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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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immer ich diesbezüglich auch empfinden mochte. Ich hatte meine Gelegenheit gehabt, an Bord dieses Schiffes zu gehen, und hatte sie für Cliff und für die Freude ausgeschlagen, eine Fae-Braut zu spielen. Hätte ich dieselbe Chance noch einmal, würde ich dann auch wieder dieselbe Entscheidung treffen? Wahrscheinlich. Bereute ich es trotzdem? Ja, das tat ich.
    »Wir sind, was wir sind«, sagte ich. »Wie geht es Raysel, Connor? Hat sie sich beruhigt?«
    Connor wandte sich ab und beendete damit das Spiel des Lichts auf seinem Gesicht. Sofort fiel es mir leichter zu atmen. »Es geht ihr gut. Und ja, das hat sie.«
    »Gut. Ich hatte schon befürchtet, es könnte ihr etwas fehlen.«
    »Glaubst du etwa, es ist alles in Ordnung mit ihr?« Er hörte sich zugleich verbittert und belustigt an. Eine seltsame Kombination.
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte ich langsam.
    »Du siehst heute reizend aus. Das wollte ich dir unbedingt sagen.« Lächelnd wandte er sich mir wieder zu. »Das ist das erste Mal, dass ich dich in einem Kleid erlebe und du dabei nicht wie ein Bär an einer Leine wirkst. Steht dir gut.«
    Ich wollte nicht, dass er mich so anlächelte. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Ich stand auf, ging zum nächsten Beet von Blutender Liebe und legte die Fingerspitzen auf eine Blume. »Die hier mag ich auch, obwohl sie keine Dornen haben«, sagte ich in der Hoffnung, er werde den Wink verstehen und mich das Thema wechseln lassen. »Sie passen wunderbar zu den Glasrosen. Wachsen sie auch in der Welt der Sterblichen, oder sind sie nur eine weitere von Lunas Schöpfungen?«
    »Es sind Blumen der Sterbliche n – ich glaube, sie nennen sie Fuchsschwänze«, antwortete er und ließ mir meinen erstaunlich offenkundigen Themenwechsel durchgehen. Kluger Junge. »Bei Blaugras bin ich mir nicht siche r – da scheint der Name zu buchstäblich zu sein. Aber die purpurnen Blumen sind ein Gewächs der Menschen.«
    »Sie haben einen so schönen Namen: ›Blutende Liebe‹. Ich frage mich, warum die Menschen sie nicht auch so nennen.« Ich ließ die Finger am Rand der Blume ruhen und senkte den Blick. Alles war besser, als Connor anzusehen.
    »Wer kann die Beweggründe von Menschen schon nachvollziehen?« Ich hörte, wie er aufstand und seine Füße über den Quarzweg schlurften. »Luna hat mir einen Strauß zum Geburtstag geschenk t – eine riesige Vase mit Blutender Liebe, Sterbender Liebe und sechs Arten von Träger Liebe. Wäre sie nicht meine Schwiegermutter, ich würde glauben, es sei ein Wink mit dem Zaunpfahl. Da sie aber meine Schwiegermutter ist , weiß ich es.«
    »Was will sie denn?«, fragte ich, ohne aufzuschauen. »Enkelkinder?«
    »Was würde Luna mit Enkelkindern anstellen? Sie pflanzen?«
    Ich musste kichern. »Stimmt. Weißt du, was sie will?«
    »Ja.«
    »Was?«, fragte ich und sah ihn an.
    Connor wischte sich Dreck von der Hose und schaute überallhin, nur nicht zu mir. »Weißt du, jetzt, wo ich darüber nachdenke, ist Blaugras eigentlich gar nicht blau. Es ist grün. Das muss sie sich einfallen lassen haben.«
    »Conno r – «
    Er hob die Hand. Ich verstummte und beobachtete ihn. Seine robbendunklen Augen musterten mich ernst, als er sagte: »Sie will, dass ich mich in ihre Tochter verliebe.« Plötzlich verbeugte er sich förmlich. »Ich wünsche dir noch einen schönen Nachmittag, Toby. Genieß die Rosen. Das mit Evening tut mir leid.« Damit drehte er sich um, während ich ihn mit offenem Mund anglotzte, ging aus dem Garten und ließ mich allein.

Kapitel 13
    S tille umhüllte mich und verdrängte alles andere. Ich ließ mich wieder auf die Bank fallen und schloss die Hand um die Rosenblüten, die von Connor abgefallen waren. Sie hinterließen brennende Schnitte an meiner Handfläche und meinen Fingern, die zu winzig waren, um zu bluten, aber ausreichten, um es mir zu ermöglichen, mich aus der Benommenheit emporzukämpfen, die Connors Abgang ausgelöst hatte. Ich war hier, um mir Unterstützung bei der Aufklärung des Mordes an einer Freundin zu beschaffen, und nicht, um mich in den Mann einer anderen Frau zu verlieben, umso weniger, da es sich bei der »anderen Frau« um Rayseline Torquill handelte, die rechtmäßige Erbin von Schattenhügel. In Faerie verläuft die Erbfolge an sich nicht linear, aber Sylvester und Luna hatten keine besseren Anwärter.
    Ich war noch nie erpicht darauf gewesen, Feinde in gehobener Position zu sammeln, und hier war ich doch schließlich auch nicht, um mich zu verlieben, sondern

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