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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wusste ich nicht mehr, aber dieser Vorgang an sich war nicht das Merkwürdige an der Sache.
    Die Weichheit des Gewebes, der Glanz des Stoffes. Der anmutige Faltenfall. Das leichte Flattern der Ärmel und des Saums oberhalb der bloßen Füße …
    Bei ihrer Froschbewegung stießen die Fersen meiner Turnschuhe an etwas, und dann trafen auch meine Hände auf Widerstand. Erschrocken schlug ich um mich, bevor ich merkte, dass da kein Hai war. Ich hatte seichtes Wasser erreicht und kämpfte nur mit dem Sand.
    Auf dem Rücken liegend, drehte ich mich um und stemmte mich in die Nachtluft, die kälter war als das Wasser. In der Entfernung war noch das Tuckern des Außenbordmotors zu hören, während ich durch die flüsternde Brandung und den feinen Meerschaum ans Ufer watete.
    Aus dem weißen Nebel und dem weißen Strand erhob sich eine graue Gestalt, und dann flammte plötzlich direkt vor meinem Gesicht ein grelles Licht auf.
    Bevor ich zurückweichen konnte, schwang die Taschenlampe
nach oben. Offenbar handelte es sich um eines dieser schweren, langstieligen Modelle. Ich wollte mich ducken, aber da kam die Lampe schon wieder heruntergesaust und versetzte mir einen Schlag an die Seite meines Schädels.
    Während der Angreifer auf mich einschlug, bezeichnete er mich als Anus, verwendete dabei jedoch ein weniger fachsprachliches Synonym dieses Körperteils.
    Weil der Kerl direkt vor mir stand, konnte ich trotz des flackernden Lichts erkennen, dass es sich um einen neuen Schurken handelte, nicht um eine der drei üblen Gestalten vom Pier.
    Das Motto von Magic Beach lautete: Jedermann ein Nachbar, jeder Nachbar ein Freund. Das musste der Stadtrat bald mal ändern, etwa in: Pass bloß auf, mit wem du dich einlässt!
    Es dröhnte mir in den Ohren und im Kopf, aber benommen war ich nicht. Ich stürzte mich auf den Angreifer, der zurückwich, und als ich nach ihm griff, schlug er erneut zu, diesmal härter und direkt auf mein Schädeldach.
    Eigentlich hatte ich ihm in die Eier treten wollen, stellte jedoch fest, dass ich auf die Knie gesunken war und damit eine Haltung eingenommen hatte, in der man so etwas nur unter erheblichen Verrenkungen hinbekam.
    Einen Moment lang dachte ich, die Gläubigen würden zum Kirchgang gerufen, aber dann merkte ich, dass es sich bei der Glocke um meinen Schädel handelte, der nun wesentlich lauter dröhnte als vorher.
    Auch ohne meine prophetischen Fähigkeiten wäre mir klar gewesen, dass die Stablampe ein drittes Mal durch die Luft sausen würde.
    Ich sagte ein ziemlich schlimmes Wort.

7
    Da dies bereits mein viertes Manuskript ist, könnte man mich inzwischen als eine Art Schriftsteller bezeichnen. Allerdings wird nichts, was ich geschrieben habe, vor meinem Tod veröffentlicht werden, falls überhaupt.
    Als Schriftsteller weiß ich, dass das richtige Schimpfwort im entscheidenden Augenblick emotional reinigend und spannungslösend wirken kann. Als jemand, der gezwungen ist, praktisch seit frühester Kindheit ums Überleben zu kämpfen, weiß ich allerdings außerdem, dass kein Wort - nicht einmal ein ganz, ganz schlimmes Schimpfwort - einen stumpfen Gegenstand daran hindern kann, dir den Schädel zu spalten, wenn dieser Gegenstand mit Begeisterung geschwungen wird und sein Ziel erreicht.
    Da ich schon durch den zweiten Schlag auf die Knie gezwungen worden war und da mir der Schädel dröhnte, als säße der Glöckner von Notre-Dame darin und würde wie ein Irrer läuten, stieß ich nicht nur das erwähnte Schimpfwort aus, sondern warf mich auch nach vorn und packte den Angreifer an den Knöcheln.
    Der dritte Schlag verfehlte sein Ziel und traf mich stattdessen am Rücken, was sich besser anfühlte als eine brutale Kopfnuss, aber doch wiederum nicht so gut wie eine fachkundige Massage.
    Der Länge nach auf dem Strand liegend, klammerte ich
mich an die Knöchel meines Gegners und versuchte, den Scheißkerl aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Scheißkerl war nicht das Schimpfwort, das ich vorher benutzt hatte. Das war schlimmer gewesen.
    Er stand breitbeinig da, und er war kräftig.
    Egal, ob ich die Augen aufmachte oder schloss, ich sah Spiralen aus Blinklichtern, und irgendwo in meinem Kopf erklang ein schöner alter Schlager. Offenbar war ich fast bewusstlos geschlagen worden und deshalb nicht besonders kräftig.
    Mein Gegner versuchte weiterhin, mich am Kopf zu treffen, aber da er sich außerdem anstrengen musste, nicht umzukippen, gelang es ihm lediglich, drei- oder viermal meine Schultern zu

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