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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war.
    Allerdings war er wahrscheinlich nicht so dumm, wie er grobschlächtig war. Den letzten Teil des Piers hatte er sicher nur außer Acht gelassen, weil er am Ufer jemanden postiert hatte, der mich in Empfang nahm, falls ich es unvermutet doch bis dorthin schaffte.
    Vielleicht hatten die beiden Rotschöpfe also gar nicht gemeinsam damit begonnen, vom hinteren Ende des Piers aus nach mir zu suchen, wie ich bisher angenommen hatte. Das hieß, dass einer von ihnen mich da vorn erwartete.
    Wäre ich ein Hund gewesen und Boo ein Mensch, so hätte er mir einen Keks gegeben, mir den Kopf getätschelt und gesagt: »Brav, brav!«
    Ich kletterte übers Geländer des Stegs, ließ mich auf den Querbalken darunter sinken, verlor kurz fast das Gleichgewicht und fand es wieder. Vorsichtig ging ich auf die Mitte des Piers zu.
    Kurz bevor ich die Kreuzung mit dem mittleren Längsbalken erreicht hatte, spreizte ich ein Bein ab und trat auf eine der Schrauben, die in dem senkrechten Stützpfosten daneben steckten. Mit einer Hand griff ich nach einer höher gelegenen Schraube und schwang mich ganz auf den Pfosten.
    Schraube um Schraube kletterte ich bis zu dem Betonpfeiler hinunter, auf dem sich der Pfosten erhob. Dann umklammerte
ich den Pfeiler mit den Beinen und glitt daran hinab, nicht ohne der am Beton haftenden Muschelkolonie erhebliche Verluste zuzufügen. Unten angekommen, landete ich so leise wie möglich in der Mitte des Schlauchboots. Ein Regen aus zerbrochenen Muschelschalen prasselte auf dessen Gummihaut.
    Das Boot schaukelte direkt unter einem der Flutlichter im Wasser. Ich kam mir gefährlich exponiert vor und wollte unbedingt so rasch wie möglich fort.
    Ein Tau führte von einem Ring am Bug zu einer Klampe im Beton, zwei Hörnern aus ramponiertem Stahl, die zwischen den Muscheln herausragten.
    Ich wagte es jedoch nicht, das Boot loszubinden, bevor ich wusste, wie ich gegen die Strömung ankam, die mich aufs Ufer zutragen würde.
    Wenn ich den Motor startete, ließen meine Verfolger bestimmt nicht lange auf sich warten. Da ich als unerfahrener Bootsmann eine gewisse Zeit brauchte, um zwischen den Pfeilern hindurch in offenes Wasser zu gelangen, war ich womöglich nicht außer Schussweite, bevor einer der Kerle hier eintraf.
    Das hieß, mir blieben nur die beiden Ruder. Sie waren mit Klettbändern an einem der Seitenwülste befestigt.
    Weil in dem kleinen Fahrzeug kaum Platz war, handelte es sich um hölzerne Paddel mit ausziehbarem Aluminiumgriff. Mit ein wenig Gefummel und viel Gemurmel - beides Dinge, die ich hervorragend beherrsche - schaffte ich es, die Griffe zu verlängern und zu fixieren.
    Eines der Paddel befestigte ich in der dafür vorgesehenen Dolle an Backbord, das andere behielt ich in der Hand. Weil die ziemlich eng nebeneinanderstehenden Pfeiler es schwierig, wenn nicht gar unmöglich machten, sie zu umfahren,
während ich gegen die Strömung anpaddelte, wollte ich das Boot bis zum Rand des Piers bugsieren, indem ich mich nacheinander an den Pfeilern abdrückte.
    Kurz entschlossen löste ich das Seil von der Klampe. Sogleich begann das Boot aufs Ufer zuzutreiben.
    Bevor der erste Pfeiler außer Reichweite kam, hockte ich mich rasch auf die vordere Bank, packte das Paddel mit beiden Händen und drückte mich damit ab. Ich biss die Zähne zusammen und spürte, wie das Blut in meinen Schläfen pulsierte, während ich mit aller Kraft versuchte, das Boot quer zur Strömung zu bewegen.
    Ein kurzes Stück weit fuhr es auch tatsächlich in die gewünschte Richtung, bevor es wieder mitgezogen wurde. Ich korrigierte den Kurs, indem ich mich vom jeweils nächsten Pfeiler abdrückte. Dabei scharrte zwar das Paddel über den Beton, aber zu kurz und nicht laut genug, um wirklich auffällig zu sein.
    Ganz konnte ich es nicht vermeiden, zum Ufer gezogen zu werden, aber bis dorthin war es noch so weit, dass jemand, der da stand, mich durch die Pfeiler hindurch nicht erkennen konnte.
    Nachdem ich endlich den Rand des Piers erreicht hatte, fixierte ich rasch auch das zweite Paddel in seiner Dolle, um beidhändig quer zur Strömung rudern zu können. Dabei zog ich auf der zum Meer gewandten Seite stärker als auf der anderen.
    Als ich so ins Freie gelangt war, hätte ich mich nicht gewundert, eine Kugel in den Rücken zu bekommen. Falls sie tatsächlich kam, so hoffte ich, dass sie mich nicht verkrüppelte, sondern mich sauber tötete und direkt zu Stormy Llewellyn sandte.
    Während des Katz-und-Maus-Spiels unterhalb des

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