Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
sogar noch ein Weilchen am Leben lassen und mich ein wenig mit ihr vergnüge n …
    Ich schluckte Galle hinunter und trank einen weiteren Mundvoll. Die Mischung aus Blut und Undinen-Wasser verbrannte mir die Lippen, doch ich achtete gar nicht darauf. Ich musste tiefer vordringen, zu dem, was darunter lauerte. So oder so, ich musste es wissen. Das Blut verhüllte den Geschmack von Rosen beinah, als ich den Atem anhielt und mich an die Erinnerung meines Körpers klammerte, um zu verhindern, dass ich völlig unterging.
    Die Luft war rauchig und von plärrender Musik erfüllt. Was für einen albernen Müll sich die Jugend heutzutage anhört e … »He, wenn ich das mache, bezahlst du mich doch, nicht wahr? Egal, was dabei zu Bruch geht.«
    Devin drehte sich um. Schleimiger Bastard. Keine Ehre unter Dieben; ich weiß, dass man ihm nicht trauen kann, aber die Bezahlung ist so gut. »Bring mir einfach die Lade und einen Beweis, dass sie diesmal wirklich tot ist und nicht bloß irgendwo in einem Teich festsitzt«, sagte er. Sein Lächeln wirkte verbittert, seine Augen waren ausdruckslos.
    Hinter meinem wachsenden Grauen sah ich jene Augen und verstand, dass dies wirklich geschehen war. Ich hatte für Devin gearbeitet, war seine Handlangerin und Geliebte gewesen, und ich wusste, was dieser Blick bedeutet e – wenn Devin ihn aufsetzte, wurde jemand als Verlust abgeschrieben, war jemand bereits so gut wie tot. Und in diesem Fall betraf es mich.
    Devin redete noch, und seine Stimme entfernte sich, als mein Halt um den Zauber nachließ. »Die Winterrose hat es schon einmal geschafft, mich zu überlisten. Toby ist ein kleiner Tölpel, aber sie ist Amandines Tochter. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass sie mir das nicht ruiniert.«
    Leugnen funktionierte nicht meh r – genauso wenig wie das Atmen, als Evenings Fluch ohne Vorwarnung über mich hereinbrach und mich noch tiefer in die Erinnerungen des Meuchelmörders schleuderte, den Devin auf mich angesetzt hatte. Die Erinnerungen an Evenings Tod und meine Verwandlung verhedderten sich wegen des Fluches miteinander, zusammen mit der plötzlichen, verbitterten Ergänzung der Nacht, in der ich dem Volk meiner Mutter nach Faerie gefolgt war. Allein die Last dieses Gedankens genügte, um mich noch tiefer hinabzuziehen, bis ich in einem rosigen Nebel ertrank.
    Drei Tode erwarteten mich: Ich hatte die Wahl zwischen Ersticken, Eisen oder Kugeln. Jeder davon würde mich nach Hause tragen, mein Herz stillstehen lassen und die Schmerzen beenden. Ich brauchte nur aufzuhören, mich zu wehren. Ich könnte mich selbst aus dem Stück schreiben wie vor mir schon Ophelia; es könnte alles vorüber sein. Vielleicht hätte ich weiter gegen die Versuchung anzukämpfen vermocht, wenn der Fluch nicht beschlossen hätte, auf schmutzige Tricks zurückzugreife n … aber wie die Luidaeg gesagt hatte, er war eine wunderbare Arbeit, zudem hatte ich ihn durch meine eigene Torheit über seinen ursprünglichen Zweck hinaus gestärkt.
    Wäre es nicht schön zu bekommen, wonach du gesucht hast? , flüsterte er. Ich kann dir Frieden bescheren. Ich kann dein Flug der Engel sein. Gib einfach auf und lass mich ein.
    Der Geschmack von Rosen erfüllte die Welt. Vielleicht hatte der Fluch ja recht; vielleicht war ich am Ende. Ich hatte getan, wozu ich gebunden worden war. Ich hatte die Mörder oder zumindest denjenigen gefunden, der sie angeheuert hatte. Die Hoffnungslade war bei Tybalt in Sicherheit. Für mich gab es nichts mehr zu tun, und ich hatte kein Zuhause, das ich aufsuchen konnte. Blut und Verrat: Wer braucht etwas anderes? Devin war mein Mentor gewesen, mein Freund und mein Geliebter, und er hatte versucht, mich umzubringen. Er hatte den Tod von mindestens zwei Leuten angeordnet und darüber gelogen, ohne mit der Wimper zu zucken. Nichts war mehr so, wie ich es zurückgelassen hatte; meine Welt war tot. Warum machte ich mir eigentlich noch die Mühe zu kämpfen?
    Ich erschlaffte unter dem Gewicht der Erinnerungen und ließ mich von den Phantomrosen umgarnen. Ich war schon bereit zu sterben, zu schlafen und nicht mehr zu träumen. Keine Träume mehr. Keine Tode mehr. Gar nichts mehr. Die Welt begann hinfortzugleiten.
    Etwas, das zugleich heiß und kalt brannte, traf mich mitten in die Brust. Die Rosen verloren den Halt, als ich keuchend in meinen Körper zurückgeschleudert wurde. Die Schmerzen endeten nicht. Ich schlug die Augen auf, und Lily stand über mir, umklammerte mit einer Hand die andere. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher