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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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halten. Mir die Füße aufzuschinden war ein geringer Preis, wenn ich dadurch von der Königin wegkam, bevor sie beschloss, mich einzusperren oder, schlimmer noch, mir zu verbieten, mich mit Evenings Ermordung zu befassen.
    Die Luft außerhalb der Höhle erwies sich als so kalt, dass es sich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlte hinauszulaufen. Ich achtete nicht darauf, sondern rannte weiter über den Strand. Erst als ich den Asphalt erreichte, blieb ich gerade lange genug stehen, um die Schuhe wieder anzuziehen. Meine ursprünglichen Kleider waren nicht zurückgekehrt und würden es wohl auch nicht mehr tu n – die Königin ist so mächtig, dass eine Verwandlung unbelebter Gegenstände vermutlich ewig hält. Es war mir egal. Ich rannte weiter.

Kapitel 6
    M ein Wagen war nicht angerührt worden. Ich fischte den Ersatzschlüssel unter der Stoßstange hervor und machte mich am Schloss zu schaffen, bis es mir gelang, das Zittern meiner Finger in den Griff zu bekommen und die Tür zu öffnen. Ich kletterte auf den Fahrersitz und klemmte um ein Haar den Saum meines Kleides in der Tür ein, als ich sie schloss. Evenings Lehnsherrin würde mir also nicht helfen. Allerdings war dies kein Problem der Sterblichen, folglich würde es sich auch nicht mit sterblichen Mitteln lösen lassen. Meine Kamera würde mich diesmal nicht retten. Die Polizei konnte Evenings »Leichnam« untersuchen, solange sie wollte, doch die meisten Fae hinterlassen keine Fingerabdrücke. Man würde nichts finden, was bedeutete, dass es auch nichts geben würde, was ich klauen könnte.
    Ich brachte meine menschliche Tarnung wieder so an, dass ich wie eine übernächtigte Brünette in einem Partykleid aussah, sank auf dem Sitz zurück und setzte eine finstere Miene auf. Ich musste die Dinge aus einer anderen Richtung betrachten. Als Detektivin mochte ich nichts tun können, aber als Ritte r … In Faerie gab es Ressourcen, die in der menschlichen Welt nicht existierten, und dies war immerhin ein Fae-Verbrechen. Ich könnte es lösen, wenn ich die richtigen Zauber fände und die richtigen Gefälligkeiten einforderte. Dennoc h … ich bin nur ein Wechselbalg. Evening war zehn Mal mächtiger gewesen, als ich es je sein werde. Was immer sie überwältigt hatte, hatte nicht bloß Glück gehabt; es musste auch seinerseits außerordentlich stark sein, sonst hätte es sie nicht so verängstigt. Das bedeutete: Ich brauchte selbst mehr Macht, andernfalls hätte ich keine Chance.
    Die Königin um Hilfe zu bitten, nachdem sie mich aus ihrem Mugel geworfen hatte, wäre vermutlich unhöflich genug, um für meinen Tod zu sorgen. Sterben war kein Bestandteil meines Plans zur Lösung des Fall s – schlimm genug, dass es der Preis für Versagen sein könnte. Somit verkörperte die Herrscherin der Nebel tatsächlich eher ein Hindernis, denn geriete ich ihr in den Weg, so bliebe mir keine Zeit zu flüchten. Es gab andere Höfe und Adlige, an die ich mich wenden konnte, aber nur wenige verfügten über die Mittel, die ich brauchte, und von denen, die mir zur Auswahl standen, ließen mich nur zwei nicht kalt. Ich wollte die Geschichte überleben, was sowohl den Blinden Michael als auch die Tarans von den Berkeley-Hügeln ausschloss. Ich zog die Luidaeg in Erwägung, verwarf den Gedanken jedoch so rasch, wie er mir gekommen war. Manche Dinge waren eben noch schlimmer, als zu sterben.
    An Lily konnte ich mich nicht wenden. Ich konnte einfach nicht. Das war nicht so selbstsüchtig, wie es sich vermutlich anhört: Lily ist eine Undine und an ihren Mugel gebunden. Sofern Evenings Mörder nicht im Teegarten saßen und dort ihre nächsten Schritte besprachen, würde sie mir ohnehin nicht helfen können.
    Sylvester hingegen würde mir helfen, wenn ich zu ihm ginge. Er würde sogar darauf bestehen , derjenige zu sein, der mir half, und genau das konnte ich nicht ertragen. Letztlich würde ich ihn aufsuchen müsse n – er musste erfahren, dass Evening gegangen war, und er war mein Lehnsherr; ich hatte die Pflicht, mich zu vergewissern, dass er es wusste. Aber dazu würde ich mich erst in der Lage fühlen, wenn ich sagen könnte: »Schon gut, ich habe Hilfe. Ich brauche dich nicht.« Ich konnte vieles ertragen, nur für die Vorstellung, dass er mich zur Rückkehr zwingen könnte, war ich nicht bereit.
    Wenn ich der Königin nicht vertrauen und mich nicht an Sylvester wenden konnte, blieb mir eigentlich nur eine Möglichkeit. Devin. Devin und das Heim.
    Wegen der neuen Entschlossenheit

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