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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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strebte darauf zu und ignorierte das Knirschen unter meinen Sohlen. Dann hielt ich inne.
    Wen sollte ich überhaupt anrufen? Tybalt fuhr nicht Auto, und ich hatte keine Lust, die derzeitige Lage Connor zu erklären. Mitch und Stacy konnten nicht noch mehr Stress gebrauchen, zumal ich bezüglich Karen nichts Gutes zu berichten hatte. Mit der Eröffnung, dass ihre Tochter vermutlich tot war, würde ich gern noch warten, bis ich alle Kinder sicher zu Hause abgeliefert hatte.
    Das Telefon der Luidaeg hatte ein Freizeichen, was mich verblüffte, denn es wies auf eine solidere Verbindung zur wirklichen Welt hin, als ich angenommen hätte. Aus dem Gedächtnis wählte ich Dannys Nummer. Sechs Rufzeichen später verkündete seine Stimme jovial: »Hier ist Daniel McReady – «
    »Danny, so ein Glück! Hier ist Toby, ich – «
    »– und Sie können mich momentan nicht erreichen, da ich zu tun habe. Wenn es bei Ihrem Anruf um Interesse an meinen Welpen geht, hinterlassen Sie mir bitte eine ausführliche Nachricht mit Ihrem Namen, Ihrer Adresse und der Angabe, wie viele Sie übernehmen wollen.« Im Hintergrund kläffte etwas. Gedämpft brüllte er: »Tilly! Hör auf, deine Schwester zu beißen!«, dann sprach er mit normaler Stimme weiter: »Alle anderen können auch eine Nachricht hinterlassen, ich rufe so bald wie möglich zurück. Muss jetzt in den Zwinger und das Gerangel da abstellen. Bis dann.« Und damit brach die Verbindung ab. Ich stöhnte.
    Danny war nicht verfügbar. Wen sollte ich jetzt anrufen? Den Weihnachtsmann? Damit er mit uns über die Stadt flog und uns an den passenden Schornsteinen abwarf … aber nein. Mir fiel jemand ein, nicht gerade der Weihnachtsmann, aber fast genauso gut. Flugs wählte ich neu und wartete.
    Es war sofort jemand dran. »Anschluss von October Daye, Toby am Apparat.«
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte ich. »Wenn du ich wärst, wüsstest du nämlich, dass ich nie so vergnügt klinge, wenn ich ans Telefon gehe.«
    »Toby!«, rief May entzückt. »Wo steckst du denn bloß?«
    »Bei der Luidaeg, und ich brauche jemanden, der mich abholt. Kannst du dir ein Taxi schnappen und herkommen? Mein Auto steht hier, aber ich kann gerade nicht fahren.«
    »Na gut. Wo warst du denn nur? Du sollst doch nicht weggehen, ohne mir Bescheid zu sagen. Wie soll ich meinen Job machen, wenn ich keine Ahnung habe, wo ich dich finden kann?«
    Mein Holing maulte mich an, weil ich sie hatte sitzen lassen. Das Leben ist surreal. »Ich werd’s mir merken, okay? Jetzt mach, dass du herkommst.«
    »Geht klar, Boss«, sagte sie und hängte ein. Ich schüttelte den Kopf, legte auf und erhob mich. Legte denn niemand mehr Wert darauf, sich zu verabschieden?
    Andererseits bedeutete Mays bloße Existenz, dass ich in naher Zukunft ein paar ziemlich endgültige Abschiede vor mir hatte. Ich schlurfte in die Küche zurück und war beinahe dankbar für meine Erschöpfung. Ich war schlicht zu müde, um mich so aufzuregen, wie ich es sonst getan hätte.
    Die Luidaeg lehnte am Kühlschrank und hatte ein wachsames Auge auf die Kinder. Die meisten von ihnen schliefen in Knäueln auf dem Fußboden. Die noch wach waren, hockten um Helen herum. Raj, jetzt wieder in Katzengestalt, döste in ihrem Schoß. Quentin stand immer noch reglos neben Katie.
    »Und?«, sagte die Luidaeg. »Wen hast du nun angerufen?«
    »Ach, niemand Besonderen«, erwiderte ich und ging in die Knie, um Spike hochzuheben und mein Gesicht in seine dornige Flanke zu kuscheln. »Bloß den Tod.«

Kapitel 17
    M ay brauchte knapp eine halbe Stunde. Die meisten Taxifahrer in San Francisco sind kaum zurechnungsfähig und fahren, als könnten an jeder Ecke Talentsucher für das Indianapolis 500 lauern. Dazu kommt in den meisten Fällen eine ausgesprochen einfallsreiche Nichtbeherrschung der Landessprache – alles in allem eine Taxi-Erfahrung, die jeder ein Mal gemacht haben sollte. Bloß ein Mal. Nicht öfter. Also wenn man nicht gerade so in Eile ist, dass man auch bereit wäre, sich den nächstbesten Twylyth Teg zu schnappen und um einen Ritt auf einem Bündel Schafgarbenstängel zu bitten, sollte man lieber den Bus nehmen. Wem das nicht schnell genug geht, der sollte auf die Schafgarbenstängel zurückgreifen, denn eine Million Splitter in den Oberschenkeln ist immer noch weniger Verdruss als eine Fahrt mit einem San Franciscoer Taxi.
    Die Luidaeg reagierte auf das Klingeln, wie es ihre Art war: Sie riss mit Schwung die Tür auf und fauchte: »Was ist los?« Dann

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