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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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brauchten sich nur noch den Preis zu holen. Immerhin hatte keiner von ihnen Quentin gefangen. Die Kerze hatte ihm das erspart. Fürs Erste.
    Dann fühlte ich Hände an meinen Schultern, und jemand hob mich hoch. Ich zwang mich, die Augen zu öffnen, und schaute in ein narbiges, gelbhäutiges Gesicht. Acacia. Blind Michaels Frau.
    »Du hast den Kobold geschickt. Kennst du meine Tochter?«, fragte sie. Ihre Stimme klang nicht freundlich, aber auch nicht grausam, nur verwundert. »Hat sie dich geschickt? Wo ist sie?« Sie hob den Kopf und richtete einen finsteren Blick auf die Reiter. »Verschwindet, und sagt meinem Herrn, dass die hier den Wald erreicht hat. Damit ist sie mein, nicht sein, und ich trete sie nicht ab. Spielt irgendwo anders Fangen.«
    Einer nach dem anderen wendeten sie ihre Pferde und ritten davon. Acacia schüttelte den Kopf und seufzte, während sie ihnen nachsah. Ihre Arme schienen zu zart, um mein Gewicht zu tragen, aber sie hielt mich ohne Mühe. Ich vernahm einen leise maunzenden Ton. »Du darfst auch mitkommen, wenn du darauf bestehst«, sagte sie. Ich hörte Spikes Dornen rasseln und schloss die Augen wieder. Mein Bein brannte, sogar durch die Taubheit hindurch, und ich fühlte, wie Blut meine Jeans durchnässte und mir den Schenkel entlanglief. Quentin! Ich hatte Quentin allein gelassen. Ich musste …
    Ich tat das, was jede vernünftige Person unter diesen Umständen getan hätte. Ich wurde ohnmächtig.

Kapitel 13
    D ie Nebel waren jetzt dichter. Ich versuchte aufzustehen, aber ich konnte nicht. Die Erde hatte sich um mich geschlossen und bedeckte meine Füße. »Hallo?«, rief ich und fuhr zusammen, als das Echo meiner Stimme zurückkam. Ich hatte als Erwachsene gerufen, doch das Echo antwortete mit meiner Kinderstimme. »Hallo?«
    »Ich bin hier, Tante Birdie, ist schon gut.« Ich fühlte eine kühle Hand auf meiner Stirn, und Karen flüsterte: »Du musst aufwachen. Es ist gefährlich.«
    »Karen, ich hab dich gefunden.« Ich wusste, dass sie da war. Ich konnte sie nur nicht sehen.
    »Nein, hast du nicht. Du kannst mich noch nicht finden, es ist noch zu früh. Du musst hier raus, und du musst sie suchen. Bitte!«
    »Wen suchen?« Ich schüttelte den Kopf »Herzchen, ich bin hier, um dich zu retten. Dich und die anderen.«
    »Niemand kam, um sie zu retten, da musste sie sich selbst retten. Es tut ihr leid, aber du musst sie suchen. Es ist wichtig. Es ist sehr wichtig.« Sie zog ihre Hand weg. Der Duft von Rosen lag schwer in der Luft. Nicht wie die vollkommenen Rosen aus Evenings Fluch, sondern ein süßerer, erdiger Mittsommerduft. »Du kannst uns nicht finden, wenn du sie nicht findest. Wach auf, Tante Birdie. Wach auf … «
    Ich schlug die Augen auf und wünschte sofort, ich hätte es nicht getan. Meine untere Körperhälfte war taub, und mein Kopf fühlte sich an, als würde er brennen – keine schöne Kombination. Wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich die Schatten über mir zwingen, sich in einen Baldachin aus Zweigen und toten Blättern zu verwandeln … Wald. Ich war im Wald. Aber wenn ich im Wald war, war meine Erinnerung an das Geschehen, nachdem die Jäger mich zur Strecke gebracht hatten, kein Traum. Acacia hatte mich gerettet, weil sie glaubte, dass ich ihre Tochter kannte. Was immer das bedeuten mochte, es würde mir wahrscheinlich nicht sonderlich gefallen.
    Spike saß mitten auf meiner Brust. Er gab ein triumphales Quieken von sich, als er merkte, dass ich erwacht war, und begann mit diesem kratzenden Raspelgeräusch, das ihm als Schnurren diente.
    »Hey, Spike«, flüsterte ich und rang mir ein Lächeln ab. »Bist du schon lange hier, Kumpel?« Er zirpte. »Richtig. Ich tu mal so, als ob ich dich verstehe, ja? Ich hab dich vermisst.« Ich überwand meine natürliche Trägheit – bin ich erst mal im Ruhezustand, dann neige ich dazu, es zu bleiben – , hob eine Hand und kraulte Spike am Kopf. »Das ist mein guter Spike.«
    Ich kraulte ihn weiter, während ich langsam Bestandsaufnahme machte. Meine Kehle brannte und fühlte sich an, als hätte ich Sandpapier geschluckt. Mein Schädel dröhnte und pochte, mein Rücken schmerzte, und ich konnte meine Beine nicht spüren. Worauf immer ich auch lag, es schaukelte bei jeder Bewegung meiner Hände – ah, eine Hängematte. Ich konnte nicht weiter gucken als bis zu meiner Brust, und nach allem, was ich spürte, endete mein Körper dort, wo Spike saß. Das war nun nicht unbedingt eine beruhigende Vorstellung. Verdammt. Ich

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