October Daye: Winterfluch (German Edition)
Leute. Wart ihr die ganze Nacht draußen? Ihr wisst schon, dass es einen Grund hat, dass ich euch nicht rauslasse!«
Cagney schaute mit nach wie vor angelegten Ohren zu mir auf und miaute erneut lauthals. Ich seufzte. »Schon klar. Ihr seid raus, als Devin mich hereingebracht hat.« Lacey stimmte in das Klagelied mit ein, und beide begannen, sich um meine Knöchel zu schlängeln. Für gewöhnlich stört es mich nicht, wenn sie anschmiegsam sind. Für gewöhnlich habe ich aber auch kein Loch im Oberschenkel und keine Eisenvergiftung, die zusammen drohen, mich auf den Hintern fallen zu lassen. »Ja, ich weiß«, sagte ich und stieg auf dem Weg zur Küche über sie hinweg. »Ihr seid da draußen fast erfroren, seit dem Untergang des Römischen Imperiums nicht mehr gefüttert worden, und ich bin die Böse. Wie wär’s, wenn ihr mich mal in die Küche lasst, ohne mir den Hals zu brechen?«
Die Katzen zeigten sich unbeeindruckt von dem Vorschlag und beschwerten sich den gesamten Weg entlang weiter. Sie hörten erst auf, als ihre Schale mit püriertem Fischimitat ganz gefüllt war. Der Rest von Devins gelbem, klebrigem Zeug verkrustete das Innere meiner Kaffeekanne. Ich kratzte es in meine Tasse, stellte sie in den Mikrowellenherd und fragte: »Braucht ihr beide sonst noch was?« Die Katzen antworteten nicht.
Ich spülte die Kaffeekanne aus, füllte sie mit Wasser und betrachtete mein Spiegelbild im Toaster. Ich sah ganz erbärmlich aus. Meine Haut war bleich, ich hatte dunkle Ringe um die Augen, und meinen Hals übersäten Kratzer und Blutergüsse von der Begegnung mit dem Sitzgurt. Trotzdem sah ich tatsächlich besser aus als in der Nacht zuvo r – dank des erholsamen Schlafes und mehrerer Heiltränke.
Schlaf, Heiltränke und ein wenig Gesellschaft. Ich lächelte, als ich die Kaffeemaschine füllte und einschaltete. Vielleicht war es falsch von mir, mitten in diesem idiotischen Chaos nach einem Silberstreif zu suchen, aber wenn es einen gab, dann bestand er aus den Brücken, die ich wieder aufzubauen begann. Sylvester hatte mich vermisst. Schattenhügel hieß mich gerne willkommen. Und Devi n …
Ich berührte meinen Hals und erinnerte mich an die Berührung von Devins Lippen. Devin empfand noch immer etwas für mich. Auf seine eigene, verschrobene Weise hatte er nie damit aufgehört.
Das Klingeln des Mikrowellenherds holte mich in die Gegenwart zurück. Ich nahm die Tasse heraus, nippte an dem nach Lebkuchen schmeckenden Glibber und wartete, bis der Kaffee fertig war. Durch das Eisen in meinem Blut fühlte ich mich nach wie vor schwach und benommen, aber darum würde sich die Zeit kümmern, sofern ich dafür sorgte, dass man mich nicht vorher umbrachte. In der Zwischenzeit half mir das Zeug, das Devin hiergelassen hatte, zumindest dabei, mich auf den Beinen zu halten.
Der Geschmack von Rosen versuchte, mir in die Kehle zu steigen, allerdings dünner und kraftloser als zuvor; die Eisenvergiftung wirkte sich nicht nur auf mich aus. Ich schluckte ihn so gut ich konnte hinunter und trank einen weiteren, ausgiebigen Schluck von Devins Lebkuchenschleim, bevor ich die Tasse mit Kaffee auffüllte. So gern ich herumgestanden und über die Dinge nachgegrübelt hätte, es blieb doch eine Tatsache, dass ich gegen eine sehr reale Frist anarbeitete, und die Spur zu Evenings Mördern hatte inzwischen mehr und mehr Zeit zu erkalten.
Der Lebkuchenschleim erwies sic h – vermischt mit Kaffe e – als wesentlich erträglicher. Ich füllte die Tasse erneut auf und schaufelte sechs Löffel Zucker hinein, bevor ich mich in Richtung des Flurs in Bewegung setzte. Eigentlich sah der Tag, wie er da vor mir lag, recht einfach aus. Ich würde Sylvester anrufen und ihn wissen lassen, dass ich noch lebte. Dann, wenn Devins Kinder auftauchten, würde ich zum Heim fahren und ihm alles erzählen. Von der Hoffnungslade, dem Schlüssel, dem Fluch, mit dem Evening mich belegt hatte, bevor sie starb, einfach alles. Er verfügte ja über die Puzzleteile, die mir fehlten, also all das, was sich in den von mir verpassten Jahren geändert hatte, und gemeinsam bekämen wir vielleicht genug zusammen, um diesen ganzen verfluchten Schlamassel zu beenden.
Die Mischung aus Kaffee und Heiltrank fühlte sich auf meiner Zunge zugleich süß und scharf an, und sie schmeckte auch danach, dass ich den nächsten Tag noch erleben würde. Ich griff gerade nach dem Telefon, als es an der Tür klingelte.
Ich verkrampfte mich, drehte mich um und starrte zur Tür,
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