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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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sind praktisch Götter – , und eigentlich sollten sie den Anstand haben, längst tot zu sein, oder wenigstens sehr zurückgezogen. Warum verdammt noch mal musste ich dann ständig welchen in die Arme laufen?
    Wenigstens hatte die hier bisher nicht meine Mutter erwähnt.
    »Du weißt, wo meine Tochter ist.«
    Ich schloss die Augen. Also war es das jetzt. Tonlos sagte ich: »Wenn Ihr mich getötet habt, lasst Spike gehen. Er hat Euch nichts getan.«
    »Weigerst du dich etwa, es mir zu sagen?«
    »Herrin, Ihr seid viel größer und skrupelloser als ich. Ich weiß das. Aber so kann ich meine Kinder ohnehin nicht mehr retten. Ich werde hier sterben, egal ob ich Euch sage, was ich weiß, oder nicht.« Ich seufzte. »Ich mag manchmal ein Feigling sein, aber nicht heute. Wenn ich schon sterben muss, dann verrate ich dabei nicht noch Luna.«
    »Aber ich bin ihre Mutter .«
    »Ihr seht ihr kein bisschen ähnlich.« Ich zwang mich, mich zu entspannen. Wenn ich denn sterben musste, konnte ich wenigstens so tun, als täte ich es mit Würde.
    »Ich verstehe«, sagte sie nach einer langen Pause. Ihr Umhang raschelte, als sie sich vorbeugte, dann presste sich ihre Hand an meine Wange. Ihre Haut war glatt und kühl wie Weidenholz. Mein Kopfschmerz schwand unter ihrer Berührung, und ich seufzte innerlich. Ich hasse es, wenn die Bösen einem falsche Hoffnungen machen.
    »Bringt es endlich hinter Euch«, sagte ich. Ich fühlte das Prickeln von Spikes Klauen, als er schnurrend auf meine Brust sprang. Wenigstens einer von uns war glücklich.
    »Und das werde ich.« Sie platzierte ihre andere Hand auf meiner anderen Wange, beugte sich über mich und küsste mich auf die Stirn. Und dann war Würde plötzlich kein Thema mehr. Ich schrie.
    Ich fühlte, wie ich starb, nein, noch schlimmer: Ich fühlte mich, als würde ich geboren. Jeder einzelne Muskel in meinem Körper wurde zusammengezogen, gehäutet und erneuert. Es schien ewig zu dauern. Ein Teil von mir fragte sich beim Schreien, ob das der eigentliche Zweck des Giftes war: nicht zu töten oder zu verändern, sondern zu schmerzen. Für immer.
    Dann verschwand der Schmerz und wich dem Kribbeln von tausend Stecknadeln in meinem wiedererwachenden Fleisch. Acacia zog ihre Hände weg. Sie klang leicht befremdet, als sie sagte: »Du kannst jetzt die Augen öffnen, Tochter der Amandine. Es ist vorbei.«
    »Woher kennt ihr meine Mutter?«, fragte ich und öffnete die Augen. Spike kletterte auf meine Schulter, während ich mich aufsetzte. Ich sah an mir herab. Meine Beine waren wieder Fleisch geworden: verspanntes, schmerzendes Fleisch, aber immerhin Fleisch. Ich ließ eine Hand an meiner Seite hinabgleiten. Da war keine Spur von Rauheit, und sogar mein Kopfschmerz war verschwunden. »Jeder scheint sie zu kennen, aber keiner sagt mir woher.«
    »Sie war einmal sehr … sichtbar. Lange bevor ihre Wahl getroffen war. Du hast ihre Hitze in dir. Ich hätte das früher bemerken sollen. Das hätte ich vielleicht auch, aber ich wusste überhaupt nicht, dass sie eine Tochter hatte. Ich dachte, ihre Linie wäre beendet.« Ich blickte auf und sah, dass Acacia mich mit einem halben Lächeln betrachtete. »Vertrau mir, ich habe dir keine bösen Überraschungen hinterlassen. Du bist wieder so, wie du warst, als du dich zum ersten Mal in meinen Wald geschlichen hast. Gegen die Narben kann ich nichts tun, aber die Wunde ist geheilt.«
    »Warum?«, fragte ich verwirrt.
    »Weil du meine Tochter nicht verraten hast.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie muss eine sehr gute Freundin sein.«
    »Das ist sie.«
    »Geht es … ihr gut?«
    Vielleicht war es die Sehnsucht in ihrer Stimme, oder der Umstand, dass ich wusste, wie es ist, eine Tochter zu verlieren. Was immer es war, ich glaubte ihr. Wie abwegig die Idee auch scheinen mochte, sie war Lunas Mutter.
    Ich musste ihr ja nichts wirklich Wichtiges anvertrauen, aber was konnten ein paar Neuigkeiten schaden? Acacia hatte mein Leben geschont – nein, verdammt, sie hatte mein Leben gerettet . So viel schuldete ich ihr.
    »Ja, es geht ihr gut«, sagte ich. »Sie ist verheiratet, sie hat eine Tochter.«
    »Eine Tochter.« Sie rollte die Wörter auf der Zunge wie Wein. »Wie ist ihr Name?«
    »Rayseline.«
    »Rayseline – Rose.« Acacia lachte auf. »Sie hat ihre Tochter ›Rose‹ genannt?«
    »Ja.«
    »Ist sie immer noch im Herzogtum der Rosen?«
    »Im … « Ich besann mich. Manche Leute nennen Schattenhügel »das Herzogtum der Rosen«, wegen Lunas Gärten. Ich kenne

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