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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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noch verantwortlich dafür, dass er in Gefangenschaft geriet.
    »Also gut, meinetwegen«, fauchte ich, »aber ich hab hier das Sagen, klar? Du hörst auf mich.«
    »Natürlich«, sagte er und lächelte. Dass ich die Befehle gab und er sie befolgte, war ein vertrautes Muster. Hoffentlich konnten wir diesmal den Teil weglassen, wo er um ein Haar meinetwegen getötet wurde.
    Ich sah ihn düster an und wandte mich kopfschüttelnd ab, um aus den Dornen zu kriechen. »Folge mir.«
    Zurück ins Freie zu kommen fiel mir leichter als ihm: Manchmal ist Körpergröße durchaus entscheidend. Er musste rückwärts rauskriechen, während ich geduckt gehen konnte und den Boden nur zu berühren brauchte, wenn ich aus dem Gleichgewicht kam. Spike ritt flach angepresst auf meiner Schulter. Er schnurrte vor sich hin, offensichtlich war er froh, bei mir zu sein. Ich war auch froh, ihn bei mir zu haben. Ich wusste, das Spike auf sich aufpassen konnte. Ihn hier zu haben bedeutete auch, dass Quentin nicht allein blieb, falls mir etwas zustieß.
    Quentin hielt sich dicht hinter mir und fluchte leise, wenn sich Dornen in seiner Kleidung oder seinem Haar verfingen. Ich hatte kein Mitleid mit ihm. Er war mir aus freien Stücken in Blind Michaels Lande gefolgt, und ich würde ihn zurückschicken, sobald ich konnte. Wir hatten zu viel zusammen durchgemacht. Ich wollte nicht, dass er wieder in Gefahr geriet. Er hatte selbst dafür gesorgt, dass ich nichts dagegen tun konnte. Verdammt. Warum sind wir immer so dumm, wenn es um unser eigenes Überleben geht? Und was davon hatte er sich bei mir abgeguckt?
    Als ich aus dem Gestrüpp heraus war, streckte ich mich und überließ es Quentin, sich vollends herauszuwinden. Ohne das Gewölbe aus Dornenzweigen, die das Kerzenlicht zurückwarfen, wirkte die Nacht noch dunkler.
    Quentin kam schließlich frei. Ich packte ihn am Ärmel und bedeutete ihm still zu sein. Das musste ich ihm lassen: Er erstarrte sogleich und wartete auf weitere Anweisungen. Ich hörte niemanden kommen – noch nicht. Das hieß nicht, dass sie nicht unterwegs waren. »Quentin?«
    »Ja.«
    »Rennen.« Gemeinsam schossen wir aus der Deckung hervor, meine kürzeren Beine pumpten wie wahnsinnig im Versuch, mit ihm Schritt zu halten. Der Wald lag wie ein Schmierfleck am Horizont. Dort gab es Dunkelheit und Schatten, und Blind Michaels Frau. Vermutlich gab es dort nichts, was uns wohl gesinnt war, aber die Reiter waren nicht bereit gewesen, mir zwischen die Bäume zu folgen. Wenn wir so weit kamen, waren wir für ein Weilchen in Sicherheit. Quentin dabei zu haben änderte alles. Er hatte keine Kerze, die ihn verbarg, und ich hatte auch keine Waffe an ihm entdeckt. Er war wehrlos, und es war an mir, ihn so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone zu bringen. Wir waren schon beinahe da. Wir mussten nur noch ein Stück weiter rennen.
    Ich hätte nicht überrascht sein dürfen, als die Reiter am Waldrand aus dem Nebel tauchten. Nein, wirklich nicht. Quentin kam stolpernd zum Stehen, ich bremste dicht hinter ihm und entging nur knapp einem Zusammenprall. Spike grub seine Krallen in meine Schulter und fauchte, dann begann er ein tiefes, fast unhörbares Knurren von sich zu geben.
    Der nächste Reiter senkte sein Schwert und richtete es auf Quentin. Er übersah mich völlig. »Tick«, sagte er zu Quentin, »du bist.«
    »Toby, lauf«, flüsterte Quentin und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Oh, süße Titania. Er wollte den Helden spielen, damit ich davonkam. »Du musst Katie retten.«
    Ich war noch nie dafür gewesen, das hilflose Fräulein zu spielen, und egal wie jung ich aussah, ich war zu alt, um damit jetzt noch anzufangen. »Vergiss es«, blaffte ich, schob mich vor ihn und sah mit breitem Lächeln zu dem Reiter hoch. »Hey Arschloch, kann ich dir helfen?«
    Der Helm schwang in meine Richtung. »Du bist«, wiederholte er verunsichert.
    »Das sagtest du schon.« Ich versuchte die anderen Reiter zu ignorieren, die uns einkreisten. Mein empörter kleiner Selbsterhaltungstrieb machte das nicht leicht. Jeder hat so eine kleine Stimme in sich, die ihm sagt, wann er etwas Dummes macht. Ich bin mit den Jahren ganz gut darin geworden, diese Stimme zu ignorieren. Spikes Fauchen zu ignorieren fiel mir schon schwerer. Nun, Spike konnte selbst auf sich aufpassen. »Also was ist jetzt? Sollen wir euch jetzt jagen? Wenn ja, dann will ich dein Pferd. Meine Füße sind müde.«
    »Was machst du da?«, raunte Quentin. »Hör auf, sie zu reizen,

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