October Daye: Nachtmahr (German Edition)
ein Glück«, murmelte ich.
»Das gefällt mir nicht«, sagte Connor. »Wenn wir nicht mitkönnen, sollte sie auch nicht gehen.«
»Der Meinung bin ich auch«, warf May ein.
»Schön für euch zwei«, sagte ich. »Kommt, Kinder, gehen wir.« Connor und May zogen Gewittermienen, als ich Spike auf dem Sitz deponierte und ausstieg, machten aber keine Anstalten, mir zu folgen. Auf ihre höchst unterschiedliche Weise kannten mich beide gut genug, um es besser zu wissen.
Die Kinder schwiegen, als wir uns vom Wagen entfernten, und führten mich quer über den Fahrweg auf einen der Seitenpfade, die den Park säumten. Sobald die Straße außer Sicht war, legte ich meine menschliche Tarnung ab – es ist ungehobelt, mit falschem Aussehen an anderer Leute Hof zu erscheinen – und setzte mich an die Spitze unseres kleinen Trupps. Rings um uns sammelten sich Schatten, anfangs noch oberflächlich, dann immer dichter, bis sie fast räumliche Präsenz besaßen. Ich stolperte und blieb stehen. Jemand packte meine Hand, zog kräftig, und ich stürzte ins Dunkel. Japsend rang ich in der plötzlichen Kälte nach Luft …
… und taumelte ins Licht. Wir standen am Ende einer breiten Gasse mit dem Rücken zur Mauer. Ringsum saßen Katzen, und noch mehr Katzen füllten die Gasse, hockten auf Zäunen, Kisten und Mülltonnen. Etliche menschengestaltige Cait Sidhe standen herum oder hockten auf Lumpen- und Zeitungsbündeln. Es gab eine Schrecksekunde in verblüffter Stille, Katzen und Kinder starrten einander an, dann widerhallte die ganze Gasse vom Triumphgeheul beider Seiten. Sie waren nach Hause gekommen.
Ein grau-weiß Getigerter verwandelte sich in einen Mann mit entsprechenden Streifen im Haar, rannte auf uns zu und zog Raj in eine hastige Umarmung. Fast gleichzeitig landete eine Abessinierkatze mit langen, überschlanken Beinen auf seiner Schulter. Es folgte ein rasend schneller Wortwechsel in einer arabisch klingenden Sprache, wobei die Katze jaulende Kommentare einstreute, die beide zu verstehen schienen. Die anderen Cait Sidhe wirbelten um uns herum und lachten vor Freude, als sie die Kinder begrüßten.
Ich verschränkte die Arme und schmunzelte. »So«, sagte ich leise, »sieht ja aus, als hätten wir diese Runde gewonnen.«
All die lachenden Begrüßungen übertönten die Schritte hinter mir. Es gab nichts, was mich gewarnt hätte, nur den plötzlichen Schmerz, als eine Hand mich hart an der Kehle packte und aus dem Gleichgewicht riss, sodass ich schmerzhaft gegen die Mauer prallte. Ich starrte in weit aufgerissene, wohlbekannte wilde Augen über einem verzerrten Totenmaskengrinsen.
»Na, Toby – hast du mich vermisst?«, frotzelte Julie. Schmutzstreifen zogen sich über ihre Wangen, ihr gestromtes Haar war verfilzt und dreckig. Schlechtes Zeichen. Die Cait Sidhe sind normalerweise besessen von Sauberkeit; wenn sie es so weit hatte kommen lassen, würde sie Vernunftargumenten kaum zugänglich sein. Wahnsinnige hören selten zu. »Genießt du deine zweite Kindheit? Es ist nämlich deine letzte!«
Sie hob die freie Hand und fuhr die Krallen aus. Julie hatte von ihren lange verstorbenen Fae-Eltern nicht viel geerbt, die Krallen waren eine Ausnahme – allerdings eine potenziell tödliche. Das Sonnenlicht ließ sie aufblitzen und so diamantenscharf wirken, als könnten sie Glas schneiden. Ihr Griff um meinen Hals war so fest, dass ich kaum atmen konnte, von Flucht ganz zu schweigen. Immer noch grinsend holte sie aus und schlug zu, um mir den Bauch aufzuschlitzen.
Kapitel 21
R aj traf Julie von der Seite wie ein Hammer mit ausgefahrenen Krallen. Als er durch die Luft geschossen kam, sah ich für einen Sekundenbruchteil sein Gesicht, und in seinen Augen lag eine wilde, weiß glühende Wut. Diese Wut hatte ich schon bei Tybalt gesehen, meist kurz bevor etwas oder jemand starb.
Von beiden Seiten meiner Kehle lief Blut herab. Ich streckte die Hand danach aus, halb erstaunt, wollte es gerade berühren, da gaben meine Beine nach, und ich fiel um. In meinem rechten Knie riss etwas. Ich rollte zur Seite und verbiss mir einen Aufschrei. Zwar war ich kleiner als sonst, aber meine Knie waren offenbar nicht besser. Die Luidaeg hatte mich nur jünger gemacht. Sie hatte nicht meine alten Schwachstellen und Blessuren entfernt.
Die anderen Cait Sidhe waren auseinandergeströmt, um den Kämpfenden Platz zu machen, und bildeten einen Ring. Rajs Zähne steckten tief in Julies Schulter, und sie versuchte seinen Arm aufzuschlitzen, beide
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