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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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… und hielt inne. Etwas stimmte nicht. So sehr ich mir wünschte, dass dies hier echt wäre, es fühlte sich trotzdem nicht echt an. »Gilly? Weiß dein Vater, dass du hier bist?«
    »Oh, klar«, gab sie zurück und blickte zur Küche hinein. Die Katzen waren verschwunden und hatten ihr Frühstück halb aufgefressen zurückgelassen. Kein gutes Zeichen. »Er hat gesagt, ich könnte ruhig herkommen.«
    »Also hat er nichts dagegen, Weihnachten ohne dich zu verbringen?« Warum fiel es mir nur so schwer, das zu glauben? Ach j a – weil ich nicht völlig vertrottelt bin.
    »Er findet schon etwas, um sich die Zeit zu vertreiben. Tut er immer.«
    Ihr Tonfall klang desinteressiert, und ich runzelte die Stirn. Irgendetwas verschwieg sie. »Gillian, was ist hier los? Ganz ehrlich, ich fühle mich geschmeichelt, dass du hergekommen bist, aber steckst du in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    »Schwierigkeiten?« Sie lehnte sich gegen die Couch und bewegte sich plötzlich mit einer bizarren, raubtierhaften Anmut. »Wieso denkst du, ich sei in Schwierigkeiten?«
    »Es ist einfach seltsam, dich hier zu sehen.« Ich hob die Hand, um mir die Haare aus den Augen zu streichen, und erstarrte. Ich trug keine menschliche Tarnung. Durch die Eisenvergiftung war ich noch zu benommen dafür, und mein Haar verdeckte meine Ohren nicht. Sie konnte mich so sehen, wie ich wirklich und wahrhaftig wa r … und sie hatte mit keiner Wimper gezuckt. Gepaart mit der Art, wie sie sich bewegt e …
    Meine Nerven brüllten: »Gefahr!« Zusammen mit der Eisenvergiftung und dem plötzlichen Empfinden, dass etwas entsetzlich schiefgegangen sein musste, ergab sich daraus kein angenehmer Gefühlscocktail. Ich wich einen Schritt zurück und hielt inne, als meine Schultern gegen die Wand prallten.
    Gilly lächelte und entblößte dabei viel zu viele scharfe weiße Zähne.
    »Gilly?«, flüsterte ich.
    »Rate noch einmal«, sagte sie, nach wie vor lächelnd, und sprang los.
    Sie erwischte mich, ohne es wirklich zu versuchen, rammte mich gegen die Wand und schlang die Hände um meine Oberarme. Ich spürte, wie sich eine Naht in meiner Schulter löste, und unterdrückte einen Schrei. Alle Menschlichkeit war aus ihren Augen gewichen, sodass sie nun ein stumpfes, helles Gelb aufwiesen.
    »Doppelgänger«, stieß ich hervor und zwang mich, dem Blick jener fremdartigen gelben Augen zu begegnen.
    »Gut geraten, Mischling«, sagte sie. »Möchtest du jetzt raten, was als Nächstes geschieht?« Ihr Gesicht war noch überwiegend das von Gillian. Sie sah nach wie vor wie mein kleines Mädchen aus. Ich schüttelte den Kopf und antwortete nicht. Sie verstärkte den Griff. Nägel schabten durch den Morgenmantel über meine Haut. »Na los, Daye. Rate.«
    »Du verschwindest von hier und lässt mich in Ruhe?«
    Sie lachte. »Ach, komm. Du kannst nicht wirklich so dumm sein, oder?«
    »Tatsächlich glauben die meisten Leute das sehr wohl.« Genau, October. Riskier dem Monster gegenüber eine dicke Lippe. Hervorragende Idee, ganz ehrlich.
    Der Doppelgänger knurrte. Sein Gesicht verzog sich zu etwas weniger Menschlichem. Gut. Je weniger die Kreatur so aussah wie meine Tochter, desto einfacher würde es werden. »Ich werde dich töten. Das ist dir klar, oder?« Sie grub die Nägel in meine Schultern. Ich stöhnte und kämpfte erneut gegen einen Aufschrei an. Ich wollte meine Nachbarn nicht aufschrecken. Sie würden höchstens hereingestürmt kommen und von etwas hingemetzelt werden, von dem sie nicht einmal ahnten, dass es existierte. »Du bist eine tapfere, aber dumme kleine Diebin. Sag mir, wohin du die Lade gebracht hast, und ich lasse dich nicht leiden. Ich reiße dir einfach die Kehle heraus, und du stirbst einen schnellen, barmherzigen Tod. Los, Diebin. Sag es mir.«
    Darum ging es also. Ich hätte es ja wissen müssen. Also schloss ich die Augen, versuchte, mich trotz der Schmerzen zu konzentrieren, und erwiderte: »Tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    Die Kreatur ließ meine rechte Schulter los. Ich hatte kaum Zeit, den Körper anzuspannen, bevor sie mich schlug. Die Nägel zogen vier parallele Linien über meine Wange. Ich ließ die Augen geschlossen und spürte, wie mir das Blut über den Kiefer hinablief.
    »Blutest du süß, Diebin?«, fragte das Wesen und leckte mit der Zunge über die Schnitte. Sein Speichel brannte wie Säure. Wimmernd versuchte ich, mich loszureißen. Die Hand des Doppelgängers senkte sich wieder auf meine Schulter und hielt

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