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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Freude ist ganz auf meiner Seite, Majestät«, sagte ich, richtete mich auf und blickte dabei stur geradeaus.
    Die Königin stand unmittelbar vor mir.
    Ich hatte nicht damit gerechnet und auch keine Zeit, den Blick abzuwenden, ohne sie zu beleidigen. So zwang ich mich, den Drang hinunterzuschlucken, vor ihr zurückzuschrecken, und sah ihr ins Gesicht. Sie lächelte. Aus ihrer Miene sprach, dass sie wusste, was sie tat, und dass es ihr einerlei war. Schließlich war es ihr gutes Recht.
    Viele Fae-Kinder sind wunderschön, aber bei der Königin reicht es darüber hinaus bis dorthin, wo wunderschön und schrecklich aufeinanderprallen. Es ist schwierig, sie anzusehen und sich auf etwas anderes als darauf zu konzentrieren, sie glücklich machen und zum Lächeln bringen zu wollen. Das ist auch ein Grund, weshalb ich mich ihr nicht nähere, wenn es sich vermeiden lässt. Ich hasse es, zu Dingen gezwungen zu werden.
    Sie trug ein schneefarbenes Samtkleid, das die rosa Töne ihrer Haut betonte und sie davor bewahrte, so zu wirken, als sei sie aus Elfenbein geschnitzt. Ihr silbrig-weißes, glattes Haar ergoss sich bis auf den Boden. Tatsächlich schleifte sie es fast dreißig Zentimeter hinter sich her. Ich habe immer vermutet, dass ihr Haar zumindest teilweise ein Grund dafür ist, weshalb sie den Mugel nie verläss t – fünf Minuten in der Welt der Sterblichen, und ihre Shampoorechnungen würden ins Unermessliche schnellen. Ein schmaler Silberreif prangte auf ihrem Haupt, doch er diente lediglich zur Zierde. Es stand außer Frage, wer hier die Herrscherin war. Ich blieb stehen und musste dabei gegen den Drang ankämpfen, auf ein Knie zu sinken.
    Ihr Kleid wogte wie Wasser, als sie auf mich zukam. Nur ein Reinblut würde als Accessoire das Meer wählen.
    »Was tust du denn hier, October? Du meidest doch meinen Hof, wenn du nur kannst. Das scheint in letzter Zeit auch meist der Fall zu sein. Allmählich dachte ich schon, du hättest womöglich den Weg vergessen.«
    Belüge niemals jemanden, der dich allein dafür einsperren lassen kann, ihn komisch anzusehen. Das ist zwar eine gute Überlebensstrategie, trotzdem konnte ich zumindest versuchen, das Thema zu umschiffen. »Ich lebe derzeit sehr zurückgezogen, Herrin.«
    »Zuerst hört deine Mutter auf, uns ihre Aufwartung zu machen, dann verschwindest auch du in deine eigene kleine Welt. Man könnte meinen, dein Geschlecht habe seine Liebe zu uns verloren.« Ihre Augen verengten sich, während sie mich musterte, eine klare Warnung davor, ihr zu widersprechen.
    »Ich fürchte, mir liegt tatsächlich nicht viel an Eurem Hof, Herrin.« Die Menge rings um uns tuschelte und tat leise Missbilligung kund. Offenheit kann zwar weise sein, aber eine übermäßige Unverblümtheit gehört in Faerie doch keineswegs zu den gesellschaftlich anerkannten Künsten.
    »Langweilen wir dich?«, fragte die Königin, nach wie vor lächelnd.
    »Ihr ängstigt mich.«
    »Ist das besser oder schlechter?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin geschäftlich hier.«
    »Geschäftlich?« Nun grinste sie, unverhohlen belustigt. »Was fü r … Geschäfte führen dich denn her, nachdem du uns so lange gemieden hast? Gibt es etwa noch so eine Fischgeschichte, die du uns erzählen willst?«
    Ich zuckte zusammen. Angesichts dessen, wie mir Tybalt und die Königin zusetzten, kam es einem Wunder gleich, dass ich keine Therapie brauchte. »Ich wünschte, dem wäre so, Majestät. Ich bin wegen Gräfin Winterrose hier.«
    »Wegen Winterrose? Was denn, willst du eine Klage wegen Beleidigung gegen sie einbringen?« Ihr Grinsen blieb, und der Hof rings um uns rumorte vor Mutmaßungen. Wechselbälger verklagen Reinblütler selten wegen Beleidigung. Die Gefechte, die darauf folgen, wenn wir es tun, sind stets lustig anzusehen, blutig und fleischig, und sie enden so gut wie immer tödlich für den Wechselbalg.
    »Nein, Majestät.« Dies ist die Gesellschaft, die Evening und meine Mutter hervorgebracht hat, und jedes Mal, wenn ich mich damit auseinandersetzen muss, werde ich glücklicher, dass sie nicht das Einzige ist, was mich geschaffen hat. »Ich bin hier, weil sie gegangen ist.«
    »Was?« Ihr Lächeln verblasste in Überraschung, und die selbstgefällige Geringschätzung, die aus ihrem Blick sprach, verpuffte.
    Ausnahmsweise empfand ich die überstilisierte Förmlichkeit von Faerie als Segen, denn dadurch musste ich mir keine eigenen Worte einfallen lassen. »Als die Wurzel und der Zweig noch

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