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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Finger an, die Augen zu genießerischen Schlitzen zugekniffen. Ihr Lächeln erwärmte sich für einen Augenblick und verschwand dann, als sie den Kopf hob und mich ansah.
    »Er gehörte früher einer Freundin von mir«, sagte ich wachsam. Ich wollte Lunas Namen nicht nennen, ehe ich nicht mehr über Acacia wusste.
    »Ich verstehe.« Sie runzelte die Stirn, bis die Narbe in ihrem Gesicht eine scharfe Furche wurde. »Wie kam es, dass er dein wurde? Er gehört jetzt zu dir, das kann ich erkennen.«
    »Ich gab ihm versehentlich einen Namen.«
    »Namen haben Macht. Er folgt dir seitdem, nehme ich an.«
    »Ja.«
    »Du hast ihn gut behandelt.« Sie ließ eine Hand über seinen Rücken gleiten, ohne sich um die Dornen zu kümmern. »Rosenkobolde sind schwer zu pflegen.«
    »Es ist ganz leicht. Ich gebe ihm nur Wasser und Sonnenschein, und manchmal ein bisschen Dünger.«
    »Früher hatten wir hier in den Wäldern auch welche, aber sie starben. Alle.« Acacia seufzte, ihre Hände kamen zum Stillstand. »Alle Rosen, die hier wuchsen, sind vor langer Zeit gestorben.«
    Für einen Augenblick war nichts Beängstigendes an ihr. Sie war einfach nur eine Frau, verloren und ein bisschen einsam. Ich hätte sie am liebsten getröstet. Ich wusste nur nicht wie. »Es tut mir leid«, sagte ich schließlich und war mir bewusst, wie lahm diese Phrase klang.
    »Sie mussten sterben.« Ihre Stimme war beherrscht von der Art Distanz, die man aufbaut, um nicht in Tränen auszubrechen. »Was hätten sie hier schon genützt? Die Sonne scheint hier niemals, und Rosen blühen nicht in Dunkelheit. Besser, sie breiten ihre Flügel aus und fliegen davon.«
    »Rosen mögen Sonne«, plapperte ich nach, was mir Luna so oft vorgebetet hatte.
    »Ja, das tun sie«, sagte Acacia. »Wo ist meine jüngste Rose jetzt?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Du hast einen Rosenkobold aus ihrer Zucht bei dir. Ich kenne die Setzlinge, aus denen dein Kamerad hier gesprossen ist. Ich habe seine Ahnen und die Ersten seiner Art aufgezogen. Du kannst mich nicht belügen. Das erlaube ich nicht. Jetzt sag mir, wo ist meine Tochter?«
    Eiche und Esche. »Eure Tochter?« Ich machte Ausflüchte, und ich wusste es. Sie hoffentlich nicht.
    Hoffen genügt nicht immer. »Ihr Name ist Luna«, sagte sie. »Wo ist sie?«
    »Das muss ich Euch nicht sagen.«
    »Nicht?« Sie verlagerte Spike auf die Beuge ihres Armes und hob die andere Hand.
    Vielleicht gibt es Worte für den Schmerz, der durch meinen Torso wogte, verzehrte, was von meinem Unterleib übrig war, und dann aufwärtsdrückte, bis er fast in meiner Brust saß. Wenn es sie gibt, so fehlen sie mir. Die Taubheit folgte dichtauf, stumpfte den Schmerz ab und ersetzte ihn durch etwas noch Erschreckenderes: reine Leere. Ich schrie. Ich konnte nicht anders.
    Acacia senkte ihre Hand und lächelte. »Ich glaube, du musst es mir sagen.« Ich starrte sie an und rang krampfhaft nach Luft. »Es sei denn, du willst für immer ein Teil meines Waldes werden. Wenn es weit genug fortgeschritten ist, kann nicht einmal ich dich noch befreien.«
    Holz. Das Gift verwandelte Fleisch in Holz. Ich verdrehte meinen Nacken, so weit es ging, und starrte an mir herunter. Die Grenze, wo Fleisch und Holz sich trafen, war jetzt als Furche kurz unter meinem Brustkasten sichtbar. Rindenranken flochten sich durch meinen Pullover. Ich hielt den Atem an, plötzlich gewahr, wie wenig meines Körpers ich noch fühlte. »Oberon … «, flüsterte ich.
    »Mein Vater wird dir nicht helfen«, sagte Acacia. »Wo ist meine Tochter? Wo ist Luna?«
    Ich drehte den Kopf und starrte sie an. »Euer Vater ?«
    »Ja«, sagte sie. »Mein Vater.«
    »Aber … «
    »Meine Mutter war Titania von den Seligen, mein Vater Oberon, König von ganz Faerie.«
    Eine Erstgeborene. Noch eine Erstgeborene. Verbittert sagte ich: »Könnt ihr Leute mich nicht mal in Frieden lassen?«
    »Du bist zu mir gekommen, Wechselbalg. Du trägst die Kerze meiner Halbschwester und schleichst den Untertanen meines Mannes nach. Ich habe keinen Grund, dich in Frieden zu lassen. Ganz im Gegenteil, ich habe allen Grund dazu, dich zu töten, so wie du da liegst, und von meinem Herrn das Kopfgeld für dich einzustreichen.« Sie machte eine Pause. »Allen Grund – wäre da nicht eines.«
    »Und zwar was?« Ich versuchte die Angst aus meiner Stimme zu verbannen. Sie würde sie hören. Sie hörte sie bestimmt. Die Erstgeborenen sind gut in diesen Dingen. Sie sind Legenden – sie

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