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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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»Wie sollen wir den Kerl jetzt loswerden?«
    »Was weiß ich denn«, blaffte Connor.
    »Wozu bist du dann gut?« Ich ließ noch einen miserablen Schundroman nach draußen segeln und schleuderte zu guter Letzt meine Mülltüte von letzter Woche hinterher.
    »Toby? Toby!«
    »Sei still , May.«
    »Aber … «
    Wütend drehte ich mich zu ihr um. »Was ist denn los ?«
    Sie hatte gerade noch Zeit für ein jämmerliches »Berg!«, da ging es schon abwärts, und zwar schnell. Mächtig, mächtig schnell. Im Rückspiegel sah ich, wie der letzte Reiter sein Ross zügelte und oben auf der Kuppe zum Stehen kam. Er starrte uns nach, war aber nicht so dumm, uns zu folgen. Wir Glücklichen hingegen hatten nicht mehr die Wahl.
    »Abbiegen! Abbiegen!«, rief ich. Die Kinder jammerten jetzt nicht mehr: Die Mehrzahl von ihnen jauchzte wie wilde Achterbahnfahrer. Die wenigen, die klug genug waren, sich zu fürchten, schrien gellend, aber das war von dem übermütigen Jubel kaum zu unterscheiden.
    San Francisco ist auf einer Hügelkette erbaut. Wahrscheinlich hielt man das seinerzeit für eine tolle Idee. Manche Straßen sind so steil, dass niemand, der bei Trost ist, sie je hinunterfahren würde – nicht mal im Schritttempo – , man fährt lieber einen Umweg und sucht sich eine Straße mit weniger Gefälle. Wir jedoch rasten gerade einen der höchsten und steilsten Berge von San Francisco hinab, und das mit absurder Geschwindigkeit, ich hätte wetten mögen, dass wir soeben einen Rekord brachen. Bremsen wäre jetzt glatter Selbstmord. Dafür griffen erstens die Bremsen nicht gut genug, und zweitens würden sich Teile des Autos schlicht nicht mit entschleunigen lassen.
    »Wo denn abbiegen?«, greinte May. Connor starrte stumm die Straße an, die sich rasant vor uns abspulte. Er war ganz weiß um die Nase. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
    »Wo es weniger steil ist! Bieg ab!« In einer Kurve könnten wir etwas Tempo loswerden. Der Wagen war wohl nicht mehr zu retten – ein Getriebeschaden war ihm sicher – , aber unter Umständen konnten wir selbst noch davonkommen, sofern wir es schafften, genug Fahrt zu verlieren.
    May zog hart nach links, und diesmal hob das Auto wirklich auf einer Seite vom Boden ab und schlidderte auf zwei Rädern dahin, bis es mit einem markerschütternden Rums wieder auf alle viere krachte. Die Stoßdämpfer würden uns das nie verzeihen. Die Bremsen möglicherweise auch nicht.
    »Ich glaube, mir wird schlecht«, kam eine klägliche Stimme vom Rücksitz.
    Insgeheim schloss ich mich da rückhaltlos an. Laut sagte ich: »Versuch noch ein kleines bisschen durchzuhalten, okay? Wir wollen lieber erst den Wagen stoppen.«
    »Wie geht das?«, fragte May.
    »Bremsen, du musst bremsen!«, gellte Connor.
    »Ja, wie denn?«
    Autsch, das war nicht das, was ich hören wollte. »Nimm den Fuß vom Gaspedal!«
    »Ach, ja!« May nickte erleichtert und ging vom Gas. Der Wagen wurde langsamer, bis wir in einem Tempo dahinrollten, das zumindest entfernt an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit erinnerte.
    »Gut«, sagte ich. »Jetzt das andere Pedal.«
    Connor hielt den Atem an, während May vorsichtig nach der Bremse tastete, sie schließlich fand und das Auto mitten auf der Straße zum Stehen brachte. Dann erschlaffte sie und ließ ihre Stirn aufs Lenkrad sinken. Ich langte an Connor vorbei und zog die Handbremse, ehe wir wieder losrollen konnten. Die Kinder hinten brachen in Jubel aus. Connor schauderte und atmete tief durch.
    Ich sah ihn an. »Du Weichei.«
    »Jawohl«, bestätigte er. »Sind wir schon tot?«
    »Nein. Die Bremsen haben funktioniert.«
    »Ich muss mich übergeben«, meldete die Stimme von hinten.
    »Ich mich auch«, sagte Connor.
    »Ich will nie wieder fahren«, stöhnte May.
    »Abgemacht«, sagte ich und fügte hinzu: »Dir ist doch klar, dass du mir gerade das Leben gerettet hast, oder?«
    »Was?« Sie setzte sich auf und starrte mich an.
    »Wir wären alle tot, wenn du nicht ans Steuer gegangen wärst.« Ich grinste sie an. »Gut gemacht.«
    »Ich kann dir nicht das Leben retten! Ich bin dein Holing!«
    »Ja, ich weiß. Setz dich nach hinten.« Ich stieß Connor an. »Du bist dran mit Fahren.«
    Er funkelte mich entgeistert an. »Du machst wohl Witze.«
    »Sehe ich aus, als ob ich Witze mache?« Ich zuckte die Achseln. »Ich bin nach wie vor zu klein zum Fahren. Die einzige Alternative ist May. Willst du das wirklich noch mal?«
    Er sah von meinem Holing zu mir und wieder zurück. Sein Stirnrunzeln

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