischen Jessica und Spike bequem.
    Connor rutschte auf den Fahrersitz, schnallte sich wieder an und sagte beiläufig: »Dir ist doch klar, dass ich dich hasse?«
    »Na, sicher«, erwiderte ich und schmunzelte. »Damit kann ich leben.«
    »Ich hab dir nicht wirklich das Leben gerettet«, sagte May.
    »Auch damit kann ich leben«, gab ich zurück. »Na, los. Lasst uns die Kinder heimschaffen.«
    Connor seufzte und setzte den Motor in Gang. Er lief nicht mehr besonders gleichmäßig, und ich war ganz sicher, dass die Stoßdämpfer hinüber waren, aber nun ja. Es geht doch nichts über eine zünftige Verfolgungsjagd am Morgen. Ich gab ihm eine Wegbeschreibung zum Haus von Mitch und Stacy, dann verfiel ich in Schweigen und genoss die Ruhe. Die Kinder waren erschöpft, und Connor und May waren zu sauer auf mich, um mit mir zu reden. Es tat wohl, eine Pause zu haben.
    May hatte natürlich recht. Sie hatte mir nicht das Leben gerettet, sie konnte mein Leben gar nicht retten, denn sie war nicht diejenige, die es mir nehmen würde. Ein Holing ist bloß ein Vorzeichen des Todes, nicht seine Ursache.
    Was immer mich letztlich umbrachte, es würde nichts sein, was wir mit ein paar Autostunts austricksen konnten. Ich war schließlich auf einen Feind gestoßen, der eine Nummer zu groß für mich war. Blind Michael wollte meinen Tod: Deswegen war May hier, und die dunklen Reiter belegten das nur. Wir waren ihnen entwischt, aber als Nächstes würde er mir mit Sicherheit etwas auf den Hals schicken, was noch größer, noch böser, noch schneller und vermutlich weit schlauer war. Wenn ich Glück hatte, gelang es mir gerade noch, die Kids aus der Schusslinie zu schaffen, bevor es zu spät war. Denn für mich selbst war es längst zu spät.

Kapitel 20
    M ühsam brachte Connor den Wagen zum Stehen, als wir vor Mitchs und Stacys Haus ankamen. Die Bremsen hatten seit unserem wilden Ritt den Hügel hinab einfach keinen rechten Biss mehr. Komisch, oder? Aber eigentlich wunderte mich nur, dass wir die Kutsche nicht mit eingestemmten Fersen ausbremsen mussten wie bei Familie Feuerstein.
    Als wir schließlich standen, taumelte Connor aus dem Auto und lehnte die Stirn an den nächstbesten Baum. »Ich sterbe«, stöhnte er.
    »Nein, du stirbst nicht.« May krabbelte über die Rücklehne nach vorn und stieg dann zur Fahrertür aus. »Kannst mir ruhig glauben. Damit kenne ich mich aus.«
    Ich schnallte mich ab und sah die beiden mahnend an. »Leute! Tarnung!« Der Bannspruch der Luidaeg verbarg uns zwar vor neugierigen Blicken, aber ich war nicht sicher, ob er auch außerhalb des Autos wirkte.
    »Ach ja, natürlich.« May schnipste kurz mit den Fingern und war sofort perfekt getarnt. Sie sah zwar immer noch wie ich aus, aber jetzt war sie ich als Mensch. Ich hatte mein menschliches Selbst noch nie so von außen gesehen, und irgendwie war das noch unheimlicher, als in mein echtes Gesicht zu schauen. Ein Schutzbann ist etwas sehr Persönliches, und normalerweise klauen wir ihn einander niemals.
    Connor ächzte und wedelte mit einer Hand, ohne den Kopf zu heben. Die Luft um ihn herum schillerte leicht, die Schwimmhäute an seinen Fingern verschwanden, und sein weiches Kopffell wurde drahtiger, bis es wie Menschenhaar aussah. »Zufrieden?«
    »Ja«, erwiderte ich, langte über die Sitzlehne nach hinten und strich Jessica die Haare aus dem Gesicht. »Na komm, Süße. Es ist so weit.«
    Jessica sah mich an, dann aus dem Fenster. »Das ist unser Haus.«
    »Ganz genau.« Andrew, eng an Spike gekuschelt, war fest eingeschlafen, die beiden bildeten ein gottvolles Knäuel. Der Anblick war so niedlich, das es beinahe wehtat, wäre Spike nicht so – nun ja, stachelig gewesen. »Komm schon, Andy, wach auf«, sagte ich und rüttelte ihn. Spike öffnete seine neongelben Augen und zirpte. »Ja, ich weiß, ich störe euch. Jetzt komm hoch.«
    »Andy steht nicht gern auf«, bemerkte Jessica.
    »Ich merk’s schon. Kannst du ihn dazu bringen?«
    »Klar.« Sie griff zu, stemmte ihr Knie gegen seinen Po und zerrte ihn in aufrechte Sitzposition. Er gab ein Murmeln von sich und versuchte sich prompt wieder hinzulegen. »Nein, Andy. Auf jetzt!« Er knurrte ein bisschen, leistete aber keinen Widerstand mehr. Faszinierend, wie Leute so sind. Jessica hatte sich bei dieser ganzen

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